Mittwoch, 24. April 2024

Illegales Glücksspiel in NRW: Die Suche nach Spielautomaten in Hinterzimmern

Polizeiauto NRW VW Die Polizei in NRW entdeckt viele illegale Spielautomaten nach Hinweisen aus der Bevölkerung (Bild: PxHere)

Illegale Spielautomaten in deutschen Hinterzimmern haben in letzter Zeit immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Das Ausmaß des illegalen Glücksspiels scheint dabei von Bundesland zu Bundesland, bzw. auch von Stadt zu Stadt zu variieren. Einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht der Neuen Westfälischen zufolge beschäftigen sich auch die Polizeistellen in Ostwestfalen-Lippe (OWL) seit Jahren mit dem illegalen Automatenspiel.

Wer suchet, der findet?

Wie viele illegal betriebene Geldspielgeräte es in der Region gebe, sei nur schwer abzuschätzen. So entdeckten die Behörden immer wieder nicht konzessionierte Automaten in Gaststätten oder diversen „Hinterzimmern“. Wie hoch darüber hinaus jedoch die Dunkelziffer sein könne, sei unklar.

Laut der kürzlich veröffentlichten Feldstudie „Einblicke in den illegalen Glücksspielmarkt 2021“ könnte in ganz Deutschland knapp jeder dritte Spielautomat in Betrieb illegal sei. Studienleiter Jürgen Trümper, Geschäftsführer des Arbeitskreises gegen Spielsucht, habe insgesamt 1.408 Spielhallen, Wettbüros, Vereine und gastronomische Betriebe in 150 Kommunen aus 13 Bundesländern aufgesucht. In 44,5 % der Einrichtungen habe er nicht konzessionierte Automaten vorgefunden.

Auch gebe es innerhalb der Region große Unterschiede. Auf Nachfrage der Neuen Westfälischen bei verschiedenen Kommunen habe sich Folgendes gezeigt: Die Polizei in Gütersloh und Herford habe im letzten Jahr weniger als eine Handvoll Fälle registriert.

Im Kreis Minden-Lübbecke seien es acht Fälle gewesen. Laut Angaben der örtlichen Polizei sei dies jedoch ein starker Anstieg, denn 2020 habe sie lediglich einen illegalen Automaten beschlagnahmt.

Die höchste Zahl nicht konzessionierter Spielautomaten habe die Polizei von Paderborn aufgespürt. Im Rahmen zweier größerer Polizeiaktionen seien 2021 insgesamt 41 Fälle registriert worden. Im Jahr davor seien es lediglich vier gewesen.

Die Zahl der Fälle könne somit unmittelbar davon abhängen, wie viele Kontrollen stattfänden. Laut Angabe der Polizeistellen basiere ein Großteil der Kontrollen dabei auf konkreten Hinweisen aus der Bevölkerung. Eine Sprecherin der Polizei Herford habe hierzu erklärt:

Werden dort illegale Geldspielgeräte gefunden, werden diese versiegelt und müssen von der Polizei sichergestellt werden.“

Besucher von Spielhallen oder anderen Etablissements, in denen Spielautomaten aufgestellt seien, könnten illegale Geräte oft leicht identifizieren, so die Polizeistelle. In der Regel fehle das Zulassungszeichen oder dieses sei abgelaufen. Ebenfalls fehlten Prüfplaketten und vom Gesetz vorgesehene Aufdrucke oder angehängte Broschüren mit Spielerschutz-Hinweisen.

Zu wenig Privatsphäre an legalen Spielautomaten?

Behörden und Experten seien sich indes uneinig darüber, ob der Trend des illegalen Automatenspiels auf- oder abwärts gehe. Wie auch Trümper in seiner Feldstudie mahnte, verliere das legale Spiel am Automaten aufgrund zunehmender Spielerschutz-Anforderungen an Attraktivität.

Viele empfänden die heute gesetzlich vorgeschriebenen Identitäts-Kontrollen als einen unverhältnismäßigen Eingriff in die Privatsphäre. Für Spieler, die lieber anonym spielen wollten, seien illegale Spielautomaten im Hinterzimmer von Kneipen oder Vereinen daher eine attraktivere Alternative.

Spielerhilfen und Suchtberatungsstellen fordern daher verschärfte Kontrollen und höhere Strafen. Gleichzeitig mahnen Suchtexperten jedoch, dass das illegale Automatenspiel längst zum kleineren Übel geworden sei. Besorgniserregender seien die Gefahren aus dem Online-Glücksspiel.

Eindeutige Statistiken über das Online-Spielverhalten der Deutschen gibt es dabei nicht. Trotz Inkrafttreten des Glücksspielstaatsvertrages im Juli 2021 gibt es nach wie vor keine legalen Online-Casinos in Deutschland, da noch immer keine Lizenzen erteilt worden sind.