Donnerstag, 25. April 2024

Texas: Anwesen von Glücksspiel-Paten auf dem Markt

Pokerrunde Mafia Gangster|Glücksspiel- und Mafiapate Benny Binion|Blick auf See mit Pinien

Im US-amerikanischen Athens, Texas, steht das ehemalige Anwesen des Mafiapaten Ivy Miller erstmals seit 1968 zum Verkauf. Für knapp 12 Millionen US-Dollar können Käufer das legendäre Fincastle erwerben. In den 50er- und 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts hatte sich die Prominenz der Unterwelt auf dem abgelegenen Gelände getroffen, um dem illegalen Glücksspiel zu frönen.

550 Hektar für 12 Millionen US-Dollar

Blick auf See mit Pinien

Das texanische Anwesen verfügt unter anderem über Seeblick (Symbolbild, Quelle:U.S. Army Corps of Engineers, public domain)

Nahe des Städtchens Athens, rund anderthalb Autostunden vom texanischen Dallas entfernt, befindet sich ein Anwesen, das über lange Jahre als einer der berüchtigtsten Rückzugsorte des organisierten Verbrechens der Südstaaten galt.

Auf dem nach dem britischen Gouverneur von Virginia, Lord Fincastle, benannten Gelände trafen sich in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts die Größen der Halb- und Unterwelt zum illegalen Pokerspiel.

Nun ist Fincastle zum ersten Mal seit über 50 Jahren wieder auf dem Markt. Für umgerechnet rund 11 Millionen Euro erhält der Käufer ein ca. 554 Hektar großes Grundstück mit luxuriösen Gebäuden und jeder Menge Geschichte: Die bisherigen Eigner haben den düsteren Charme der Mafia-Vergangenheit des Anwesens soweit wie möglich konserviert.

Unbehelligte Pokerrunden

Erbaut wurde das Haupthaus auf dem Landsitz Fincastle Anfang der 1950er vom texanischen Gangster Ivy Miller. Laut der heute mit dem Verkauf des Anwesens beauftragten Immobilienagentur Icon Gobal stand von vornherein fest, wofür das im ländlichen Texas gelegene Gelände genutzt werden sollte:

Es wurde für die geheime Glücksspiel-Gesellschaft von Dallas gebaut. Dort taten sie, was die Jungs im Untergrund tun – dort hielten sie ihre Treffen ab.

Fincastle-Besitzer Ivy Miller war einer der wichtigsten Gefolgsleute des berüchtigten Paten Benny Binion. Binion galt in den 1940ern als Kopf der Mafia in Dallas, bevor er Texas den Rücken kehrte, um sich als Casinobetreiber in Las Vegas einen Namen zu machen.

Vom illegalen zum legalen Glücksspiel

In Downtown Las Vegas übernahm Benny Binion 1951 den Eldorado Club und das Hotel Apache, welche er als „Binion’s Horseshoe“- Casino wiederöffnete.

Glücksspiel- und Mafiapate Benny Binion

Glücksspiel- und Mafiapate Binion im Jahr 1979 (Quelle:commons.wikimedia.org, licensed under CC BY-SA 3.0)

Lester Ben Binion, genannt Benny, begann seine kriminelle Karriere Quellenangaben zufolge mit der Schwarzbrennerei von Schnaps während der US-amerikanischen Prohibitionszeit. Es folgten diverse weitere Straftaten. Unter anderem erschoss Binion 1931 einen Alkoholschmuggler und wurde zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt.

Es folgte der Aufbau eines illegalen Glücksspielnetzes in Texas, das als das Southland Syndicate berühmt wurde. Nach politischen Veränderungen in seinem Heimatsstaat zog sich Binion nach Las Vegas zurück, wo er mit Binion`s Horseshoe eines der damals legendärsten Casinos am Strip ins Leben rief. Er starb 1989.

Binions Sohn Jack übernahm den operativen Teil des Geschäfts, nachdem sein Vater das Casino aufgrund diverser Verurteilungen nicht mehr leiten durfte. Ab 1970 wurde das Horseshoe Casino unter seiner Leitung Gastgeber eines Pokerturniers, das sich zu einem der prestigeträchtigsten seiner Art entwickeln sollte: Die World Series of Poker (WSOP) war geboren.

Doch schon viele Jahre zuvor hatten große Pokerturniere einen wichtigen Teil der Unternehmungen Binions ausgemacht. Gemeinsam mit seinem Kumpel Ivy Miller richtete er während er 50er und 60er Jahre auf dessen Anwesen Fincastle illegale Pokerabende aus, die für ihre Teilnehmerschaft berüchtigt gewesen sein sollen.

So berichtet Doyle Brunner, zehnmaliger Bracelet-Gewinner der WSOP und Poker-Pro, auf seinen Touren immer einen großen Bogen um Fincastle gemacht zu haben:

Dallas war die einzige Stadt in Texas, die ich zu vermeiden versuchte. Es war gefährlich, weil es so viele „böse Jungs“ gab, die spielten und dann die Spieler tatsächlich zwangen, Maßnahmen zu ergreifen, um sich zu verteidigen. Ivys Haus stand ganz oben auf der Liste solcher Spiele.

Fincastle: Vom Mafia- zum Familienanwesen

Mit dem wachsenden Erfolg des legalen Glücksspiels, unter anderem in Las Vegas, schwand die Bedeutung der Mobster-Pokerrunden von Ivy Miller. Er starb Ende der 1960er. Kurz darauf ging der Mafia-Rückzugsort Fincastle in den Besitz der wohlhabenden Familie Schoellkopf aus Dallas über.

Genutzt wurde das Anwesen in erster Linie als Wochenendsitz. Das weitläufige Gelände bietet laut Immobilienagentur (Seite auf Englisch) Seen, Flüsse und kleine Waldgebiete, die sich ausgezeichnet zum Angeln und Jagen eignen. Der nächste Eigner müsse sich nur überlegen, ob er künftig weiterhin die Luft der Geschichte auf dem weitgehend im Originalzustand belassenen Anwesens von Ivy Miller atmen wolle.

Alternativ bestünde auch die Möglichkeit sich vom rustikalen Charme vergangener Jahrzehnte zu verabschieden und den Gebäudekomplex abzureißen.