Dienstag, 23. April 2024

Spielsüchtiger plünderte seine eigene Wohltätigkeits­organisation

Birmingham Innenstadt am Fluss

Der Gründer der Birminghamer Wohltätigkeitsorganisation Action 4 Bullying (Aktion gegen Mobbing) hat sich am Donnerstag wegen schweren Betruges vor Gericht verantworten müssen. John Fisher (36) soll von den Konten der Organisation, die von privaten und öffentlichen Spenden finanziert worden war, insgesamt 75.000 GBP abgezweigt haben.

Wie die Tageszeitung BirminghamLive am Sonntag berichtete, habe er mit dem Geld unter anderem seine Spielsucht finanziert. Noch bis kurz vor seiner jüngsten Verhandlung soll Fisher seine Unschuld beteuert und von einer Verschwörung gegen ihn gesprochen haben.

Das Gericht habe ihm jedoch keinen Glauben geschenkt und ihn zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt.

Wehrlosen Kollegen zum Komplizen gemacht

Fisher hatte die Organisation im Jahr 2014 gemeinsam mit David Turner (28) gegründet, um Kindern zu helfen, die von Mobbing betroffen sind. Turner selbst soll in der Vergangenheit ebenfalls Opfer von Mobbing gewesen sein und sich so zu der Wohltätigkeitsarbeit inspiriert gefühlt haben.

Doch Fisher habe ihn wissentlich manipuliert und so zum Mittäter seines Betruges gemacht. Turner, der unter einer Lernschwäche und gesundheitlichen Problemen leide, habe geholfen, die Gelder abzuzweigen und deren Verbleib zu verschleiern.

Richterin Sarah Buckingham erklärte Fishers Verbrechen für unentschuldbar. Ihm gegenüber äußerte sie sich daher harsch:

Die allgemeine Bevölkerung muss darauf vertrauen können, dass die Gelder, die sie an Wohltätigkeitsorganisationen spenden, wirklich dort hingelangen, wo sie hingehen sollen. Die Menschen müssen den Organisationen, an die sie spenden, vertrauen können, aber mit Ihren Handlungen haben Sie dieses Vertrauen gebrochen.

Gegenüber Turner hingegen zeigte sie Nachsehen und verurteile ihn lediglich zu 100 Sozialstunden und einer auf Bewährung ausgesetzten Freiheitsstrafe von zwei Jahren.

Spenden von der Nationallotterie angenommen

Auch die neue Erkenntnis, dass Fisher seit Jahren unter Spielsucht leide und maßgeblich aus diesem Grund Gelder entwendete, sei in diesem Fall nicht als mildernd zu werten.

Von besonderer Ironie sei jedoch, dass Action 4 Bullying unter anderem hohe Spendenbeträge von Großbritanniens größtem staatlichen Glückspielunternehmen, der Nationallotterie, angenommen habe.

Laut Angaben der Lotterie [Seite auf Englisch] unterstützte diese bisher bereits insgesamt 565.000 Projekte mit 40 Mrd. GBP. Im Geschäftsjahr 2018/19 seien 1,654 Mio. GBP in den National Lottery Project Fund geflossen. 40 % davon seien an verschiedene Wohltätigkeitsorganisationen gespendet worden.