Donnerstag, 28. März 2024

Immer mehr Glücksspiel-Betrug durch Hütchenspieler in London

Hütchenspieler|Westminster Bridge London|Hütchenspieler

Die Londoner Behörden kämpfen derzeit mit dem gehäuften Auftreten eines Glücksspiel-Betrugs, der aus deutschen Städten inzwischen vielfach verschwunden ist: Hütchenspieler, die ahnungslosen Touristen mit ihrer Betrugsmasche viel Geld abknöpfen.

Westminster Bridge besonders betroffen

Obwohl dieser Glücksspiel-Betrug in Großbritannien wahrscheinlich seit Jahrhunderten bekannt ist, kommt es in diesem Sommer zu einer wahren Schwemme von Hütchenspielern, die mit ihren Komplizen an den touristischen Hotspots der britischen Hauptstadt auf die Jagd nach Opfern gehen.

Das Hütchenspiel war bereits in der Antike als „Becherspiel“ in Griechenland bekannt, von wo aus es sich als fester Bestandteil von Jahrmärkten, Zirkusveranstaltungen und Zauberkünstlern in ganz Europa und in Übersee verbreitete. In Deutschland fand die ursprünglich als Geschicklichkeitsspiel präsentierte Attraktion erstmals im 16. Jahrhundert Erwähnung und etablierte sich schon bald als Trickbetrug im ganzen Land.

Medienangaben zufolge ist die in der Nähe von Londons Wahrzeichen Big Ben gelegene Westminster Bridge besonders von den Gaunereien betroffen: Eine Reportage des Senders BBC zeigte auf, dass dort zeitweilig bis zu 14 verschiedene Gruppen um die Gunst der zahlungskräftigen Touristen buhlen. Sie setzen dabei auf das Hütchenspiel oder das verwandte „Find the Lady“, bei dem das Opfer unter drei verdeckt liegenden Karten die richtige erraten muss, nachdem die Karten verschoben wurden.

Für die Betrüger sind die Spiele äußerst lukrativ, denn oft wird um Einsätze von bis zu 20 oder 50 Pfund Sterling gespielt, sodass die Betrüger innerhalb kürzester Zeit Hunderte oder gar Tausende abräumen können, ehe die Polizei erscheint. Diese zeigt nach Hilferufen der örtlichen Stadtverwaltung inzwischen weitaus mehr Präsenz.

Zuvor hatten auch Kirchenvertreter ein stärkeres Eingreifen gefordert. So wendete sich Pfarrer Chris Phillips via Twitter an die verantwortlichen Behörden:

Die Anzahl illegaler Spielbetrügereien auf der Westminster Bridge ist außer Kontrolle geraten. @westminstercouncil @MPSWestminster, wann planen Sie, etwas dagegen zu tun? Es ist kein guter Anblick für unsere Besucher.

Die stärkeren Kontrollen bleiben nicht ohne Wirkung, denn seit Jahresbeginn konnte die Polizei 30 Verdächtige festnehmen. Der Tageszeitung „The Sun“ zufolge kam es zu insgesamt 290 Strafen, bei denen die Betroffenen unter anderem zu Geld- und Bewährungsstrafen verurteilt wurden. Zudem wurden zahlreiche Platzverweise gegen die Mitglieder der Banden ausgesprochen.

Seit Jahrhunderten praktizierte Betrugsmasche

Westminster Bridge London

Londons Westminster Bridge (Bild: Pixabay/Skitterians)

Das Vorgehen der Gauner ist immer gleich: Eine Reihe von Komplizen versammelt sich um einen Spieler, der das Spiel auf dem Boden oder einem kleinen Tischchen anbietet. Auf diese Weise werden potentielle Opfer angelockt, die dabei zusehen, wie eine kleine Kugel wechselweise unter drei Hütchen verschwindet.

Wer am Ende einer Runde rät, unter welchem Hütchen die Kugel liegt, kann seinen Einsatz verdoppeln. Meist werden die Hütchen bei diesen „Testrunden“ auffällig langsam bewegt, sodass jeder Beobachter weiß, wo sich die Kugel befindet.

Damit lassen die Betrüger den Spieler in dem Glauben, die unter einem Hütchen versteckte Kugel stets nachverfolgen zu können. Tatsächlich wendet der Hauptakteur im Laufe des Verschiebens einen Trick an, bei dem die Kugel für den Spieler unsichtbar aus dem Spiel genommen wird, was seine Gewinnchancen auf Null sinken lässt.

Die Londoner Polizei warnt deshalb öffentlich:

Wir erinnern die Öffentlichkeit daran, dass diese Spiele ein Betrug sind und dass die Person, die den Betrug betreibt, immer gewinnt.

Um den Opfern trotzdem glaubhaft zu machen, dass Gewinne möglich sind, werden Lockvögel eingesetzt, die bei abgesprochenen Spielrunden abräumen. Wenn der tatsächliche Kunde dann Geld setzt, lassen die Betrüger die Kugel unauffällig verschwinden. Um Beschwerden oder der Polizei zu entgehen, machen sich die Ganoven meist schnell davon, sobald sie den Spieler um seinen Einsatz betrogen haben.

Aufgrund der Bekanntheit der Masche ist das Hütchenspiel in Deutschland inzwischen seltener anzutreffen. Allerdings finden sich für die Gangster besonders an bei Touristen beliebten Orten vielfach Opfer, die bereitwillig ihr Geld setzen und verlieren.

Die Fälle in London zeigen, dass es auch in der britischen Hauptstadt noch immer genügend ahnungslose Touristen gibt, die den Betrügern auf den Leim gehen.