Dienstag, 08. Oktober 2024

Kampf gegen illegales Glücksspiel: Stadt Hamm verschrottet manipulierte Spielautomaten

manipulierte Spielautomaten Verschrottung Hamm Game Over für 36 manipulierte Spielautomaten In Hamm (Quelle:twitter.com/@hamm_stadt)

Die Stadt Hamm hat am gestrigen Mittwoch drei Dutzend manipulierte Spielautomaten verschrottet. Die illegalen Geräte waren im vergangenen Jahr bei Razzien in Gaststätten sichergestellt worden. Pro Gerät, so die Verantwortlichen bei der medienwirksam inszenierten Vernichtung, sei von Einnahmen in Höhe von jährlich rund 100.000 EUR auszugehen.

Game Over für manipulierte Spielautomaten

Immer wieder machen Fälle von illegalem Glücksspiel im nordrhein-westfälischen Hamm Schlagzeilen. Mit der öffentlichen Verschrottung der Spielautomaten lieferte die Stadt selbst Bilder, die den Erfolg der Behörden im Kampf gegen das kriminelle Geschäftsfeld illustrieren sollen.

Neben Vertretern von Polizei und Ordnungsamt war bei der Aktion auch der Oberbürgermeister der Stadt Hamm vor Ort. Marc Herter (SPD) erklärte im Gespräch mit dem Westfälischen Anzeiger (WA):

Wir leisten damit natürlich einen Beitrag gegen Steuerhinterziehung auf der einen Seite, Manipulation der Automaten, also Abzocke der Spielerinnen und Spieler, die davorsitzen, und illegales Glücksspiel, das sich letztendlich auch auf Spielsucht auswirkt, weil alle Prävention, die ansonsten die Glücksspielgesetze gewähren, die gelten [sic!] natürlich in den illegalen Spielhöllen nicht.

Die Geräte seien 2021 an nur drei Kontrolltagen in kleineren Gastro-Betrieben beschlagnahmt worden. Die Vernichtung erfolge, um sicherzustellen, dass die illegalen Automaten nie wieder zum Einsatz kämen.

Bilder und Videos zeigen, wie der Greifer eines Baggers die Geräte zunächst packt und dann unsanft in den dafür vorgesehenen Container verfrachtet. Weiteres Spiel definitiv ausgeschlossen.

Massive Marge durch Manipulation

Bei den illegalen Spielautomaten handele es sich um Altgeräte aus dem europäischen Ausland. Im Gegensatz zu legalen lizenzierten Geräten böten sie Betreibern die Möglichkeit, ihre Gewinne durch Softwaremanipulation massiv zu steigern.

So sei es unter anderem möglich, die Automaten so einzustellen, dass sie bei Einzahlung großer Scheine zunächst veritable Gewinne ausspuckten, um eine „Glückssträhne“ zu suggerieren.

Laut Arndt Borgmann, Mitarbeiter des Ordnungsamtes Hamm, seien Verluste in Höhe von 20.000 EUR pro Stunde an derart manipulierten Maschinen keine Seltenheit. Hinzukämen greifbare Gefahren wie Stromstöße nach dem unsachgemäßen Umgang mit den Automaten.

Hinter dem Geschäft mit den illegalen Spielautomaten steckt den Behörden zufolge eine große kriminelle Energie. Auf gängigen Auktions- und Privatverkaufsplattformen im Internet werden die Geräte oft für Summen im niedrigen vierstelligen Bereich angeboten. Experten gehen pro Gerät von monatlichen Einnahmen zwischen 10.000 und 15.000 EUR aus. Betreiber müssen mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen. Gastronomen droht zudem eine Gewerbeuntersagung.

Illegales Glücksspiel im Visier der Fahnder

Borgmann betont, dass die Stadt weiter gezielt und rigoros gegen das illegale Glücksspiel vorgehen werde. Hierbei helfe der neue Glücksspielstaatsvertrag, der den Weg für eine intensivere Zusammenarbeit zwischen Polizei, Zoll, Ordnungs- und Finanzamt geebnet habe.

Dennoch bleibe die Bekämpfung der illegalen und manipulierten Spielautomaten eine große Herausforderung. Durch die hohe Lukrativität und große kriminelle Energie der Akteure sowie die leichte Verfügbarkeit der Geräte werde deren Einsatz wohl „nicht aussterben“.

Selbst bei erfolgten strafrechtlichen Konsequenzen führten Täter ihre Geschäfte oft durch Strohmänner weiter. So könne laut Borgmann davon ausgegangen werden, dass in zuvor einschlägig aufgefallen Betrieben bereits wieder entsprechende Geräte aufgestellt worden seien.