Freitag, 26. April 2024

UEFA: Antidoping-Gipfel zum Kampf gegen Doping im Fußball

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UEFA: Antidoping-Gipfel zum Kampf gegen Doping im Fußball

Vor einigen Tagen fand in London der erste Antidoping-Gipfel der UEFA statt, zu welchem mehr als 150 Delegierte aus aller Welt anreisten. In Vorträgen und offenen Diskussionen beschäftigten sich die Symposiums-Teilnehmer mit vergangenen Erfahrungen, aktuellen Problemen und zukünftiger Prävention.

Doping auch im Fußball ein großes Problem

Das Thema Doping ist in jeder professionellen Sportart allgegenwärtig und auch im Profifußball kam es schon des Öfteren zu diversen Skandalen und nachfolgenden Disqualifizierungen. Erst letzte Woche machte Real Madrid Star Sergio Ramos Schlagzeilen wegen angeblicher Verstöße gegen die UEFA Anti-Dopingregeln.

Sergio Ramos

Dopingvorwürfe gegen Sergio Ramos (Bild: Wikipedia)

Was das Ansehen des internationalen Fußballes betrifft, kann das Doping zu einem unschönen Schönheitsfehler werden, dem insbesondere die Veranstalter der großen Wettbewerbe entgegenwirken und bestenfalls vorbeugen wollen.

Gemeinsam mit der schweizerischen Universität Neuenburg und dem World Anti-Doping Commentary Project (WADC) hat die UEFA aus diesem Grund den ersten Anti-Doping Gipfel zusammengerufen.

Neben den Hauptorganisatoren (Angelo Rigopulos, Michele Bernasconi, Professor Antonio Rigozzi, Emily Wisnosky) kamen verschiedene Antidoping-Experten internationaler Sportverbände, Wissenschaftler, Kriminologen, Juristen, Bildungsexperten und Sportler zusammen.

Neue Regeln und härtere Strafen müssen her

Ein wichtiger Themenpunkt war dabei, zwischen absichtlichem und unbeabsichtigtem Doping zu unterscheiden und gezielter gegen jene Sportler vorzugehen, die bewusst zur eigenen Leistungssteigerung Substanzen einnehmen.

Eine Übersicht über vergangene Dopingfälle habe dabei gezeigt, dass es oft in Unwissenheit der Sportler bei der Einnahme von kontaminierten Nahrungsergänzungsmitteln zu Verstößen komme.

Doch auch Freizeitdrogen seien vermehrt bei Sportlern entdeckt worden, wobei jedoch das größte Problem der Trend zu „ausgeklügelten Dopingmethoden“ darstelle, welche sich schwerer nachweisen lassen. Gerade für diese schwerwiegenden absichtlichen Fälle, müsse man dringend neue Regeln und Programme erstellen.

Seit 2003 wurden im Rahmen des WADA-Codes offizielle Antidoping-Vorschriften aufgestellt, welche seither jedes Jahr überarbeitet und verschärft wurden. Das 44-seitenlange Dokument regelt, wie Doping zu definieren ist, welche Substanzen illegal sind, in welcher Form Tests durchgeführt werden und welche Strafen bei positivem Ergebnis zu verhängen sind.

Fraglich sei nämlich, ob die aktuellen Regeln und die damit einhergehenden potentiellen Strafen für genügend Abschreckung unter Sportlern sorgen würden. Bei zu geringen Strafen könnten Sportler nämlich die Risiken, überführt zu werden, abwägen und in Kauf nehmen wollen.

Oft handele es sich nämlich lediglich um Geldstrafen im unteren vierstelligen Bereich, welche den Top verdienenden Sportlern kaum ein Problem bereiteten.

Meldepflicht von Spieleraufenthalten

Neben der Einführung härterer Strafen und der Sensibilisierung insbesondere junger Sportler auf das Thema war auch die Meldepflicht in Bezug auf Dopingfälle und die Aufenthaltsorte von Spielern ein wichtiger Punkt auf der Tagesordnung.

Zunächst einmal sollen Spieler und Mannschaftsbetreuer künftig diskret über eine neu eingerichtete Plattform Verdachtsfälle melden können, damit entsprechende Überprüfungen und Dopingtests gezielter durchgeführt werden können. Die UEFA betonte dabei, dass die Meldungen sehr vertraulich behandelt werden würden.

Meldepflichtig seien des Weiteren auch die Aufenthaltsorte aller Spieler, die an offiziellen Turnieren und Wettkämpfen teilnehmen. Dadurch soll gewährleistet werden, dass Dopingproben jederzeit ohne Ankündigung durchgeführt werden können und nicht wie gewöhnlich unmittelbar vor und nach Spielen, wenn die Spieler mit diesen rechnen und sich entsprechend darauf vorbereiten könnten.

Caroline Thom, Managerin für Rechtsfragen im Integritätsbereich der UEFA, erläuterte dazu:

Wir haben ein für den Fußball geeignetes Team-Meldepflicht-System entwickelt. Es ist praktisch und effizient und ermöglicht uns, die Angaben zum Aufenthaltsort jedes Spielers der Mannschaft für jeden Tag der Woche zu erhalten, und erfüllt somit die Anforderungen des WADA-Codes. Zudem teilen wir die Angaben zum Aufenthaltsort der Mannschaften mit den nationalen Antidoping-Organisationen.

Der Zeitpunkt einer Dopingkontrolle kann dabei sehr entscheidend sein, da verschiedene Substanzen unterschiedlich lang nachweisbar sind. Während manche Substanzen nur zwischen 12 und 14 Stunden im Körper bleiben, halten sich andere über mehrere Tage, wie beispielsweise Anabolika.

UEFA prüft mit eigenen Kontrolleuren

Während die UEFA sich sehr intensiv auf vielen Ebenen im Kampf gegen Doping im Fußball einsetzt, brachten einige Kritiker und Zweifler schon häufiger den nicht ganz unberechtigten Einwand hervor, dass sämtliche Kontrollen hausintern und eben nicht von unabhängigen Institutionen durchgeführt werden.

Die UEFA verfügt in der Tat über ihre eigenen Dopingkontrolleure (DCOs), welche innerhalb eines UEFA Trainingsprogram ausgebildet und regelmäßig weitergebildet werden. Derzeit werden 55 Kontrolleure aus 27 verschiedenen Ländern beschäftigt. Diese entstammen verschiedenen medizinischen Hintergründen, spezialisieren sich aber innerhalb der UEFA Ausbildung auf Doping im Sport.

Bei den Dopingkontrollen, zu welchen sich jeder an UEFA Turnieren teilnehmende Sportler verpflichtet, werden meist Urinproben genommen oder Blutuntersuchungen durchgeführt.

Konsequenzen auch Jahre später möglich

Spieler verpflichten sich des Weiteren, bei der UEFA einen sogenannten „biologischen Athletenpass“ zu hinterlegen. In diesem sind die Normalwerte von Blut und körpereigenen Steroiden verzeichnet, welche dann mit den aus den Kontrollen erhaltenen Werten verglichen werden können.

Blutprobe Blutentnahme

Spieler verpflichtet zur Blutabgabe (Bild: torange)

Sämtliche Proben werden für bis zu zehn Jahre eingelagert, damit auch lange nach der Entnahme noch Tests durchgeführt werden können, wenn beispielsweise neue verbesserte Analyseverfahren geschaffen wurden.

Da auf rechtlicher Ebene das Doping innerhalb von zehn Jahren längst nicht verjährt ist, kann im Ernstfall auch Jahre nach dem ursprünglichen Dopingfall ein Strafverfahren begonnen werden.

Letzte offizielle Zahlen belegen, dass in der Fußballsaison 2015/16 ganze 4.784 Proben gesammelt und eingelagert worden sind. Für die nächste Europameisterschaft werden mit hoher Wahrscheinlichkeit noch mehr Tests durchgeführt.

Sportwettten nach Doping ungültig?

Wenn ein Dopingskandal ans Licht kommt, sorgt dies nicht nur unter den Turnierteilnehmern und Organisatoren für großen Unmut und Ärgernis, sondern auch bei den unzähligen Fans, die spannende und vor allem faire Spiele genießen möchten.

Interessant wird die Angelegenheit, wenn Tore oder Siege nachträglich annulliert werden, denn in diesen Fällen werden in der Theorie auch die Gewinne oder Verluste aus Sportwetten ungültig.

Derzeit gibt es allerdings keine einheitlichen Regelungen darüber, ob Gewinne wieder eingezogen werden, bzw. doch noch ausgezahlt werden, weshalb jeder Buchmacher dies für sich selbst festlegen muss. Einige große Online Wettanbieter wie 888 oder Bet365 haben für diesen Fall individuelle Klauseln in ihren AGBs.

In den AGBs des Online Buchmachers ugabet heißt es beispielsweise:

Wenn das Endergebnis eines Events offiziell verkündet wurde und Gewinne ausbezahlt wurden, werden keine Änderungen aufgrund von Protesten, Doping, etc. in Betracht gezogen. Der Wettanbieter bemüht sich, immer gemäß dem korrekten Ergebnis auszuzahlen und auch die Fehler offizieller und autorisierter Quellen zu umgehen.

Fälle, in denen Buchmacher Gelder zurückverlangen, sind nicht bekannt und würden in der Tat für sehr schlechte Publicity dieser Anbieter sorgen. Was jedoch geschehen kann, ist, dass die Wettanbieter noch nicht ausgezahlte Gewinne einbehalten, falls das Endergebnis sehr früh widerrufen wird.

Einige Buchmacher zeigen sich in derartigen Szenarien aber besonders gern großzügig und geben das eingesetzte Echtgeld der Kunden, die durch den Dopingfall verloren haben, vollständig zurück, indem die Wette offiziell für ungültig erklärt wird.

Während dies also insgesamt gute Nachrichten für Sportwetten-Liebhaber sind, bleibt Doping ein unschönes Nebenphänomen im Sport und nicht zuletzt die treuen Fans fühlen sich mit jedem aufgedeckten Fall zurecht enttäuscht.