Mittwoch, 24. April 2024

Abiy Ahmed erhält Friedensnobelpreis 2019 trotz Wetten auf Greta

Abiy Ahmed Ali

Der Friedensnobelpreis 2019 wurde gestern an den äthiopischen Premierminister Abiy Ahmed Ali (43) verliehen. Bei Buchmachern galt die Klima-Aktivistin Greta Thunberg (16) als Favoritin. Der Preis gilt als weltweit bedeutendste politische Auszeichnung und ist mit 9 Mio. schwedischen Kronen (ca. 830.000 Euro) dotiert.

Die Vorsitzende des norwegischen Nobelkomitees, Berit Reiss-Andersen, gab gestern bekannt, dass der Friedensnobelpreis 2019 an den Ministerpräsidenten Äthiopiens, Abiy Ahmed Ali (43), für seinen Einsatz für den Frieden und die Lösung des Grenzkonfliktes mit dem Nachbarland Eritrea verliehen werde.

In diesem Jahr hatte die Jury zwischen 301 Nominierten zu entscheiden. Bei 223 der Nominierten handelte es sich um Persönlichkeiten, weiterhin waren 78 Organisationen nominiert. Über die Identität konnte nur spekuliert werden, denn die Namen werden 50 Jahre lang unter Verschluss gehalten.

Als eine Favoritin für den Preis galt die 16-jährige Klima-Aktivistin Greta Thunberg. Zum Kreis der möglichen Preisträger wurden zudem die schwedische Premierministerin Jacinda Ardern und der Kayapo-Häuptling Raoni Metuktire gerechnet. Hinsichtlich der Organisationen galt Reporter ohne Grenzen als möglicher Preisträger.

Greta Thunberg führte die Wetten an

Wäre es nach den Quoten der Buchmacher gegangen, wäre der Friedensnobelpreis eindeutig an Greta Thunberg gegangen. Aus einem persönlichen Streik vor dem schwedischen Parlament hat sie die internationale Klima-Bewegung „Fridays for Future“ gemacht, für die mittlerweile Millionen von Jugendlichen weltweit auf die Straße gehen. Hierfür wurde sie in diesem Jahr bereits mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.

Greta Thunberg

Bei den Buchmachern war Greta Thunberg als Favoritin gehandelt worden. (Bild: Wikipedia/European Parliament, licensed under CC. by 2.0)

Nominiert wurde Greta Thunberg im Januar vom norwegischen Parlamentsabgeordneten Freddy André Øvstegård zusammen mit zwei Vertretern der Sozialistischen Linkspartei Norwegens. Schon zu dieser Zeit sei absehbar gewesen, dass ihr „Schulstreik für das Klima etwas Großes werden würde.“ Dies teilte Øvstegård dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) mit.

Diskutiert wurde in den Medien häufig, ob das Thema Klimawandel überhaupt für eine Nominierung für den Friedensnobelpreis spräche. Befürworter argumentierten, dass dieser durchaus bewaffnete Konflikte auslösen könnte. Der Direktor des Friedensforschungsinstituts in Oslo, Henrik Urdal, sah das andere. Er sehe es nicht als erwiesen an, dass der Klimawandel Ursache bewaffneter Konflikte sein könne.

Bei den Buchmachern galt Greta Thunberg unabhängig von den Kontroversen eindeutig als Favoritin für den Friedensnobelpreis 2019. So bot der schwedische Buchmacher Unibet für ihren Sieg eine Wettquote von 1.75. Abiy Ahmed Ali wurde mit einer Quote von 2.0 gehandelt (Stand 11.10.2019)

Friedensnobelpreis 2019: Die Wettquoten

(Stand: 11.10.2019, Quelle: Unibet)

Greta Thunberg: 1.75

Abiy Ahmed Ali: 2.00

Jacinda Ardern: 15.00

Raoni Metuktire: 15.00

Hong Kong demonstrators (ELAB): 21.00

UNHCR: 23.00

Reporter ohne Grenzen: 26.00

Wa Lone und Kyaw Soe Oo: 26.00

Amal Clooney: 34.00

Angela Merkel: 34.00

Der Preisträger Abiy Ahmed Ali

Obwohl Greta Thunberg vielfach als mögliche Preisträgerin gehandelt wurde, galt auch Abiy Ahmed Ali als Favorit. Der Ministerpräsident Äthiopiens löste nach seinem Amtsantritt am 2. April 2018 zahlreiche Ministerien auf, besetzte viele der Ressorts mit Frauen, entließ politische Häftlinge und setzte dem jahrelangen Konflikt mit Eritrea ein Ende.

Im eigenen Land wurden die Reformbemühungen von Abiy Ahmed Ali nicht von allen Seiten begrüßt. Am 23. Juni 2018 konnte er bei einer Kundgebung einem Anschlag mit einer Handgranate entgehen, bei dem mindestens 158 Menschen verletzt wurden, zwei von ihnen tödlich. Im Oktober 2018 wäre ihm fast ein Militärkomplott zum Verhängnis geworden. Er entließ daraufhin den Generalstabschef und hohe Militärfunktionäre.

Trotz aller Widrigkeiten gelang es ihm, die diplomatischen Beziehungen zu Eritrea wiederaufzunehmen und Frieden mit dem Nachbarland zu schließen. Der Krieg zwischen Eritrea und Äthiopien war im Jahr 1998 ausgebrochen.

Fünf Jahre zuvor hatte das vormals zu Äthiopien gehörende Eritrea nach dreißigjährigem Unabhängigkeitskrieg seine Unabhängigkeit erlangt. Den Grenzverlauf zwischen Eritrea und Äthiopien, den eine unabhängige Grenzkommission im Jahr 2002 empfohlen hatte, erkannten zwar beide Staaten an, jedoch gab es jahrelang Streitigkeiten um das Gebiet um Badme.

Abiy Ahmed Ali erklärte 2018, das Grenzabkommen von 2002 zu akzeptieren. Er übergab Badme an Eritrea und schloss einen Friedensvertrag mit dem Nachbarland.

Zum Friedensnobelpreis, der ihm für seine Friedenspolitik verliehen wurde, sagte Abiy Ahmed Ali auf Twitter:

„Ich fühle mich von der Entscheidung des Norwegischen Nobelkomitees geehrt. Meinen tiefsten Dank an alle, die sich dem Frieden verpflichten und für ihn arbeiten. Dieser Preis ist für Äthiopien und den afrikanischen Kontinent. Mögen wir in Frieden gedeihen!“

Die Preisverleihung wird am 10. Dezember, dem Todestag Alfred Nobels, in Oslo stattfinden.