Donnerstag, 25. April 2024

Streaming-Dienst Netflix zeigt enthüllende Doku über Glücksspiel

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Der Streaming-Anbieter Netflix hat diesen Monat die neue fünfteilige Doku-Miniserie mit dem Titel „Explained Geld“ veröffentlicht. Thematisiert wird neben Kreditkarten, Altersvorsorge und Finanzbetrug auch das Glücksspiel. Zu den zentralen Aspekten dieses Beitrags gehören die Methoden, die die Glücksspielbranche anwenden soll, um ihre Kunden zum Spielen zu motivieren.

Das Glücksspiel stelle andere Bereiche in der Unterhaltungsbranche in den Schatten. Im Jahre 2019 seien weltweit mit Glücksspiel 460,7 Mrd. USD umgesetzt worden. Im Vergleich dazu hätten die Gaming-Industrie mit 152,1 Mrd. USD, die Filmbranche mit 101 Mrd. USD und die Musik-Industrie mit 20,2 Mrd. USD nur einen Bruchteil davon umgesetzt.

Apps im Casino-Style in den sogenannten „Social Casinos“ seien sehr populär. Mit diesen Spielen könnten eigentlich keine Gewinne generiert werden. Das einzig Reale sei das Geld, das die Spieler investieren müssten, um ihr Spiel fortzusetzen.

Social Casinos generierten mit 5,3 Mrd. USD im Jahr fast so viel Umsatz wie die Casinos am Strip in Las Vegas, die rund 6,5 Mrd. USD einnähmen. Offenbar gehe es nicht allein um Geld. Da stelle sich die Frage, aus welchem Grund die Menschen sonst spielten.

Die Rolle der Wahrscheinlichkeiten

Casinos funktionierten ähnlich wie Versicherungen. Viele Menschen zahlen ein, doch nur wenige erhalten Auszahlungen. Je länger gespielt werde, desto höher seien die Einnahmen für das Haus.

Tiffany aus Maryland sagt in dem Bericht:

Wenn ich viermal hintereinander Pech hatte, dachte ich, beim fünften Mal sahne ich richtig ab.

Es werde also immer weitergespielt, weil die Menschen davon ausgingen, dass sie einmal gewinnen könnten. Ein weiterer Trugschluss vieler Spieler sei die Annahme, der Ausgang einer Spielrunde könne durch ihr Tun beeinflusst werden. So würden zum Beispiel beim Lotto Zahlen gewählt, die eine besondere Bedeutung hätten.

Die besondere Rolle der Spielautomaten

Spielautomaten nähmen eine besondere Rolle ein. Während die erste Generation der Spielautomaten noch im Stehen und mit einem Hebel hätten bedient werden müssen, stünden heute Stühle davor. Statt dem Hebel müsse nur noch ein Knopf betätigt werden. So sei das Spielen bequemer und man könne dem Spieler mehr Geld aus der Tasche ziehen.

Auf den Walzen gebe es immer etwas zu sehen und zu verarbeiten, so dass das Spiel nie langweilig werde. Zudem zahlten die Slots auch regelmäßig aus, so dass sich die eigentlichen Verluste nicht bemerkbar machten. Die Spieler verlören auf diese Weise langsam ihr Geld.

Es gebe keinen Nervenkitzel, sondern einen Rhythmus, der „die Spieler einlullt“. Und genau das werde von den Menschen berichtet, die regelmäßig spielten. Es habe eine beruhigende Wirkung und gebe ein Gefühl der Freiheit. Für eben dieses Gefühl gebe es eine Bezeichnung, den „Sog“.

Das pathologische Glücksspiel

Einige Faktoren erhöhten die Gefahr der Spielsucht. Über drei Viertel der pathologischen Spieler hätten vorher an einer Angststörung oder einer Depression gelitten oder seien von suchtfördernden Substanzen abhängig gewesen.

Doch auch die Art des Glücksspiels spiele eine Rolle. Einer Studie zufolge würden Menschen, die Sportwetten tätigten oder Karten spielten, im Schnitt nach dreieinhalb Jahren abhängig. Am Spielautomaten dauere es nur ein Jahr.

Für die Entwicklung einer Spielsucht sei ebenfalls der Abstand zum Casino ausschlaggebend. Menschen, deren Wohnort näher an einem Casino liege, seien doppelt so häufig von Spielsucht betroffen wie jemand, der weiter weg wohne. Das Online-Glücksspiel befeuere die Situation noch mehr.