Samstag, 20. April 2024

500.000 Pfund Entschädigung verzockt – Buchmacher schreiten nicht ein

Mann

Die britischen Wettunternehmen Paddy Power und Ladbrokes sollen einen spielsüchtigen schwerbehinderten Mann beim Spielen unterstützt haben. Wie die Anwälte des Betroffenen behaupten, hätten die Buchmacher drei Jahre lang nicht interveniert, bis die Verluste von Liam McCarron schließlich 500.000 GBP erreicht hätten, berichtete der Guardian [Seite auf Englisch] am Mittwoch.

Laut der Aussage der Anwälte seien sich die Mitarbeiter von Ladbrokes darüber bewusst gewesen, dass es sich bei den Wetteinsätzen um eine einmalige Entschädigung gehandelt habe.

Im Jahre 2014 soll bei Ladbrokes dokumentiert worden sein, dass McCarron sich das Spiel nur aufgrund der Einmalzahlung leisten könne. Dennoch sei bis 2017 nichts unternommen worden. Die Anwälte erklärten, dass eine rechtzeitige Intervention seitens des Wettbetreibers die enormen Verluste hätte verhindern können.

McCarron war bis 2007 ein erfolgreicher Geschäftsmann. Doch durch einen misslungenen medizinischen Eingriff trug er irreparable Schäden davon, die zu schweren Beeinträchtigungen seiner Bewegungsabläufe und Sprache führten.

In einem Brief, der dem Guardian vorliege, hätten die Anwälte von McCarron gesagt, dass es für beide Unternehmen habe offensichtlich sein müssen, dass er eine schutzbedürftige Person sei, die kein Gehalt verdienen könne und wahrscheinlich über seine Verhältnisse spiele.

Glücksspiel als Flucht vor der Realität

Das Spiel habe einen großen Einfluss auf ihn gehabt, sagte McCarron, doch die finanziellen und familiären Folgen seien beträchtlich. Das Glücksspiel habe nicht nur zur Folge gehabt, dass er kein Geld mehr für seine laufenden Lebenshaltungskosten und seine Pflege habe.

Es habe auch zu zwei Selbstmordversuchen und zur Auflösung seiner Ehe geführt. Darüber hinaus habe er das Gefühl, seine Würde und Selbstachtung verloren zu haben.

McCarron erzählte:

Glücksspiel war eine Art Flucht. Ich habe mich irgendwie in dieser kleinen Blase verlaufen. Ich fühlte mich sicher, als ich im Wettbüro war. […] Mein Leben ist jetzt völlig zum Stillstand gekommen. […] Ich bin so traurig. Manchmal wünschte ich, die Welt würde sich öffnen und mich verschlingen.

Harsche Reaktionen aus der Politik

Der Fall, der nun von der Glücksspielkommission geprüft wird, sorgte unter den Abgeordneten für Entsetzen. Carolyn Harris, Vorsitzende einer parteiübergreifenden Gruppe von Abgeordneten, die sich mit Schäden im Zusammenhang mit Glücksspielen befassen, sagte:

Behinderung sollte niemanden davon abhalten, die Aktivitäten zu genießen, die er liebt, einschließlich Glücksspiel. Aber in diesem Fall hätte diesen Buchmachern klar sein müssen, dass Herr McCarron es sich nicht leisten konnte, so viel Geld einzusetzen.

Richard Holden, Abgeordneter von North West Durham, sagte, es sei unglaublich, dass die Glücksspielunternehmen jahrelang eine schutzbedürftige Person ausgebeutet hätten und ihrer Sorgfaltspflicht nicht nachgekommen seien.

Während Paddy Power jeden Kommentar ablehnte, äußerte sich GVC, die Betreiberin von Ladbrokes, zu dem Fall. Es seien positive Schritte wie Beratung und Unterstützung unternommen worden.

Der Schutz gefährdeter Personen und die Gewährleistung der Kundensicherheit hätten für GVC weiterhin höchste Priorität. Eine Stellungnahme der Glücksspielkommission liegt noch nicht vor.