Freitag, 19. April 2024

Mafiöses Glücksspiel: Sizilianische Polizei deckt illegale Online-Casinos auf

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Die Anti-Mafia-Einheit der Polizei von Catania, Sizilien, hat ein großflächiges Netzwerk illegaler Online-Glücksspiele und Online-Wetten aufgedeckt. Im Rahmen der Polizeiaktion „Àpate“ seien 38 stationäre Wettbüros im Raum Catania und den angrenzenden Provinzen durchsucht und 65 Personen angeklagt worden. Dies berichtete die Zeitung Meridio News am Donnnerstag [Seite auf Italienisch].

Ein Großteil der Angeklagten gehöre zu diversen mafiösen Clans oder pflege engen Kontakt zu diesen. Der „Chef“ des illegalen Glücksspiel-Netzwerkes stehe in freundschaftlicher Verbindung zu Mitgliedern der catanesischen Clans Santapaola und Cappello.

Die Clans Santapaola-Ercolano und Cappello gelten als die zwei mächtigsten Mafia-Clans im westlichen Teil Siziliens und konkurrieren miteinander. Während der Clan Cappello keiner größeren mafiösen Organisation angehört, ist Santapaola-Ercolano Teil der Cosa Nostra.

Mit Unterstützung der Clans habe er in bereits konzessionierten Wettbüros in den Provinzen Catania, Agrigent, Messina, Syrakus und Enna seine illegalen Glücksspiel-Terminals aufgestellt. Die Inhaber der Spielstätten seien, wo anders nicht möglich, durch Erpressung oder Einschüchterung zur Kooperation genötigt worden.

Illegale Online-Casinos und Kredite

Die Glücksspiel-Terminals hätten es Besuchern der Wettbüros ermöglicht, auf verschiedenen Online-Glücksspiel-Webseiten zu spielen. Konkret habe die Polizei fünf Plattformen aufdecken können: Asso, Vegas, Vegasbet, Netslot.net und Imperium-Games.net.

Für keine dieser Webseiten habe die nötige staatliche Lizenzierung vorgelegen. Um die Geldflüsse zu verschleiern, hätten die Spieler vor Ort in bar für ihr Online-Glücksspiel bezahlt.

Das Online-Glücksspiel ist in Italien bereits seit 2010 legal. Für die Lizenzvergabe ist die italienische Zollverwaltungsbehörde (Agenzia delle Dogane e dei Monopoli, ADM) zuständig. Derzeit listet die Behörde auf ihrer Webseite insgesamt 114 aktive Lizenznehmer. Viele von ihnen halten Lizenzen über mehrere Webseiten für Sportwetten, Casinospiele oder Poker.

Den Spielern seien zum Teil auch Kredite für ihr Spiel gewährt worden, was im legalen Glücksspielsektor des Landes gänzlich verboten sei. Beim Eintreiben der geliehenen Gelder seien „mafiöse Inkasso-Methoden“ angewandt worden, so die Ermittler.

30 Mio. Euro beschlagnahmt

Bei ihrer Durchsuchung der 38 betroffenen Wettbüros habe die Polizei Güter, Immobilien, Bankkonten und Bargeld im Wert von zusammengenommen 30 Mio. Euro beschlagnahmt.

Der Chef und sein Sohn seien vorläufig festgenommen worden, gegen zwölf weitere Personen sei ein Hausarrest ausgesprochen worden. Die restlichen der 65 Angeklagten blieben vorerst auf freiem Fuß.

Indes kooperiere die Polizei von Catania auch mit den spanischen Polizeibehörden. So solle sich der Inhaber eines der Wettbüros kürzlich nach Katalonien abgesetzt haben. Die Ermittlungen liefen weiter.