Samstag, 05. Oktober 2024

Glücksspiel und Alkohol: ein Teufelskreis der Wechselwirkungen? 

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Das Zentrum für Glücksspiel-Recherche (Center for Gambling Research, CGR) der kanadischen Universtity of British Columbia hat in dieser Woche eine neue Studie zum Effekt von Alkohol auf die Entscheidungen von Glücksspielern publiziert.

Den Forschungsergebnissen zufolge bedingten sich der Alkoholkonsum und das Glücksspiel gegenseitig in negativer Weise. Vor allem die Einsatzbereitschaft nach Verlusten sei in alkoholisiertem Zustand deutlich erhöht.

Irrationale Entscheidungen des Glücksspiels

Seit Jahren widmet sich eine Teildisziplin des Psychologischen Instituts der University of British Columbia der umfangreichen Forschung zum Thema Glücksspiel. Besonders interessant für die Wissenschaftler ist die Ergründung möglicher Ursachen und Auslöser für problematisches Spielverhalten.

In seiner jüngsten Studie hat sich das Zentrum für Glücksspiel-Recherche [Seite auf Englisch] erneut mit dem Thema Alkohol und Glücksspiel auseinandergesetzt. Schwerpunkt der Untersuchung war der Einfluss von Alkohol auf als „irrational“ anerkannte Entscheidungen während des Glücksspiels.

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Beeinflusst Alkohol die irrationalen Entscheidungen beim Glücksspiel? (Bild: PxHere/CC0 Public Domain)

Das Institut definiert „irrationale Entscheidungen“ dabei als unbegründete Prognosen über den Ausgang der nächsten Glückspielrunde.

Demnach gingen beim Roulette bspw. viele Spieler davon aus, dass die Kugel nach fünf Runden auf Schwarz beim nächsten Mal sehr wahrscheinlich auf Rot liegenbleiben werde.

Da diese Rechnung rein mathematisch nicht aufgehe, handle es sich um eine unbegründete Annahme, die zu irrationalen Entscheidungen führen könne. Um zu erfahren, ob Alkohol dieses Verhalten bestärkt, führten die Forscher einen spezifischen Roulette-Test durch.

Die Testgruppe bestand aus 46 männlichen Studenten, die bereits Erfahrungen sowohl mit Alkoholkonsum als auch mit dem Glücksspiel gemacht hatten. Die Teilnehmer wurden per Zufallsprinzip in zwei Gruppen aufgeteilt.

Eine Gruppe habe Cocktails mit Vodka, Tonic und Bitter Lemon erhalten, die andere Gruppe lediglich eine Mischung aus Tonic und Bitter Lemon. Aufgrund der geringen Menge von Vodka pro Getränk hätten die Teilnehmer der Alkohol-Gruppe vom Geschmack her nicht feststellen können, welcher Gruppe sie angehörten.

Gemessen am Körpergewicht der Teilnehmer hätten die Forscher jedoch sichergestellt, dass die Menge konsumierten Alkohols für eine leichte Intoxikation ausreichen würde.

Stärkere Gefühlsreaktionen auf Verluste

Die Teilnehmer seien dann aufgefordert worden, an einem Computer Roulette zu spielen und dabei lediglich auf Schwarz oder Rot zu setzen.

Geld und Spielkarten

Alkoholisierte Teilnehmer setzten insgesamt nicht mehr Geld (Bild: MaxPixel, CC0 Public Domain)

Zunächst hätten die Forscher entgegen ihrer Erwartungen festgestellt, dass die ohnehin „irrationalen Entscheidungen“ nicht durch den Einfluss von Alkohol verstärkt würden. Auch die Summe des im Spiel gesetzten Geldes habe sich nicht merklich von der Gruppe der nicht-alkoholisierten Teilnehmer unterschieden.

Einen deutlichen Einfluss scheint der Alkohol dennoch gehabt zu haben. Demnach hätten die Forscher beobachtet, dass die alkoholisierten Teilnehmer anders auf Verluste reagierten als die nicht-alkoholisierten.

Während beide Gruppen nach einem Gewinn ihrem Spielmuster treugeblieben seien, habe die Gruppe der alkoholisierten Spieler nach einem Verlust höhere Einsätze getätigt als die Kontrollgruppe.

Das passe auch zu den Studienergebnissen von Blankenship et al. (2007), French et al. (2008), Griffiths et al. (2010), die jeweils eine größere Bereitschaft zur Teilnahme am Glücksspiel nach Alkoholkonsum belegt hätten.

Mehr Alkohol nach dem Glücksspiel

Auf Basis vieler vorheriger Studien sei jedoch davon auszugehen, dass sich Alkoholkonsum und Glücksspiel oft gegenseitig bedingen und verstärken. Es handle sich demnach um einen Teufelskreis, deren Ursprung oft schwer zu finden sei.

Mann trinkt Alkohol aus Flasche

Erhöhter Alkoholkonsum nach der Teilnahme am Glücksspiel (Bild: MaxPixel, CC0 Public Domain)

Im August letzten Jahres hatte das CGR daher bereits eine Studie in entgegengesetzter Richtung durchgeführt. Die Forscher wollten herausfinden, ob Menschen nach dem Glücksspiel mehr Alkohol konsumierten als ohne das Spiel.

Die damaligen Tests bestanden aus einer vermeintlichen „Bierprobe“ und einem kostenlosen „Alkoholbuffet“. In beiden Fällen wurde die eine Hälfte der Teilnehmer gebeten, Online Spielautomaten zu spielen, während die andere Hälfte Fernsehen schaute.

In beiden Gruppen hätten die Teilnehmer, die zuvor Glücksspiele gespielt hätten, deutlich schneller und insgesamt eine höhere Anzahl alkoholischer Getränke konsumiert als die Kontrollgruppe.

Für die Forscher des CGR bestehe kein Zweifel an den Wechselwirkungen zwischen Glücksspiel und Alkohol. Es sei demnach wünschenswert, künftig strengere Regeln für den Verkauf von Alkoholika an Orten des Glücksspiels einzuführen.

Weniger leicht zu kontrollieren sei hingegen die Kombination von Alkoholkonsum und Online Glücksspiel im privaten Raum. Diesbezüglich müsse allgemein für ein für Aufklärung in der Bevölkerung gesorgt werden.