Freitag, 29. März 2024

China übt scharfe Kritik an Glücksspielanbietern auf den Philippinen

Manila Casino|Rodrigo Duterte

Die chinesische Regierung hat ungewöhnlich scharf gegen das Verhalten von Glücksspielanbietern auf den Philippinen protestiert. Sie kritisiert, dass sich die Online Casinos an Spieler in China wenden und ihre chinesischen Beschäftigten nicht ausreichend schützen würden.

Am Donnerstag veröffentlichte die chinesische Botschaft in der philippinischen Hauptstadt Manila ein Statement, in dem sie ihren Unmut über das Verhalten einiger der auf den Philippinen beheimateten Glücksspielunternehmen deutlich zum Ausdruck bringt.

Sie wirft den Betreibern vor, chinesische Bürger zum verbotenen Glücksspiel aufzurufen:

Die Tatsache, dass philippinische Casinos und andere illegale Glücksspielformen auf chinesische Kunden abzielen, hat Chinas Interessen massiv betroffen.

Die Kritik zeigt, wie sehr dem Reich der Mitte das Glücksspiel in dem Nachbarstaat ein Dorn im Auge ist, denn die Philippinen haben sich in den letzten Jahren zu einem wahren Eldorado für chinesische Spieler entwickelt, in dem sie nach Belieben zocken können.

In China ist Glücksspiel mit Ausnahme einiger staatlicher Lotterien verboten. Um im Land legal spielen zu können, bleibt Chinesen lediglich die Wahl, nach Macau zu reisen. Die in die Millionen gehende Besucherzahl der Festlandschinesen sowie internationale Touristen haben dazu geführt, dass in Macau inzwischen weltweit die mit Abstand höchsten Glücksspielumsätze erzielt werden und dass die Stadt das Glücksspielparadies Las Vegas in Punkto Casino-Einnahmen längst abgehängt hat.

Neben Spielcasinos und Wettbüros boomt auf den Philippinen vor allem das Online-Glücksspiel. Nicht selten stecken hinter diesen Anbietern chinesische Firmen, denn seit Amtsantritt von Präsident Rodrigo Duterte im Juni 2016 wurden allein 56 neue Glücksspiellizenzen an Online Casinos vergeben, die in chinesischer Hand sind.

Glücksspiel per Internet und Telefon

Rodrigo Duterte

Präsident Rodrigo Duterte (Bild: Wikipedia)

Chinas Regierungsvertreter werfen den Anbietern auf den Philippinen vor, Chinesen nicht nur online, sondern auch per Telefon zum Glücksspiel zu animieren. Obwohl der Staat mit Netzsperren versucht, die Betreiber aus dem Land fernzuhalten, haben diese Wege gefunden, die Blockade zu umgehen.

So ist es Spielern via Smartphone möglich, bei philippinischen Buchmachern Geldbeträge auf Live-Wetten bei Sportereignissen zu setzen, die sie parallel auf ihren Telefonen im Stream verfolgen können. Darüber hinaus wurde eine Methode entwickelt, um vermögende Spieler anzulocken: Über das Smartphone kommuniziert die illustre Kundschaft dabei mit eigens für sie abgestellten Croupiers. Diese führen exklusive Casinospiele durch, bei denen die chinesischen High Roller dann direkt ihre Einsätze tätigen können.

Die chinesischen Behörden vermuten, dass allein die zweite Variante für rund 40 % des 1 Milliarde US-Dollar schweren Marktes für VIP-Spieler auf den Philippinen verantwortlich ist. Das illegale Angebot trage ihrer Aussage dazu bei, dass in jedem Jahr Milliardensummen ins Ausland abflössen, die dort zur Geldwäsche oder für anderen kriminelle Aktivitäten verwendet würden.

Chinesische Angestellte in Gefahr?

Die Betreiber beschäftigen auf den Philippinen Schätzungen zufolge über 100.000 chinesische Mitarbeiter. Diese, so das Kalkül der Anbieter, sollen sich insbesondere auf das Geschäft mit ihren Landleuten konzentrieren.

In ihrem Statement kritisiert die Botschaft:

Von der philippinischen Glücksspielindustrie wurde eine große Anzahl chinesischer Bürger illegal angeworben.

Chinas Behörden befürchten, dass viele von ihnen durch ihre Arbeit Gefahr laufen könnten, in kriminelle Handlungen ihrer Arbeitgeber verwickelt zu werden. Zudem bestünde die Gefahr, dass die betreffenden Personen auf falsche Versprechen der Anbieter hereinfallen könnten, die sie mit anderslautenden Jobbeschreibungen für die Arbeit im Casinogeschäft zu ködern versuchen würden.

In chinesischen Medien wird immer wieder berichtet, dass den Betroffenen die Pässe abgenommen würden und sie gezwungen seien, zu äußerst niedrigen Löhnen im Schichtdienst an sechs Tagen in der Woche für die Online Casinos zu arbeiten. In diesem Zusammenhang sprach die Botschaft von „moderner Sklaverei“.

Das Statement schließt mit der unverhohlenen Drohung, China werde die chinesisch kontrollierten Glücksspielunternehmen auf den Philippinen „bestrafen“, wenn diese das aus Chinas Sicht illegale Geschäft nicht „auf der Stelle“ einstellten.

Bei aller Kritik können die chinesischen Beamten den Behörden der Philippinen nicht völlige Untätigkeit vorwerfen. Diese verdächtigen eine Reihe der Online Casinos, Geldbeträge in mehrstelliger Millionenhöhe am Finanzamt vorbei zu schleusen.

Aus diesem Grund wurde kürzlich eine Einheit von Steuerfahndern darauf angesetzt, die Onlineanbieter genauer unter die Lupe zu nehmen. Die ungewöhnlich scharfe Reaktion aus China zeigt jedoch, dass die Verantwortlichen im Reich der Mitte dadurch noch nicht zufriedengestellt wurden.

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