Donnerstag, 25. April 2024

Gemeinsame Konferenz: UEFA und EUROPOL sagen Spielmanipulation den Kampf an

UEFA EUROPOL Spielmanipulation Konferenz Verantwortliche Die Verantwortlichen zeigten sich zuversichtlich mit Blick auf den gemeinsamen Kampf gegen Spielmanipulation im Fußball (Quelle:europol.europa.eu)

Am gestrigen Dienstag trafen sich Vertreter von Fußballverbänden und Strafverfolgungsbehörden zur Ersten internationalen Konferenz zu Spielmanipulationen im Fußball von UEFA und EUROPOL. Auf der Agenda standen die Analyse der aktuellen Bedrohungen der Integrität des Sports sowie Fragen der Prävention und der gemeinsame Kampf gegen kriminelle Strukturen.

Konferenz gegen Spielmanipulation im Fußball

An der eintägigen Veranstaltung nahmen offiziellen Angaben zufolge 109 Experten aus 49 Ländern teil. Der europäische Fußballdachverband UEFA und die gemeinsame Strafverfolgungsbehörde der Europäischen Union hatten zur Konferenz in den EUROPOL-Hauptsitz im niederländischen Den Haag geladen.

Bei den Teilnehmenden handelte es sich laut Pressemitteilung um hochrangige Vertreter von Strafverfolgungs- und Justizbehörden sowie nationalen Fußballverbänden.

EUROPOL UEFA Konferenz Spielmanipulation Fußball

UEFA und EUROPOL luden zur ersten internationalen Konferenz zu Spielmanipulationen im Fußball (Quelle:europol.europa.eu)

Ziel der Konferenz sei die Stärkung der Zusammenarbeit von Fußball und Strafverfolgung im Kampf gegen Spielmanipulation und Wettbetrug. Hierzu gehöre unter anderem die Früherkennung verdächtiger Wettmuster und der erleichterte Austausch von Informationen.

Angelo Rigopoulos, geschäftsführender Direktor Integrität und Regulatorisches der UEFA, erklärt hierzu:

Die erste gemeinsame internationale Konferenz von Europol und der UEFA ist ein bedeutender Schritt im Kampf gegen Spielmanipulationen und ein starkes Signal, dass beide Organisationen gewillt sind, ihre Kräfte zu bündeln und alles in ihrer Macht Stehende zu unternehmen, um diesem Phänomen entgegenzuwirken.

Dies unterstreicht auch Vincent Ven, Leiter der UEFA-Abteilung zur Bekämpfung von Spielmanipulation. Er betont, dass der europäische Fußball und die Strafverfolgungsbehörden mehr denn je zusammenhalten und sich gegenseitig unterstützen müssten. Nur so könne es gelingen, den beliebten Sport vor „dem Übel“ der Manipulation zu schützen.

Pandemie verschärfte Risiko von Spielmanipulation

Burkhard Mühl, Leiter des Europäischen Zentrums für Finanz- und Wirtschaftskriminalität (EFECC), führt in einem Statement aus, dass die Strukturen, die hinter der Spielmanipulation stünden, zuletzt einen deutlichen Aufschwung erlebt hätten.

Torwart vor dem Abstoß

Die Fälle von Spielmanipulation im Fußball mehren sich (Quelle: unsplash.com/Emilio Garcia)

So häuften sich die Fälle von vermuteter und belegter Spielmanipulation im Fußball. Dies liege auch daran, dass das organisierte Verbrechen schnell verstanden habe, dass sportliche Akteure aufgrund Pandemie-bedingter Einbußen in finanzielle Schieflagen geraten seien. Dies habe „Spieler, Trainer, Schiedsrichter und sogar Vereinsoffizielle“ anfälliger für Anwerbeversuche gemacht.

Bei Erfolg generierten die Hinterleute des Betrugs enorme Gewinne dadurch, „das Unvorhersehbare vorhersehbar zu machen“, so Mühl.

Monitoring-Unternehmen registrierten während der Pandemie einen deutlichen Anstieg verdächtiger Partien im Fußball. So gab die International Betting Integrity Association (IBIA) in ihrem im Januar veröffentlichten Jahresbericht bekannt, mit 66 Begegnungen im Jahr 2021 die bislang höchste Anzahl gemeldeter Fußballspiele in einem Jahr verzeichnet zu haben.

Das Schweizer Unternehmen Sportradar spricht in seinem Bericht „Betting Corruption and Match-fixing in 2021“ sogar von 201 verdächtigen Rasenpartien. Dem Anbieter von Sportintegritätslösungen, der auch Partner der UEFA ist, zufolge sollen kriminelle Strukturen im vergangenen Jahr weltweit rund 165 Mio. EUR allein aus Wettgewinnen auf manipulierte Sportveranstaltungen erwirtschaftet haben.

Wie die Verantwortlichen der Anti-Spielmanipulation-Konferenz mitteilen, arbeite Mühls EFECC unter dem Dach von EUROPOL mit Strafverfolgungsbehörden aus der gesamten EU zusammen. Dies diene der Aufdeckung der kriminellen Strukturen hinter „millionenschweren Betrugsfällen“ im Sport.

Zudem unterhalte die UEFA ein Expertenteam, das sich vordringlich der Vorbeugung von Spielmanipulationen und illegalen Wettaktivitäten widme. In das Netzwerk eingebunden seien auch 55 Integritätsbeauftragte von Vereinen und Verbänden.

Ob es sich bei der gestrigen Konferenz um den Auftakt einer möglicherweise jährlich stattfindenden Veranstaltung handelte, ließen die Verantwortlichen bislang offen. Das öffentlichkeitswirksame Treffen der Vertreter aus Sport und Strafverfolgung am EUROPOL-Sitz dürfte jedoch als deutliches Signal in Richtung der Organisatoren von Spielmanipulation und Wettbetrug gewertet werden.