Freitag, 06. Dezember 2024

UK Gambling Commission präsentiert Gesundheits-Studie zum Spielverhalten

Spieler in Spielhalle|Lottoschein

Die britische Glücksspiel-Kontrollorganisation Gambling Commission (GC) hat eine Studie zu den gesundheitlichen Auswirkungen des Glücksspiels veröffentlicht. Ein weiterer Fokus der Analyse liegt auf Daten zum Glücksspiel in Großbritannien. Demzufolge haben im letzten Jahr 57 % der Briten über 16 Jahre mindestens einmal gezockt. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Rückgang von beachtlichen 6 %.

Auf der Beliebtheitsskala rangieren Lotterien mit 41 % ganz oben. Sie werden gerne von 35- bis 64-Jährigen gespielt, während Rubbellose, die von den 25- bis 34-Jährigen präferiert werden, insgesamt auf 21 % kommen.

Das für England so typische Bingo bringt es auf 5 %, wobei dessen Popularität in der Altersklasse der ab 55-Jährigen besonders groß ist. Die Organisatoren der Studie fanden heraus, dass es Sportwetten auf gut 8 % bringen, wobei Fußball und Pferderennen besonders beliebt sind. Die Zahl der Briten, die in Online Casinos spielen, liegt demnach bei 9 %.

Kritik an Sportwetten-Sponsoren der Premier League
Während die Zahl der Spielsüchtigen in Großbritannien konstant bei geschätzten 430.000 Betroffenen liegt, wird Kritik an Sportwetten-Anbietern laut. Der Vorsitzenden des staatlichen Gesundheitssystems NHS, Simon Stevens, klagte, dass sich die zumeist ausländischen Unternehmen nicht an den Kosten für einen 10 Millionen Pfund schweren Fonds zur Unterstützung der karitativen GambleAware-Organsiation beteiligen. Diese hat sich auf die Betreuung von Spielsüchtigen spezialisiert. So wurde von der NHS gerade in London eine speziell auf deren Behandlung ausgerichtete Klinik eröffnet.

Statt ihren Beitrag zu leisten, würden die Buchmacher Millionen in ihre Sponsorings von Premier League-Clubs pumpen, um auf den Trikots der Vereine werben zu dürfen. Nach seiner Aussage tragen sie damit zu der Glücksspielsucht-Problematik bei, drücken sich aber davor, für die Kosten aufzukommen, die durch die Behandlung der spielsüchtigen Patienten entstehen. Diese Ausgaben müssten deshalb vom NHS und damit letztendlich dem Steuerzahler getragen werden. Stevens kritisiert, dass sich die Firmen mit ihrer Weigerung aktiv ihrer Verantwortung für die Betroffenen und die Gesellschaft entziehen.

Spielsüchtige leben ungesünder

Neben den Fakten zur Verbreitung des Glücksspiels untersuchte die Studie die gesundheitlichen Auswirkungen der Spielsucht. Die Gefahr steigt dabei mit der wachsenden Glücksspiel-Aktivität des Einzelnen, wobei es zu Einschränkungen beim physischen und psychischen Wohlbefinden der Betroffenen kommt.

Dies liegt zum einen an dem Stress, den das Spiel an sich und seine finanziellen sowie sozialen Folgen auslösen. Zum anderen tritt bei den Betroffenen ein signifikant höherer Alkoholkonsum auf – mit den entsprechend negativen Wirkungen auf die Gesundheit.

Die GC ermittelte, dass 6.6 % der Briten ein niedriges bis mittleres Risiko haben, spielsüchtig zu werden. Bei 1,2 % besteht bereits ein problematisches Spielverhalten mit erhöhter Suchtgefahr, während 0,7 % als spielsüchtig eingeschätzt werden. Diese Zahlen sind seit 2012 stabil. Der GC-Vorsitzende Tim Miller sagt zu der Studie:

Um Glücksspiel sicherer zu machen ist es wichtig, den Anteil der Betroffenen und die Auswirkungen auf ihre Gesundheit zu kennen. Die Zahl der Gefährdeten ist momentan relativ stabil, aber wir wollen die Quote in Zukunft signifikant reduzieren.

Die Analyse zeigt, dass auch junge Leute im Alter von 16 bis 24 Jahren recht häufig spielen. In dieser Altersgruppe liegt der Anteil der Menschen, die zumindest gelegentlich zocken, bei 46 %.

Obwohl der Wert unter denen der älteren Altersklassen liegt, ist er für die GC Anlass genug, sich intensiv um den Schutz der jungen Spieler zu kümmern. Deshalb wurde erst im vergangenen Juni ein neuer Plan zum Schutz von Minderjährigen präsentiert.

Glücksspiel auch in Deutschland quer durch alle Schichten verbreitet

Lottoschein

Lotto ist auch in Deutschland sehr beliebt (Bild: welt.de)

Auch hierzulande erfreuen sich die unterschiedlichen Glücksspiel-Varianten großer Beliebtheit in allen Altersklassen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ermittelte 2016, dass etwa 78 % der 16- bis 65-Jährigen mindestens einmal gespielt haben. Der Anteil der Männer liegt dabei mit 82 % über dem der Frauen, von denen 73 % Erfahrung mit dem Glücksspiel vorweisen können.

Am populärsten ist dabei die klassische Lottovariante „6 aus 49“, die von circa 57 % der Bundesbürger mindestens einmal im Leben genutzt wurde. Ähnlich wie in Großbritannien folgen die Rubbellose mit 38 % sowie die Lotterien Spiel 77 und Super 6 mit 31 %. Zudem haben gut 19 % der Deutschen ihr Glück schon einmal an einem Spielautomaten versucht.

Umsatzträchtige Branche
Die große Verbreitung von Lotto und Co. schlägt sich auch in den Einnahmen der Branche nieder. 2016 betrug der Gesamtumsatz der deutschen Glücksspiel-Industrie stattliche 16,4 Milliarden Euro, wobei die deutschen Lottogesellschaften mit 9,6 Milliarden Euro den Löwenanteil einstrichen. Bei diesen Zahlen verwundert es nicht, dass beinahe die Hälfte der Deutschen in jedem Monat Geld für irgendeine Form des Glücksspiels ausgibt.

Der Großteil belässt es bei moderaten monatlichen Beträgen von bis zu 20 Euro. Allerdings lassen sich 5 % ihr Hobby zwischen 50 und 100 €Euro pro Monat kosten, während weitere 4 % sogar über 100 Euro springen lassen. In dieser Klasse ist die Gefahr einer Spielsucht bereits verhältnismäßig groß, weshalb die BZgA und auch der Gesetzgeber verstärkt Anstrengungen unternehmen, die mit dem Glücksspiel verbundenen Gefahren einzudämmen.

Gefahr der Glücksspielsucht

Die BZgA förderte bereits 2016 in einer breit angelegten Untersuchung zu Tage, dass 0,79 Prozent der Befragten ein problematisches oder pathologisches Glücksspiel-Verhalten aufwiesen. Hochgerechnet auf Deutschlands 16- bis 70-jährige Bevölkerung wären dies immerhin etwa 400.000 bis 650.000 Menschen, die von der Sucht betroffen sind.

Durchschnittlich sind dabei Männer, insbesondere im Alter von bis zu 25 Jahren und mit niedrigem Bildungsstatus sowie Migrationshintergrund besonders gefährdet. Und auch Jugendliche sind von der Problematik betroffen: Bei den 14- bis 15-Jährigen spielen immerhin 8,5 % regelmäßig; ein Wert, der bei 16- und 17-Jährigen sogar auf fast 11 % steigt. Aus diesem Grund hat die BZgA – ähnlich wie die GC in Großbritannien – ihr Informations- und Beratungsangebot für Jugendliche in den letzten Jahren stark ausgeweitet.