Donnerstag, 28. März 2024

Kritik am neuen Glücksspielstaatsvertrag aus Sicht der Spielsuchtexperten

Hände am Laptop

Seit Bekanntwerden der ersten Details des von den Ländern geplanten Glücksspielneuregelungsstaatsvertrags (GlüNeuRStV) wird die Kritik immer lauter.

Prof. Dr. Gerhard Meyer und Dr. Tobias Hayer, Spielsuchtexperten der Bremer Fachstelle für Glücksspielsucht, haben sich in einer Stellungnahme dazu geäußert, ob die Neuregelung des deutschen Glückspiels ausreichende Maßnahmen für den Spielerschutz bereithält.

In ihrer Analyse kommen sie zu dem Schluss, dass verschiedene Paragrafen des Vertragsentwurfes unzulänglich oder gar kontraproduktiv seien, um Spieler in Deutschland zu schützen.

Gefährliche Spielanreize im Online Glücksspiel

Zu kritisieren sei zunächst das geplante Einsatzlimit von 1.000 Euro pro Monat. Spielern werde suggeriert, dass es „sozial akzeptabel“ sei, eine so hohe Summe innerhalb eines Kalendermonats zu verspielen.

Auch das Limit von einem Euro pro Spiel sei viel zu hoch angesetzt. An einem echten Spielautomaten könne man schließlich maximal 20 Cent für einen Spin ausgeben. Online Spielautomaten sollten sich genau daran orientieren.

In dem Zusammenhang sei es auch nötig, die möglichen Gewinne zu drosseln. Die Aussicht, mit nur einem Euro Einsatz beispielsweise 50.000 Euro gewinnen zu können, schaffe einen enormen Anreiz, in Online Casinos zu spielen, statt in einer Spielhalle sein Glück zu versuchen.

Die Experten erklären:

Gewinne in dieser Größenordnung […] sind mit einer unmittelbar stimulierenden Wirkung verbunden, fördern die Jagd nach einem Verlustausgleich (Chasing-Verhalten) und erhöhen damit nachhaltig das Suchtpotenzial des virtuellen Automatenspiels.

Es sei daher wichtig, einen Höchstgewinn festzulegen, der keinen Vermögenswert darstelle.

Nicht nur haben die Experten eine kritische Einstellung gegenüber der Legalisierung von Online Casino Spielen, sie warnen auch vor der Neuregelung von Online Sportwetten. Beispielsweise empfehlen sie, Live Wetten weiterhin gänzlich zu verbieten

Ein Online Glücksspielmonopol als Alternative?

Insgesamt bewerten Meyer und Hayer den derzeitigen Vertragsentwurf als unzureichend, was den effektiven Spielerschutz betrifft. In einigen Punkten solle sich Deutschland an anderen europäischen Ländern orientieren.

Zum Vorbild nehmen könne man das Kreditkartenverbot in Großbritannien und die personengebundenen Spieler-Identifikations-Karten in Norwegen. Auch Maßnahmen gegen das illegale Online Glücksspiel, bspw. das Blockieren von Webseiten wie in der Schweiz, seien zu empfehlen.

Doch auch Deutschlands bisherige Regelung des legalen Glücksspiels, sprich der staatlich geführten Lotterien und Sportwetten, halte ein sinnvolles Konzept für ein legales Online Glücksspiel bereit:

So könne ein staatliches Monopol über sämtliche Online Glücksspiele für deutlich effektiveren Spielerschutz sorgen, da bei privaten oder börsenorientierten Unternehmen eindeutig die Gewinnoptimierung im Vordergrund stehe.

Ob die Minister der Länder sich das Dokument der Experten zu Herzen nehmen werden, bleibt abzuwarten.