Dienstag, 16. April 2024

Glücksspiel-Gegner Tom Watson wird Berater des Glücksspiel-Giganten Flutter Entertainment

Tom Watson

Das Glücksspiel-Unternehmen Flutter Entertainment hat den ehemaligen stellvertretenden Vorsitzenden der britischen Labour Partei und Anti-Glücksspiel-Aktivisten Tom Watson als Berater engagiert.

Dies gab das Unternehmen, das unter anderem bekannte Marke wie Betfair und Paddy Power betreibt, am Donnerstag in einer Pressemitteilung [Seite auf Englisch] bekannt.

Zu Watsons Aufgaben werde gehören, alle Geschäftsbereiche des Unternehmens zu prüfen, vom Betrieb der Online-Plattformen bis hin zum Marketing und zur Schulung der Mitarbeiter.

Der ehemalige Labour-Politiker solle Flutter dabei unterstützen, Wege zum Schutz der Kunden auszuarbeiten, um ein sicheres und unterhaltsames Spielerlebnis garantieren zu können. Auch solle Watson bei der Erstellung von Richtlinien in Bezug auf Marketing, Kundensupport und Maßnahmen gegen Geldwäsche mitwirken.

Watson kommentierte:

[Flutter] hat mich überzeugt, dass sie es ernst meinen. . .. Sie lassen mich direkt ins kalte Wasser des Unternehmens springen und lernen, wie sie arbeiten, und sie lassen mich meine ungeschminkten Gedanken über ihre Arbeit äußern.

Watson fügte hinzu, dass der Job nur funktionieren könne, wenn „auf beiden Seiten gute Absichten“ bestünden.

Tom Watsons Feldzug gegen die Glücksspiel-Branche

Watson, der von 2001 bis 2019 als Abgeordneter für West Bromwich East fungierte, war lange Zeit eine führende Stimme bei der Forderung nach Veränderungen im britischen Glücksspielsektor.

Nachdem das Glücksspiel unter Tony Blair im Jahre 2005 liberalisiert worden war, kam es zu einer rasanten Ausbreitung von Online-Wetten und Spielautomaten in den Wettbüros.

Tom Watson: Vom Politiker zum Fitnesstrainer

Watson trat im November 2019 von seinem Sitz in West Bromwich East zurück und beschloss, nicht mehr bei den Wahlen zu kandidieren. Grund dafür waren unter anderem häufige Meinungsverschiedenheiten mit dem Labour-Vorsitzenden Jeremy Corbyn. Nach seinem extremen Gewichtsverlust strebte er einen Laufbahnwechsel an und ließ sich zum Fitnesstrainer umschulen.

Er war ein früher Befürworter einer Reihe von regulatorischen Änderungen in der Branche. So legte er Pläne für die Einführung von Einzahlungslimits und die Reduzierung der Spielgeschwindigkeit vor.

Weiterhin strebte er ein Zahlungsverbot für Kreditkarten im Glücksspiel und Werbebeschränkungen für die Branche an. Die Betreiber erklärten sich im vergangenen Jahr freiwillig zu Werbebeschränkungen bereit und führten das sogenannte „Whistle-to-Whistle“-Verbot für Glücksspielwerbung bei Live-Sportübertragungen ein.

Im Hinblick auf die rasante Entwicklung der Technologie beschrieb er als einer der ersten den 2005 Gambling Act als „analoge Gesetzgebung, die nicht für das digitale Zeitalter geeignet ist“. Dieser Anstoß wurde von allen politischen Parteien aufgegriffen.