Freitag, 29. März 2024

eSports-Vertreter fordern besseren Schutz vor Wettbetrug

eSports Turnier|Logo Esports Integrity Coalition ESIC

Die eSports-Szene boomt weiterhin ungebrochen. Doch mit der steigenden Anzahl von Spielern und Turnieren wächst auch die Gefahr von Manipulationen, mit denen Betrüger ihre Wettchancen beeinflussen wollen. Deshalb fordern immer mehr Branchenvertreter, Wetten im eSports genauer zu kontrollieren.

Viele Fälle bereits aktenkundig

Diese Forderung kommt nicht von ungefähr, denn in der Vergangenheit sind bereits zahlreiche Fälle von Manipulation und Betrug aufgedeckt worden. Das Branchenmagazin eSportsobserver berichtet, dass im letzten Jahr 72 Verdachtsfälle gemeldet wurden. Dabei stechen einige Games besonders hervor:

  • Dota 2: 32 Fälle
  • Counter-Strike: 20 Fälle
  • Warcraft III: 11 Fälle
  • StarCraft II: 4 Fälle
  • andere Games: 7 Fälle

Die Analyse zeigt zudem, dass sich die Vorfälle mehren, denn im Vergleich zu 39 im Jahr 2017 gemeldeten Auffälligkeiten kam es 2018 zu einer Steigerung um über 70 %.

Lars Lien, Gründer und Geschäftsführer der eSports-Wettplattform Luckbox.com, machte letzte Woche klar, dass es an den Wettbüros liege, für faire Bedingungen zu sorgen und Betrug wirksam zu verhindern.

In einem Interview mit der Newsseite eSports News UK sagte er:

Es wird Wetten geben und es muss sichergestellt sein, dass verantwortungsvolle Anbieter zusammenarbeiten, um Match-Fixing vorzubeugen und es zu verhindern. Wir spielen eine wesentliche Rolle dabei, dies in unserer Welt zu eliminieren.

Ein Verband soll für Integrität sorgen

Um die Anstrengungen für mehr Fairness im eSports zu unterstützen, wurde mit der Esports Integrity Coalition (ESIC) im Jahr 2015 eine erste überparteiliche eSports-Organisation gegründet. In ihren Anti-Korruptions-Richtlinien [Seite auf Englisch] hält die ESIC fest, dass Manipulationen durch Spieler oder Techniker in keiner Weise gestattet sind.

Logo Esports Integrity Coalition ESIC

Die ESIC soll für Integrität sorgen (Bild: esportsintegrity.com)

Zu den Mitgliedern gehören mit ESL, DreamHack, Intel, der UK Gambling Commission sowie der Malta Gaming Authority namhafte Partner, die helfen, den Worten des Verbands mehr Gewicht zu verleihen.

Neben den genannten Richtlinien nimmt die ESIC auch zum Thema Doping Stellung. Sie wendet sich gegen jede Art der Einnahme von leistungssteigernden Mitteln. Nach Willen des Verbands sollen Gamer, die dagegen verstoßen, für unbestimmte Zeit für die Teilnahme an Turnieren gesperrt werden.

Für Klarheit soll eine Liste von verbotenen Mittel sorgen, auf der neben Amphetaminen und Beruhigungsmitteln auch Antidepressiva genannt werden. Solange die ESIC jedoch keine allgemeingültige Funktion im eSports besitzt, sind ihre Vorgaben jedoch rechtlich nicht bindend.

Niedrige Leistungsklassen besonders betroffen

Beobachter gehen bei den Betrugsversuchen von einer hohen Dunkelziffer aus, weshalb die bekannten Fälle in der kaum überschaubaren eSports-Szene nur die Spitze des Eisbergs sein dürften. Tatsächlich ist es bei den zahllosen Online-Turnieren kaum nachzuweisen, wenn ein Spieler betrügt, um den Ausgang eines Matches zu beeinflussen.

Es gibt kaum eine traditionelle Sportart, die nicht von verschobenen Wettbewerben betroffen ist. Ob Mannschaftssportarten wie Fußball und Basketball oder Einzelsportarten a la Tennis und Golf: Fast überall ist es schon zu kriminellen Aktionen durch Betrüger und korrupte Spieler gekommen.

Von den Manipulationen sind meist unterklassige Ligen und Turniere oder der Amateursport betroffen. Zum einen sind die Spieler aufgrund ihrer niedrigeren Gehälter oftmals leichter zu bestechen. Zum anderen werden diese Bereiche noch nicht derart genau überwacht, wie es bei den Top-Ligen und -Turnieren der Fall ist. Deshalb haben Kriminelle hier oft leichteres Spiel.

Wer bei Turnieren mit Preisgeldern im Bereich von 1.000 Euro antritt, ist weitaus empfänglicher für die finanziellen Verlockungen von organisierten Wettbetrügern als ein Spieler, der mit seinem Team um einen millionenschweren Preispool kämpft. Nicht zuletzt deshalb ist bisher kein Fall bekannt, in dem ein Gamer oder gar ein ganzes Team aus dem Spitzenprofi-Bereich des eSports in eine Form des Match-Fixings verwickelt war.

Das sieht ESIC-Vorsitzender Ian Smith ähnlich:

Die Anzahl der gemeldeten Verdachtsfälle, die ESIC erhält, ist alarmierend. Während wir überzeugt sind, dass die meisten der Top-Turniere mit höchsten Integritätsstandards arbeiten, machen wir uns große Sorgen darüber, was in den niedrigeren Ebenen des eSports geschieht.

Es bleibt abzuwarten, inwieweit die Bemühungen des Verbands in der momentan noch sehr heterogenen eSports-Szene fruchten und ob sie dazu beitragen, Manipulationen und Drogenmissbrauch künftig wirksam zu bekämpfen.