Freitag, 26. April 2024

Schweden: Gesperrte Spieler als Zielgruppe illegaler Online-Casinos

Spelinspektionen Spelpaus.se

Die schwedische Glücksspielaufsicht Spelinspektionen warnt derzeit vor nicht lizenzierten Online-Casinos, die gezielt Problemspieler anwerben. Wie die Behörde im Gespräch mit dem schwedischen Nachrichtenportal News55 erklärt, würben einige Anbieter unverblümt damit, nicht lizenziert zu sein und somit Angebote ohne Einschränkungen zur Verfügung stellen zu können.

Die Casinos sprächen dabei insbesondere all jene Spieler an, die mit großer Wahrscheinlichkeit zur Gruppe der Risiko- oder Problemspieler gehörten. So sei die Behörde beispielsweise auf folgende Werbebotschaft gestoßen:

Suchen Sie wie viele andere Schweden nach einem Casino ohne Lizenz? Haben Sie vielleicht eine Spielpause beantragt, die sie nun bereuen, weshalb Sie jetzt nach einem Online-Casino suchen, in dem Sie trotzdem spielen können? Dann sind Sie bei uns genau richtig!

Die illegalen Anbieter würden ihre Webseiten gezielt so optimieren, dass sie bei einer Google-Suche mit Stichworten wie „Casino ohne Lizenz“ oder „Trotz Spielpause spielen“ weit oben angezeigt würden.

Für gesperrte Problemspieler und Spielsüchtige entstehe dadurch ein doppeltes Risiko. Nicht nur erhielten sie trotz ihrer selbst gewählten Spielsperre Zugang zum Glücksspiel, sondern sie begäben sich somit auch auf Webseiten, die anders als lizenzierte Online-Casinos keine Einsatz- oder Zeitlimits vorgäben.

Viele Anbieter in der rechtlichen Grauzone

Camilla Rosenberg, die Geschäftsführerin der Glücksspielaufsicht, erklärt gegenüber der Zeitung, dass sich die Behörde des Problems bewusst sei und nach Lösungen suche.

Spelinspektionen ist der Ansicht, dass es überaus unangemessen ist, schutzbedürftige Personen in Versuchung zu führen, zu spielen, obwohl sie entschieden haben, sich über das Selbst-Sperr-Tool Spelpaus.se aufzuschließen. Wir hoffen, dass wir dieses Risiko mit neuen Tools künftig minimieren können.

Nichtsdestotrotz sei es schwer, gegen die nicht lizenzierten Anbieter vorzugehen. In vielen Fällen sei es rechtlich nicht eindeutig, ob ein Anbieter tatsächlich gegen das Gesetz verstoße oder welches Gesetz Anwendung finde. Spelinspektionen unterscheide dabei zwischen „roten“ und „gelben“ Anbieter.

Die eindeutig „roten“ und damit illegalen Anbieter seien beispielsweise Glücksspielfirmen, die nur auf Curaçao lizenziert seien. Um eine Lizenz des niederländischen Überseegebietes zu erhalten, müssten sie diese lediglich formell beantragen. Ein Nachweis von Spielerschutzmaßnahmen und ähnlichem werde nicht verlangt.

Seit Anfang 2019 habe die Spelinspektionen zirka 130 Webseiten gesperrt, die nur mit einer Lizenz aus Curaçao betrieben würden.

Handeln kooperierende Spielentwickler illegal?

Schwieriger gestalte es sich bei den „gelben“ Anbietern. Dies seien beispielsweise EU-lizenzierte Online-Casinos und/oder Anbieter, die mit schwedischen Zahlungsanbietern wie Trustly und Zimpler kooperierten.

Obwohl sie nicht über eine schwedische Lizenz verfügten, böten sie Casino-Spiele von anerkannten und lizenzierten Anbietern wie NetEnt und Evolution Gaming an. Rein rechtlich sei in diesem Zusammenhang auch unklar, ob sich die Spielentwickler durch die Kooperation mit nicht-lizenzierten Online-Casinos ihrerseits in die Illegalität begäben.