Mittwoch, 24. April 2024

‚Catch me if you can‘ auf Malta

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Das Casino Dragonara Palace auf Malta – hier wird ganz offen gezockt. EIn paar Straßen weiter finden sich unzählige Briefkastenfirmen der Online-Casinos. Bildquelle: TCS John Huxley

In einem kürzlich veröffentlichen Artikel versucht die Süddeutsche Zeitung die geschäftlichen Verstrickungen der Löwen Play aus Bingen aufzudecken. Scheinbar ist das große Glücksspielunternehmen mit in Malta registrierten digitalen Subunternehmen auf den Zug der Online-Casinos aufgesprungen.

Malta, das Eldorado für Online-Casino-Anbieter

Malta ist für Online-Casino-Anbieter in etwa derselbe Traum, wie es die Schweiz oder Luxemburg einst für den Steuerzahler waren. Hier ist die Welt in Ordnung, was die Auflagen der Behörden angeht. Die gibt es zwar, doch ist deren Einhaltung in den vergangenen Jahren nicht besonders nachdrücklich verfolgt worden. Die Regierung des kleinen europäischen Inselstaats hat bereits im Jahr 2003 das Potential des Online-Glücksspiels erkannt und begonnen Lizenzen an Unternehmen zu vergeben. Alles staatlich kontrolliert versteht sich.

Denn egal wie die Gesetzeslage im eigentlichen Heimatland des Anbieters aussieht, wer eine Lizenz eines EU-Mitgliedsstaats hat, der ist berechtigt, seine Dienstleistungen in der gesamten EU anzubieten. Und das eben auch, wenn es sich um Online-Glücksspiel handelt, was in einigen EU-Mitgliedsstaaten (zum Beispiel teilweise in Deutschland, in Schleswig-Holstein gibt es eine Sonderregelung) wiederum verboten ist. EU-Dienstleistungsfreiheit heißt das Zauberwort.

So konnten und können die Online-Casino-Anbieter aus Europa ungehindert Geschäfte machen und das maltesische Online-Glücksspiel konnte zu einer mittlerweile milliardenschweren Industrie heranwachsen. Ganze 12 Prozent des Bruttoinlandsprodukts stellt die Spieleindustrie mittlerweile für das Land dar, dass mit seinen knapp 500 000 Einwohnern hauptsächlich vom Tourismus und der Landwirtschaft lebt.

Die Malta Gaming Authority – Europas größte Glücksspielbehörde

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Die Malta Gaming Authority in Ricasoli. Bildquelle: Google

Dafür wurde im Jahr 2001 die MGA gegründet – die Malta Gaming Authority. Einerseits um den zahlreichen Interessenten ihre Lizenzen zu erteilen, andererseits ist die Behörde verantwortlich für die Kontrolle und Regelung des Spielbetriebs. Die Behörde ist verantwortlich für den Spielerschutz von Minderjährigen, den Schutz der Casinokunden, der Bekämpfung von kriminellen Aktivitäten wie zum Beispiel Geldwäsche, sie testet und verifiziert Casinospiele, versteht sich als Informationsportal für Glücksspielunternehmen, und trägt zur Unterstützung der Industrie bei neuen Spiel-Innovationen bei.

Die Lizenzen für die einzelnen Anbieter sind jeweils für 5 Jahre gültig.

Unterschieden werden die vier Kategorien oder auch Klassen genannt:

1. Online Spiele, wie z.B. Casinos, Bingo und Lotterien

2. Online Spiele und Wetten

3. Betreiber, die Spiele und Wetten als Service auf Provisionsbasis anbieten inklusive festgelegter Wettquoten und Spieleinsätze (Poker Räume, Portale und Affiliates)

4. Betreiber von I-Gaming-Plattformen.

Auf der Webseite der MGA lässt sich die Lizenz eines Online-Casinos jederzeit nachschauen und damit überprüfen. Soweit sind die Rahmenbedingungen gegeben und alles ist EU-konform. Doch es haperte es an der Umsetzung der Vorgaben, die Kontrollen für die Unternehmen sind lax bis hin zu nicht existent.

So sah man sich immer wieder mit dem Vorwurf der Geldwäsche konfrontiert. Erst kürzlich mussten einigen italienischen Online-Casino-Betreibern die Lizenzen entzogen werden. Nicht etwa, da die Behörde selbst dahinter gekommen war, dass hier mit der Finanzierung etwas nicht mit rechten Dingen zuging, sondern weil die verantwortlichen Inhaber der in Malta registrierten Unternehmen in Italien wegen Mafia-Zugehörigkeit verhaftet wurden und die nächsten Jahre dort im Gefängnis verbringen werden.

Europa schrie nach einer Reform der maltesischen Glücksspielgesetze. Diese lag dann 2018 dem Parlament auch vor und mit deren Umsetzung sollen auch die Kontrollen deutlich verschärft werden. Wir berichteten über die Details.

Deutsche Anbieter in Malta

Scheinbar gibt es auch deutsche Unternehmen, denen die maltesische Gelassenheit recht gut gefällt. So konnte die Süddeutsche Zeitung eine interessante Dreiecks-Beziehung zwischen dem Bingener Glücksspiel-Großunternehmen Löwen Play, seiner Schwesterfirma für digitale Spielangebote Lionline und dem in Malta gemeldeten Online-Casino Lapalingo aufzeigen. Lapalingo ist ein Online-Casino, welches als sicher gilt und von seinen Nutzern für seine schnellen Auszahlungen gelobt wird. Es preist seine Spiele mit dem Qualitätssiegel „Made in Germany“ an und bezieht sie in der Tat von Programmierern der Firma Lionline.
Und genau hier liegt der Knackpunkt, wobei nach mancher Ansicht aus der rechtlichen Grauzone in die Illegalität abgedriftet wird.

„Casinos, die aus dem Ausland für den deutschen Markt anbieten, verstoßen klar gegen den Glücksspielstaatsvertrag“

, erklärt Jan-Philipp Rock, Richter am Landgericht Hamburg und Mitglied im Vorstand des Fachverbands Glücksspielsucht.

Wer auf den deutschen Markt zugeschnittene Spiele ins Ausland liefere, müsse damit rechnen, dass sie wieder auf dem deutschen Markt angeboten werden, so Rock. Obwohl Löwen Play jedwede geschäftliche Beziehungen zu Lapalingo abstreitet, gibt es eine Reihe Hinweise für die Verbindungen. Ein Glücksspielunternehmer aus Mannheim pflegt Beziehungen zu beiden Unternehmen. Er produziert Software für Lionline, sendet Mitarbeiter zu Lionline, im Herbst 2014 war er es, der die Markenrechte für das Casino Lapalingo in Malta eintrug.

Lapalingos Geschäftsadresse in Malta hat drei Firmennamen an seinem Briefkasten stehen. Die Journalisten schlugen deren Registrierung im Register der MGA nach, und fanden einen Hinweis auf die wahren Eigentümer der Firmen. Als Firmen-Webadresse war dort die der Firma Lionline eingetragen. Löwen Play kommentierte, dass die nur ein Fehler sein könne. Kurze Zeit später verschwand die Adresse aus dem maltesischen Glücksspielregister. Das Geschäftskonstrukt vollständig zu durchschauen, gelang den Journalisten nicht. Löwen Play, obwohl sie mit der Sache nichts zu tun haben wollen, scheinen Malta doch als interessant anzusehen. Der Lionline Geschäftsführer eröffnete mit einem seiner Mitarbeiter in diesem Jahr zwei Unternehmen auf Malta.