Mittwoch, 24. April 2024

BBC-Reportage: Beschwerden gegen britische Glücksspielfirmen auf Rekordhoch

BBC Panorama Logo||Logo der UK Gambling Commission|Würfel auf schwarzem Grund

Ein am Montagabend erscheinender Beitrag des britischen Investigativ-TV-Programmes „Panorama“ enthüllt Rekordbeschwerdezahlen gegen britische Glücksspielfirmen.

Logo der UK Gambling Commission

Die UKGC dokumentiert immer mehr Beschwerden gegen Online Casinos. (Quelle: casinoonline)

Wie die BBC im Vorfeld der angekündigten Reportage berichtete, nahmen die Beanstandungen gegen die Unternehmen in den letzten 5 Jahren um knapp 5000 % zu und befänden sich damit auf einem Allzeithoch.

Dies belegten Statistiken der UK Gambling Commission (UKGC), der Glücksspielaufsicht Großbritanniens. Während im Jahre 2013 gerade einmal 169 Beschwerden bei der Behörde eingegangen seien, habe sich deren Zahl im Jahre 2018 bereits auf 8.266 belaufen.

Laut den Recherchen beschwerten sich britische Online-Casino-Kunden vor allem über verweigerte Auszahlungen und fortlaufende Casino-Werbung trotz Newsletter-Abmeldung.

Ein wachsender Online-Markt

Die große Fülle von Beschwerden könnte nicht zuletzt mit der gestiegenen Zahl von Online-Casino-Nutzern zusammenhängen. Nach einer im Mai 2019 veröffentlichten Studie der UK Gambling Commission (Link auf Englisch) wuchs der Marktanteil der Online-Casino-Firmen und Online-Buchmacher in Großbritannien zwischen Oktober 2017 und September 2018 auf 38,8 % an.

Das Geschäft mit dem virtuellen Glücksspiel sei mit einem Umsatz von 5.6 GBP (ca. 6,05 Milliarden Euro) mittlerweile der lukrativste Sektor der gesamten Branche. Mit Einnahmen in Höhe von 2 Milliarden GBP (ca. 2,16 Milliarden Euro) füllte vor allem das Zocken an digitalen Spielautomaten die Kassen der Online-Casinos. Einzig Sport- und Pferdewetten setzten mit 2,5 Milliarden GBP (ca. 2,7 Milliarden) noch mehr Geld um.

Diese britischen Kontrollorgane dokumentieren Beschwerden gegen Glücksspielfirmen

Beschwerden von Spielern dokumentiert in Großbritannien nicht nur die UKGC. Die britische Advertising Standards Agency (ASA) nahm in den letzten Jahren gehäuft Beschwerden gegen Glücksspielwerbung entgegen und kontrollierte diese.

So ging die Werbeaufsicht erst kürzlich mit Maßnahmen gegen einen britischen Buchmacher und einen Premier League Club vor. Auch die Werbung des Buchmachers William Hill, der seine Produkte auf der Dating-Plattform Tinder bewarb, stand in der Kritik. Das Unternehmen sollte einen unzulässigen Zusammenhang zwischen Glücksspiel und sexuellem Erfolg hergestellt haben.

Dass mit Einnahmen und Spielern auch die Zahl der Beschwerden steigt, muss nicht per se mit vermehrten Verfehlungen der Betreiber zusammenhängen. Neil McArthur, CEO der UKGC, äußerte sich mit Blick auf die Beschwerdezahlen sogar vorsichtig optimistisch:

„Wir drängen die Branche dazu, ihre Kunden zu kennen, und ein Teil dessen ist möglicherweise ein gutes Zeichen, weil dies (die Meldung von Beschwerden. Anm. d. Redaktion) darauf hindeutet, dass die Verbraucher mehr von den Glücksspielanbietern verlangen. Und ich möchte sie ermutigen, dies auch weiterhin zu tun.“

Bewegende Einzelschicksale

Die für heute Abend angekündigte TV-Sendung thematisiert gestiegene Beschwerdezahlen, untersucht jedoch auch die bewegenden Einzelschicksale derer, die unter einer pathologischen Spielsucht leiden.

Eine der von Reporterin Bronagh Munro interviewten Betroffenen ist Amanda* (Name von der Redaktion geändert). Die Britin verlor insgesamt 633.000 GBP (ca. 683.000 Euro) in Online Casinos. Sie kritisiert vor allem die hartnäckigen Werbemethoden einiger Glücksspielfirmen.

Würfel auf schwarzem Grund

Pathologisches Spielen kann Personen an den Rande ihrer Existenz führen. (Quelle: Wikipedia)

Trotz auffällig hoher Einzahlungen und langer Spielsitzungen hätten die Casino-Unternehmen ihre Kundin beinahe täglich mit Telefonanrufen und Emails an die digitalen Spielautomaten gelockt.

Ein Online Casino habe ihr sogar direkt nach dem Tod ihres Vaters wissentlich neue Bonusse offeriert.

Das Resultat: Amanda habe sich in einer „verlorenen Blasen-Welt“ befunden. Das krankhafte Spielen habe sie fast alles gekostet. Neben dem Geld aus einem Hausverkauf verspielte die Buchhalterin auch das Erbe ihrer Kinder. Im Jahre 2017 wurde sie für Bankrott erklärt.

Dass die UKGC die Beschwerden gegen Glücksspielfirmen in Anbetracht von Schicksalen wie diesem wirklich als gutes Zeichen wertet, könnte vielen Briten nach der Ausstrahlung der TV-Reportage sauer aufstoßen.