Mittwoch, 24. April 2024

Facebook: Glücks­spiel­werbung für Nutzer künftig ausschaltbar

Facebook Opt-out

Facebook steht wegen der Anzeige von Glücksspielwerbung seit Langem in der Kritik. Nun hat der Social-Media-Konzern darauf reagiert. Er bietet Nutzern in Kürze die Möglichkeit, Werbung für Glücksspiel und weitere ungewollte Inhalte per Opt-out zu verbergen. Dieser Schritt stößt auch in der Glücksspielbranche auf Zustimmung.

Der britische Glücksspielverband Betting and Gaming Council (BGC) begrüßte am Donnerstag die zeitlich nicht terminierte Maßnahme des Internet-Giganten. Facebook-Nutzer könnten dann leicht dafür sorgen, dass sie beispielsweise Anzeigen von Sportwetten-Anbietern nicht mehr sehen müssten, wenn sie dies nicht wollten.

Aktive Rolle des BGC

Der BGC betonte die aktive Rolle, die der Verband dabei gespielt habe. Er habe in den letzten Monaten eng mit Facebook zusammengearbeitet, um eine gemeinsame Lösung zu finden.

BGC-Direktor Michael Dugher erklärte

Dies ist ein weiterer Beweis für unser Engagement, die Standards in der regulierten Glücksspielbranche anzuheben. Ich begrüße diesen Schritt von Facebook und fordere alle sozialen Medien und Suchplattformen auf, den Nutzern die Möglichkeit zu geben, sich gegen die Anzeige von Sportwetten-Werbung zu entscheiden.

Ein erstes Ergebnis der Kooperation sei der Code for Socially Responsible Advertising gewesen, der im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde. Dazu gehöre nun auch, dass Verbandsmitglieder künftig sicherstellen müssten, dass ihre Social-Media-Anzeigen nur an Nutzer ab 25 Jahren gingen. Für den Fall, dass sie auch über 18-Jährige ansprechen wollten, müssten die Glücksspielanbieter dies gesondert begründen.

Dies zeige, dass die lizenzierten Glücksspielanbieter entschlossen seien, das sichere Glücksspiel voranzutreiben. Damit grenzten sie sich deutlich von illegalen Betreibern ab, die ihren Kunden keinerlei Spielerschutz böten, so Dugher.

Auch wenn noch nicht feststeht, wann die neue Funktion in Deutschland aktiviert wird, dürfte diese von Spielerschützern ebenfalls mit Interesse verfolgt werden. Hierzulande muss sich Facebook erheblicher Kritik erwehren, weil dort insbesondere Jugendlichen oftmals unzulässige Werbung angezeigt wird.

Bleibt es wieder nur bei Ankündigungen?

Spielerschützer zeigten sich nach Facebooks Ankündigung wenig beeindruckt. Zu oft habe der Konzern in der Vergangenheit ähnlichen Versprechen keine Taten folgen lassen, so die Kritik.

Dass Bedarf an einem Werbe-Opt-out besteht, zeigen die Ergebnisse einer Studie, die die australische Organisation Reset Australia diese Woche veröffentlichte. Ihr zufolge schütze Facebook Kinder nur unzulänglich vor Glücksspielwerbung.

Einer anderen, im Oktober von Reset Australia [Seite auf Englisch] und dem Marktforschungsinstitut YouGov durchgeführten Untersuchung zufolge gaben 82 % der befragten Jugendlichen an, unzufrieden mit der Art der Anzeigen zu sein, die sie bei Facebook zu sehen bekämen. 67 % hätten sich zudem für ein Verbot dieser Art von Werbung ausgesprochen.

Die Verfehlungen seien umso bedauerlicher, als dass Facebook ein „Wiederholungstäter“ sei. Im Frühjahr habe nachgewiesen werden können, dass es seinen Werbekunden erlaube, gezielt Minderjährige mit Werbebotschaften anzusprechen, für die diese nicht alt genug seien.

Geändert habe sich seitdem wenig, so Vertreter von Reset Australia. Deshalb dürften sie und andere Spielerschutz-Organisationen nun genau verfolgen, inwieweit Facebook sein Opt-out-Versprechen bei der Glücksspielwerbung tatsächlich einlöst.