Freitag, 29. März 2024

Millionendeal abgelehnt? Twitch-Streamer Unge kritisiert Online-Casino-Werbung

Streaming Equipment Unter den Twitch-Streamern herrscht Uneinigkeit beim Thema Online-Casino-Werbung (Quelle: unsplash.com/Ella Don)

Der deutsche Twitch-Streamer Unge positioniert sich klar gegen eine Zusammenarbeit mit der Casino-Branche. In einem seiner jüngsten Streams erklärte der reichweitenstarke Influencer, eine Kooperation mit einem Glücksspiel-Betreiber abgelehnt zu haben, die ihm knapp 5 Mio. EUR hätte einbringen können.

Dabei sparte der 31-Jährige, der mit bürgerlichem Namen Simon Wiefels heißt, auch nicht mit Kritik an Influencer-Kollegen, die entsprechende Deals wahrnehmen.

Online-Casino-Werbung per Influencer-Marketing

Das Thema Online-Casino-Werbung hat sich in der deutschen Streaming-Welt zum Dauerbrenner entwickelt. Mit der Legalisierung des Glücksspiels im Internet scheinen Betreiber verstärkt auf Influencer-Marketing zu setzen. Dies zumindest legte Streamer Unge in einem gestern auch auf YouTube geteilten Twitch-Livestream nahe.

So erklärte der Content-Creator seinen 1,3 Mio. Twitch-Followern, dass aktuell „jeder, der nur irgendwie Reichweite und Zuschauer“ habe, Anfragen aus der Industrie zur Zusammenarbeit erhalte.

Millionenschwere Online-Casino-Deals

Konkrete Kritik richtete Unge bei seinem Casino-Talk in Richtung zweier Streamer, mit denen er eigentlich gut bekannt sei. So hätten neben vielen anderen auch die Twitch-Akteure Kevin OrangeMorange Bongers und Theo Scurrows Bottländer mit dem zweifellos lukrativen Streaming von Casino-Inhalten begonnen.

Unge, der wie die beiden Genannten auf Madeira lebt, gehe davon aus, dass die Deals den Streamern jeweils zwischen einer halben und einer Million EUR eingebracht haben dürften. Rechengrundlage seien unter anderem diverse Angebote, die er selbst erhalten habe.

So habe er selbst in der Vergangenheit eine Glücksspiel-Kooperation in Höhe von knapp 5 Mio. EUR angelehnt. Der wiederum auf Twitch noch deutlich reichweitenstärkere und wiederholt für seine Casino-Inhalte in die Kritik geratene Marcel Eris alias MontanaBlack hatte jüngst sogar von Deals in zweistelliger Millionenhöhe gesprochen.

Glücksspiel, Vodka, Heroin

Er könne durchaus nachvollziehen, wenn Kollegen durch das Geld aus der Glücksspiel-Industrie geblendet seien, so Unge. Dennoch halte er es für hochproblematisch, dem Publikum derartige Inhalte zu präsentieren:

Wenn du privat Casino spielst, okay, deine Sache. Wenn du privat Heroin in deine Arme spritzt, ist es deine Sache. Wenn du dich privat dich komplett mit Vodka zuschießt, bis zur Bewusstlosigkeit (…), das ist deine Sache. Aber wenn du solche Drogen und Süchte promotest für deine Zuschauer und deine Fans, halte ich das einfach für sehr gefährlich. (…) Das ist alles für mich eine gefährliche Nummer, weil du auch junge Menschen damit erreichst, die da nicht erreicht werden sollten.

Dabei gehe es ihm nicht nur um Minderjährige, sondern um alle, die am Anfang ihres Lebens stünden und leicht beeinflussbar seien, so der der Streamer. So müsse jedem klar sein, dass die Influencer mitnichten mit eigenem Geld spielten. Vielmehr füllten die Betreiber der Online-Glücksspielseiten die Konten der werbenden Influencer auf.

Entsprechend handele es sich bei den Einsätzen lediglich um Spielgeld. Im Gegensatz zu ihrem Publikum liefen die Akteure deshalb niemals Gefahr, Geld zu verlieren. Vielmehr arbeiteten sie lediglich ihre Stunden ab, um dann fürstlich entlohnt zu werden.

An seine Zuschauer richtete der Influencer dann auch einen dringenden Appell. So sollten sie sich vom Glücksspiel im Internet fernhalten und auch keinen von ihren Idolen eingestellten einschlägigen Links folgen. Nur durch Entzug der Unterstützung sei es auf Sicht möglich, die aktuell grassierenden Kooperationen zwischen Influencern und Online-Casino-Betreibern einzudämmen.

Der von Unge namentlich genannte Streamer Scurrows zeigte sich derweil wenig beeindruckt. Er forderte via Twitter Nachweise für abgelehnte Millionendeals „von den Influencern die sich damit brüsten wie moralisch stark sie ja sind [sic!]“. Seines Erachtens sei dies nicht möglich, da solche nicht existierten.