Donnerstag, 25. April 2024

Russland-Flagge bei Schach-WM verboten

Schachpartie Magnus vs. Nepomnjaschtschi bei Schach-WM 2021 Welt-Anti-Doping-Agentur forderte Entfernung des Wortes „Russland“ beim Auftaktspiel der Schach-WM 2021 (Bild: chess.com/ 1. Partie Magnus vs. Nepomnjaschtschi)

Am Freitag traten der amtierende Schachweltmeister Magnus Carlsen und sein Herausforderer Jan Nepomnjaschtschi zur Auftaktpartie der Schachweltmeisterschaft 2021 in Dubai an. Kurz vor Spielbeginn schaltete sich Medienberichten zufolge jedoch die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) ein. Die Behörde forderte die Entfernung des Wortes „Russland“ von der neben Nepomnjaschtschi angezeigten Flagge.

Der Grund: Russland, das Heimatland des Herausforderers, ist derzeit wegen mutmaßlich staatlich geförderten Dopings von allen Weltturnieren ausgeschlossen. In der Folge dürfen während Turnieren weder die russische Flagge noch das Wort Russland angezeigt werden. Auch die russische Nationalhymne darf nicht gespielt werden. Sportler russischer Nationalität dürfen zwar weiterhin antreten, aber nicht „für ihr Land“ spielen

Die Schachweltmeisterschaft 2021 wird vom 24 November bis zum 16 Dezember in Dubai ausgetragen und parallel zur dortigen Expo organisiert. Um den diesjährigen Preisfonds von 2 Mio. USD spielen der Norweger Magnus Carlsen (30) und der Russe Jan Nepomnjaschtschi (31). Letzterer sicherte sich seinen Platz in der Weltmeisterschaft durch einen Sieg mit 8 ½ Punkten beim Kandidatenturnier Jekaterinburg im April dieses Jahres.

Die ersten drei Partien der Schach-WM endeten je mit einem Unentschieden mit ½ Punkten für jeden der beiden Spieler. Im Rennen um den Titel liegt Carlsen bei den Buchmachern mit Quoten von 1,18 derzeit dennoch klar vorn. Nepomnjaschtschi wird mit Quoten von 4,5 geführt.

Russischer Spieler darf nicht für Russland spielen

Laut chess.com, dem größten Schachserver der Welt, habe Nepomnjaschtschi selbst sich zu keiner Zeit irgendwelcher Doping-Verstöße schuldig gemacht. Die Anschuldigungen gegen sein Heimatland beträfen ihn dennoch. So dürfe er bei der diesjährigen Schach-Weltmeisterschaft nicht im Namen Russlands spielen.

Stattdessen repräsentiere er nun den russischen Schachverband (Федерация шахмат России; CFR). Dies sei per se nicht problematisch, jedoch habe es nach Ansicht der WADA einen kleinen Schönheitsfehler gegeben:

In der beim Turnier angezeigten englischsprachigen Übersetzung des Verbands „Chess Federation of Russia“ wird Russland wortwörtlich genannt. Dies stelle derzeit einen Verstoß gegen die WADA-Regeln dar. Daher seien die Veranstalter des Turniers, der internationale Schachverband FIDE, gebeten worden, sich auf die Initialen CFR zu beschränken.

Für Nepomnjaschtschi sei der Vorfall durchaus ärgerlich gewesen. Nach der Partie kommentierte er gegenüber der Presse:

Offensichtlich ist es nichts Gutes, wenn man ohne die gewohnte Flagge oder die gewohnte Hymne spielt, aber während einer Schachpartie denkt man natürlich nur an seine Züge. Allgemein ist es aber wirklich frustrierend. Praktisch ist das Land nicht gesperrt, aber die Hymne und Flagge müssen ersetzt werden. Das ist ziemlich traurig.

FIDE indes sei über den Eingriff der WADA überrascht gewesen. So habe der Verband im Vorfeld mehrmals nachgefragt, ob Nepomnjaschtschi offiziell den CFR repräsentieren dürfe. Anscheinend habe es jedoch bei den Details zur Namensnennung ein Missverständnis gegeben, erklärt der ebenfalls russische FIDE-Präsident Arkadi Dworkowich gegenüber den Medien.

Der Verband werde sich im weiteren Turnier-Verlauf an die Vorgaben der WADA halten. Schließlich drohten andernfalls potenziell empfindliche Strafen.