Donnerstag, 25. April 2024

Rückblick: Glücksspielregulierung in Deutschland 2020

deutsche Flagge

Das Jahr 2020 hat zahlreiche Veränderungen für die Glücksspiel-Branche in Deutschland gebracht. Im Januar berichtete die deutsche Nachrichtenagentur dpa, dass sich die Vertreter der Bundesländer über die Legalisierung und Regulierung des Online-Glücksspiels geeinigt hätten.

Der bisher gültige Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) soll ab dem 1. Juli 2021 durch eine grundlegend überarbeitete Form ersetzt werden. Dabei solle der Spielerschutz im Fokus stehen.

Darüber hinaus solle eine Regulierungsbehörde die zentrale Aufsicht über den Glücksspiel-Sektor erhalten und für die Ausstellung von Sportwetten- und Casino-Lizenzen verantwortlich sein. Die Länderchefs stimmten am 12. März dem Entwurf des Glücksspielneuregulierungsstaatsvertrags (GlüNeuRStV) schließlich zu.

Der GlüStV 2021 wurde im Mai 2020 der Europäischen Kommission zur Prüfung vorgelegt. Dies soll die Einhaltung des EU-Rechts und der Regeln des Binnenmarktes gewährleisten. Sollte es keinen Widerspruch geben, dürfte der GlüStV in seiner aktuellen Form im Juli 2021 in Kraft treten.

Rigorose Änderungen für Online-Casinos

Seit dem 15. Oktober werden nicht in Deutschland lizenzierte Online-Glücksspielangebote nicht mehr rechtlich verfolgt. Die Länder hatten sich auf eine Übergangsphase geeinigt. In der Zeit bis zum Inkrafttreten des GlüStV sollen die Betreiber Gelegenheit erhalten, ihre Spielangebote den neuen Regeln anzupassen.

Für die Spieler hat sich seitdem viel geändert, denn die großen Casino-Anbieter haben ihr Portfolio und ihre Funktionen den Vorgaben angeglichen. Das hatte zur Folge, dass die Besucher der Webseiten ein stark reduziertes Portfolio vorfanden.

So gibt es keine progressiven Automatenspiele wie den Mega Moolah und den Arabian Nights Jackpot Slot. Live Casinospiele sowie softwarebasierte Roulette-, Blackjack und Baccarat-Spiele sind ebenfalls verschwunden.

Die Antwort auf die Frage, warum es keine klassischen Tischspiele mehr gibt, liefert § 22a zu virtuellen Automatenspielen:

Virtuelle Automatenspiele, die herkömmlich in Spielbanken veranstalteten Tischspielen mit Bankhalter, insbesondere Roulette, Black Jack oder Baccara, entsprechen, sind unzulässig.

Doch auch die Spielautomaten ohne progressiven Jackpot bieten seit dem 15. Dezember eine gänzlich andere Spielerfahrung. So ist der Höchsteinsatz jetzt 1 Euro. Zudem liegt zwischen den einzelnen Spielrunden eine Pause von fünf Sekunden. Nach einer Stunde muss das Spiel für fünf Minuten pausieren.

Die Option, an mehreren Automaten simultan zu spielen entfällt ebenso wie das automatische Spiel. Das bedeutet, der Spin-Button muss vor jeder Spielrunde betätigt werden.

Die Möglichkeit, die Spiele kostenlos zu testen, gibt es ebenfalls nicht mehr ohne Registrierung. Jeder Spieler, der auf das Spielangebot zugreifen will, muss sich identifizieren. Weiterhin muss der Spieler ein Einzahlungslimit bis zu 1.000 Euro bei der Registrierung festlegen.

Hinzu kommen der sogenannte „Panik-Button“. Einmal betätigt, ist der Spieler für 24 Stunden vom Spiel in der jeweiligen Domain ausgeschlossen.

Erschwerte Bedingungen für Partnerunternehmen

Doch nicht nur für die Spieler hat sich einiges geändert. Auch die Partnerunternehmen sehen sich mit neuen Herausforderungen konfrontiert. So verbietet der neue GlüStV die bisherige Vergütungsform der Affiliates, was in § 5 Abschnitt 6 festgelegt ist:

Für Werbung für Glücksspiele, an denen gesperrte Spieler nach § 8 Absatz 2 nicht teilnehmen dürfen, im Internet, insbesondere in Form von Affiliate-Links, darf keine variable, insbesondere umsatz-, einzahlungs- oder einsatzabhängige Vergütung vereinbart oder gezahlt werden.

Casino-Betreiber und Partnerwebseiten müssen nun eine andere Form der Vergütung vereinbaren.

Mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag soll eine effiziente Kanalisierung der Spieler auf den legalen Glücksspielmarkt erreicht werden. Allerdings gibt es auch kritische Stimmen, die die Effektivität der Vorgaben bezweifeln.

So erklärte Mauro De Frabritiis, der Gründer der Gaming-Beratungsfirma MDF Partners, auf der Gaming in Germany Conference 2020 im Oktober, dass einige Regeln diesem Ziel im Wege stehen könnten.