Dienstag, 10. Dezember 2024

Ersetzt Daytrading in der Coronakrise die Sportwetten?

Mann an einem Laptop

Aufgrund der Coronakrise werden weltweit Sportveranstaltungen abgesagt und die Wettangebote der Buchmacher sind deutlich geschrumpft. Doch Daytrading, das Wetten auf kurzzeitige Kursschwankungen am Aktienmarkt, habe in dieser Zeit deutlich zugenommen, berichtet das US-amerikanische Sportmagazin Sports Illustrated [Link auf Englisch].

Die US-Handelsplattformen (Broker) hätten eine rapide Zunahme der Aktivitäten privater Händler verzeichnet, so der Bericht. Laut den Finanzmarktanalysten von Afternoon Audit seien in den USA im 1. Quartal 2020 mehr als 1,5 Millionen neue Trading-Konten eröffnet worden.

Verspielen die US-Amerikaner ihre Corona-Gelder?

Ein Anstieg des Handels von Kleinanlegern sei vor allem in den Einkommensgruppen zwischen 35.000 und 75.000 US-Dollar verzeichnet worden. Diese hatten in den vergangenen Wochen „Stimulus-Schecks“ in Höhe von 1.200 US-Dollar von der Regierung erhalten.

„Stimulus-Schecks“ sollen die Konsumkraft in den Vereinigten Staaten stärken. Eingeführt wurden sie unter anderem wegen der wachsenden Zahl von Arbeitslosen. Derzeit sind in den USA knapp 41 Millionen Menschen ohne Beschäftigung.

Gelder, die vor der Krise zu Buchmachern geflossen seien, investierten spielaffine Verbraucher nun in den Aktienhandel. Ein Grund hierfür seien die vermeintlichen Parallelen, die Konsumenten zwischen Sportwetten und Kursspekulationen zögen:

„Sowohl bei Sportwetten als auch beim Investieren gibt es viele Strategien, die angewendet werden können, und Einzelpersonen müssen einen disziplinierten Plan ausarbeiten. Bei Sportwetten besteht der grundlegende Ansatz darin, Teams und Spiele zu beobachten, um einen Vorteil zu erzielen. Ein technischer Ansatz für Wetten besteht darin, Teamdynamik und Dinge wie ATS-Trends (Against the Spread) zu nutzen (…).“

Viele Börsenneulinge, die zuvor Wetten auf Sportereignisse platziert hätten, unterschätzten trotz technischer Analyse die Varianz an der Börse.

Während Sportwetten-Profis in durchschnittlich 55 % aller Fälle richtig lägen, sei diese Zahl bei Börsenhändlern wesentlich geringer. Laut dem Anleger-Forum Wallstreet-Online erlitten zwischen 68 % und 86 % aller Kleinanleger bei den Brokern Verluste.

Prominente Beispiele

Berühmtes Beispiel für den Wechsel vom Sportwetten- zum Aktienmarkt ist Dave Portnoy, Gründer des Unterhaltungsportals Barstool Sports.

Aufgrund der Corona-bedingten Spielabsagen war der leidenschaftliche Zocker, der mitunter Zehntausende US-Dollar auf den Ausgang eines Sport-Events setzt, zu Aktienspekulationen übergegangen. Viel Erfolg hatte Portnoy damit nicht. In nur wenigen Tagen verlor der 43-Jährige knapp 647.000 US-Dollar an der Börse.