Donnerstag, 18. April 2024

Spanien verbietet Wetten auf Events mit minderjährigen Teilnehmern

Jugendliche Fußball|Fußballspieler Raúl Bravo

Die spanische Glücksspielbehörde Dirección General de Ordenación del Juego (DGOJ) veröffentlichte am Montag einen Beschluss, der es Buchmachern untersagt, Wetten auf Sportveranstaltungen anzubieten, an denen Minderjährige beteiligt sind.

Das Wettverbot betrifft sowohl Sportveranstaltungen, an denen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren teilnehmen, als auch gemischte Veranstaltungen, an denen volljährige und minderjährige Sportler beteiligt sind.

Laut DGOJ soll diese Maßnahme dazu beitragen, den Betrug und die Entwicklung von problematischem Spielverhalten zu verhindern, Minderjährige zu schützen und die Rechte der Teilnehmer an Sportveranstaltungen zu wahren. So wurde als Grund für den Beschluss angegeben:

„Erstens, wegen der Notwendigkeit, eine scharfe Trennung zwischen dem Bereich der Minderjährigen und allen Arten von Wetten zu ziehen, um zu vermeiden, dass die Minderjährigen die Risiken des Glücksspiels verharmlosen.“

Zweitens wolle man damit sicherstellen, dass die Teilnahme an Sportveranstaltungen eine gesunde Entwicklung der Persönlichkeit ermögliche, ohne dass hierbei das Risiko entstehe, dass diese mit wirtschaftlichen Interessen Dritter zusammenträfen.

Die neuen Bestimmungen treten in Kraft, sobald eine Veröffentlichung des Beschlusses im Staatsanzeiger, dem Boletín Oficial del Estado, erfolgt ist. Das Erscheinungsdatum ist hierbei noch nicht bekannt.

Wetten auf Sportevents mit Minderjährigen

Die Entscheidung für den Beschluss fiel, nachdem Untersuchungen der DGOJ ergeben hatten, dass von allen Sportevents, auf die im Jahr 2018 gewettet werden konnte, mehr als 5 Prozent auf Wettkämpfe entfielen, bei denen die Mehrheit der Spieler minderjährig waren. Dies entspricht 1,03 Prozent aller im Jahr 2018 angebotenen Wetten.

Fußballspieler Raúl Bravo

Der Fußballer Raúl Bravo ist einer der Federführer des Wettskandals, der als Operation Oikos bekannt ist und den gesamten spanischen Profi-Fußball erschüttert. (Bild: Wikipedia)

Fußball war dabei die führende Sportart. Hierbei konnte 2018 auf insgesamt 874 Spiele mit Minderjährigen gewettet werden. Im Volleyball waren es 639 Spiele, im Basketball 474 Spiele.

Zudem entfielen 17,86 Prozent der angebotenen Wetten auf Sportveranstaltungen unter Beteiligung Minderjähriger auf Hockey, 11,11 Prozent auf Wasserball, ebenfalls 11,11 Prozent auf Tischtennis und 10,92 Prozent auf Eishockey.

Laut DGOJ sei der Anteil der Sportveranstaltungen unter Beteiligung Minderjähriger relativ hoch. Es handele sich in erster Linie um bei den Spaniern besonders beliebte Sportarten, es seien aber auch Events zu finden, die den weniger beliebten Sportarten zuzurechnen seien.

Einrichtung einer Kommission zur Bekämpfung von Spielmanipulation

Der Beschluss kommt nur wenige Wochen, nachdem die spanische Regierung der Einsetzung einer Kommission Bekämpfung der Spielmanipulation zustimmte. Die Kommission soll Aktionspläne zur Aufdeckung, Verhinderung und Bekämpfung illegaler Aktivitäten im Bereich der Sportwettkämpfe und des Wettbetrugs entwickeln.

Dem Beschluss, eine nationale Kommission zur Bekämpfung der Spielmanipulation zu gründen, sind einige Wettskandale im Profifußball vorausgegangen. Der wohl bekannteste von ihnen ist die Operation Oikos. Im Mai wurden 21 Spieler und Vereinsfunktionäre der ersten bis dritten Liga festgenommen, weil sie in Spielabsprachen verwickelt gewesen sein sollen. Die Köpfe des kriminellen Netzwerkes, das Geld mit geschobenen Fußballpartien gemacht habe, seien die Fußballspieler Carlos Aranda und Raúl Bravo gewesen.

Der Ermittlungsbericht, an den die spanischen Medien gelangt sind, umfasst 1.000 Seiten, die unzählige Namen und Hypothesen rund um den Wettskandal enthalten. Anstoß der Untersuchung hatte des Zweitligatreffen zwischen dem SD Huesca und dem Gimnàstic de Tarragona [Seite auf Spanisch] im Mai 2018 geliefert, bei dem die Uefa ungewöhnliche Geldflüsse feststellte. Die Wetteinsätze waren damals 14-mal so hoch wie sonst üblich. Die Untersuchungen in dem Fall dauern noch immer an und es ist bislang noch nicht geklärt, wie viele Spiele manipuliert worden sind.

Die Gründung der Kommission zur Bekämpfung der Spielmanipulation wurde von den Ministerien für Finanzen, Inneres und Kultur sowie für Sport unterstützt. Die Kommission zielt darauf ab, kriminelle Praktiken durch ein koordiniertes Vorgehen aller Kommissionsmitglieder sowie unter Mitwirkung von bekannten Persönlichkeiten aus dem Sportbereich zu bekämpfen.

Die Regierung habe es für nötig gehalten, einen formalisierten Kooperationskanal zwischen Behörden, Sportorganisationen und Wettkampfveranstalten und Vertretern des Glücksspielsektors einzurichten. Beteiligt sind an der Kommission Vertreter der DGOJ, der Nationalpolizei, der Zivilgarde, des Obersten Sportrates sowie Organisatoren von Sportwettbewerben und Vertreter aus dem Wettsektor.

Die genaue Nennung der Mitglieder der Kommission wird voraussichtlich im September erfolgen. Zu dieser Zeit soll auch der Arbeitsplan veröffentlicht werden. Gleichwohl wird es angesichts des Sittengemäldes, das der Fall Oikos gezeichnet hat, lange dauern, bis der spanische Fußball und mit ihm der spanische Sport seine Integrität wiederherstellen kann.