Freitag, 29. März 2024

Britische Glücksspiel­anbieter steigern freiwillige Abgaben

Glücksspielunternehmen William Hill

Die fünf größten Glücksspielunternehmen Großbritanniens haben angeboten, die Abgabe für Wohltätigkeitszwecke freiwillig zu erhöhen. Kritiker sehen die so jährlich bereitgestellten 60 Mio. Pfund Sterling allerdings als „Bestechungsgeld“ an, mit dem man strengeren gesetzlichen Vorschriften vorbeugen wolle.

Die britischen Glücksspielunternehmen GVC, William Hill, Bet365, Flutter Entertainment und Sky Bet teilten der Regierung mit, dass sie bereit seien, die freiwillige Abgabe für die Behandlung der Glücksspielsucht innerhalb von fünf Jahren auf ein Prozent ihres Jahresumsatzes zu erhöhen.

Kulturminister Jeremy Wright äußerte sich der Erklärung gegenüber positiv:

„Ich möchte, dass die Glücksspielindustrie mehr soziale Verantwortung wahrnimmt und ihre Spieler schützt, auch indem mehr finanzielle Mittel für die Erforschung, Bildung und Behandlung von problematischem Spiel bereitgestellt werden. Menschen und ihre Familien vor den Risiken glücksspielbedingten Schadens zu schützen, ist eine Priorität dieser Regierung und ich begrüße es, dass der Sektor jetzt erkennt, dass er mehr tun muss.“

Forderungen nach einer Pflichtabgabe

Die derzeitig geleistete, freiwillige Abgabe in Höhe von 0,1 Prozent des Jahresumsatzes sei nach Meinung von Kritikern nicht ausreichend, um das Problem der Glücksspielsucht effektiv angehen zu können. Politiker und Wohltätigkeitsorganisationen fordern daher seit einigen Monaten die Einführung einer Pflichtabgabe, mit der auch Glücksspielunternehmen, die sich bisher nicht zahlungswillig gezeigt haben, in die Pflicht genommen würden.

Bisher gibt es in Großbritannien für die Glücksspielindustrie ein freiwilliges Spendensystem, mit dem Mittel für die Behandlung und Erforschung der Glücksspielsucht bereitgestellt werden. Die vereinbarten, von den Glücksspielunternehmen geleisteten Abgaben sollen dabei rund 0,1 Prozent des Bruttoertrages betragen, wodurch jährlich etwa 10 Millionen Pfund Sterling erwirtschaftet werden. Die Wohltätigkeitsorganisation GambleAware jedoch deckte auf, dass manche Unternehmen lediglich 10 Pfund Sterling oder sogar noch weniger spendeten.

stellvertretender Vorsitzender der Labour Party Tom Watson

Tom Watson befürwortet eine gesetzliche Pflichtabgabe in Höhe von einem Prozent des Jahresumsatzes. (Bild: Wikipedia)

Erst vor zwei Tagen forderte der stellvertretende Vorsitzende der Labour Party, Tom Watson, der bei einer Thinktank-Veranstaltung in Westminster über die Pläne seiner Partei zur Änderung der Glücksspielregularien sprach, wiederholt die Einführung der Pflichtabgabe von einem Prozent des Bruttojahresertrages. Ziel sei es hierbei, insgesamt rund 100 Millionen Pfund Sterling für die Prävention, die Behandlung und die Erforschung der Glücksspielsucht zusammenzutragen.

Der nun von den fünf Glücksspielanbietern gebotene Beitrag würde sich nach Angaben der britischen Tageszeitung The Guardian [Seite auf Englisch] auf etwa 60 Millionen Pfund Sterling belaufen. Bei diesem Betrag würde es sich weiterhin um eine freiwillige Abgabe handeln, die schrittweise eingeführt werden solle. Andere Unternehmen der Glücksspielbranche schließe diese Vereinbarung nicht mit ein.

Vorwurf der versuchten „Bestechung“

Der Abgeordnete der Scottish National Party, Ronnie Cowan kritisiert die Ankündigung wie folgt:

„Das ist ein Schmiergeld zur Besänftigung von Aktivisten und der britischen Regierung, um die Einführung einer gesetzlichen Abgabe für Bildung, Forschung, Behandlung und Unterstützung zu vermeiden. Das Problem des glücksspielbedingten Schadens besteht hier und jetzt und wir brauchen eine kontinuierliche Versorgung – Personal, Budgets und Behandlung müssen garantiert sein und das kann nur mit einer gesetzlichen Abgabe geschehen.“

Erst im Mai forderte der schottische Abgeordnete die fünf Glücksspielanbieter William Hill, Paddy Power, Bet365, Ladbrokes und BetFred in einem Brief auf, eine gesetzliche Pflichtabgabe zu unterstützen.

Der Geschäftsführer von BetFred, Mark Stebbings, antwortete daraufhin mit einem Schreiben, in dem er erklärte, die Pflichtabgabe zu unterstützen, allerdings solle diese in einem solchen Fall für alle Glücksspielanbieter, einschließlich der nationalen Lotterie, gelten und nicht ein Prozent, sondern 0,1 Prozent des Bruttojahresertrages betragen. Er wies gleichzeitig auf die Verluste hin, die die Branche hinsichtlich der neuen FOBT-Richtlinien erleide.

Im April hatte die britische Regierung die Höchsteinsätze an den Wettterminals (FOBTs) von 100 Pfund Sterling auf 2 Pfund Sterling gesenkt. Obwohl die neuen Richtlinien erst im April in Kraft traten, hatte BetFred nach eigenen Angaben bereits bei der Abrechnung des Jahres 2018 Verluste in Höhe von 41,4 Millionen Pfund Sterling zu verzeichnen, die das Unternehmen auf die neuen FOBT-Richtlinien zurückführte. Stebbings führte aus, dass das Unternehmen zwar einen drastischen Wandel durchgemacht habe, die Einführung einer Pflichtabgabe aber dennoch immer unterstützt habe.

Um weiteren Verlusten durch strengere Vorschriften vorzubeugen ist abzusehen, dass nicht nur GVC, William Hill, Bet365, Flutter Entertainment und Sky Bet ihre Abgabe freiwillig erhöhen werden, sondern dass sich auch andere Glücksspielunternehmen dieser Vereinbarung anschließen werden.