Freitag, 19. April 2024

Großbritannien: Gamcare bietet Hilfe speziell für Frauen mit Spielsuchtproblemen

Frau mit Hut

Aktuelle Zahlen der britischen Wohltätigkeitsorganisation GamCare für Spielsucht zeigen, dass die Zahl der Frauen mit problematischem Spielverhalten im letzten Jahr um mehr als ein Drittel gestiegen ist.

Dennoch werde die überwiegende Mehrheit der Anrufe bei der National Gambling Helpline immer noch von Männern getätigt. Nur 1 % der Anrufer seien weiblich. Daher habe GamCare für den heutigen Samstag eine Online-Chat-Sitzung nur für Frauen organisiert.

Hilfe für Frauen mit Glücksspiel-Problemen

Die Spielsuchtorganisation GamCare stellt tägliche Chatroom-Sitzungen für Menschen mit Glücksspielproblemen bereit. Die TeilnehmerInnen können sich dort austauschen und Unterstützung finden.

Am heutigen Samstag, den 12. September, zwischen 19 und 20 Uhr (GMT) veranstaltet die Organisation eine Online-Gruppen-Sitzung für betroffene Frauen. Teilnehmen können sowohl Spielerinnen als auch Freunde und Angehörige.

GamCare erklärte, die Organisation werde künftig die Hilfsprogramme für Frauen ausweiten, um den Spielerinnen und deren Angehörigen die benötigte Unterstützung bieten zu können.

Immer mehr Frauen haben Spielsucht-Probleme

Die britische Therapeutin Liz Karter, die sich auf Spielsucht bei Frauen spezialisiert hat, erklärt in einem Interview mit dem Magazin Bustle [Seite auf Englisch], warum über Spielsucht bei Frauen immer noch wenig berichtet werde. Sie geht auch auf die Frage ein, warum Spielsucht gleichzeitig immer mehr Frauen betreffe.

Wenn es um das Thema Spielsucht gehe, fühlten sich Frauen dieser von Männern dominierten Gruppe nicht zugehörig, erklärte Karter. Die Therapeutin führte aus:

Wenn man sich soziale Medien oder die Medien im Allgemeinen anschaut und die Stimme eines Spielsüchtigen hört, ist diese in der Regel männlich. Die männliche Perspektive zu hören, ist für Frauen oft befremdend, weil ihre Erfahrungen anders sind.

Glücksspielunternehmen wiederum hätten ihr Spielangebot inzwischen jedoch angepasst, um speziell Frauen anzusprechen. Dies führe zu einer noch stärkeren Trennung zwischen Männern und Frauen.

Das Stigma Spielsucht

Die Mehrzahl der Studien zum Thema Spielsucht konzentriere sich auf Männer. GamCare kommentiert, dass Frauen häufig von diesen Statistiken ausgeschlossen seien, weil diese sich eher einer befreundeten Person anvertrauten als professionellen Institutionen.

Pamela Roberts, Psychotherapeutin und Programmmanagerin für Suchtprobleme im Woking Hospital von Priory in Surrey, sagte dazu:

[…] Zum Beispiel wird Online-Glücksspiel-Sucht mit jungen Männern verbunden. So muss eine ältere Frau erst ihre Scham über dieses Stigma und ihre Scham über ihre Sucht überwinden, bevor sie darüber sprechen kann, was wirklich mit ihr los ist.

Auch die Motivationen zum Spielen seien unterschiedlich. Während Männer auf große Gewinne und die damit verbundene Aufmerksamkeit aus seien, sei das Glücksspiel für Frauen eine Art des Eskapismus, erklärte Karter.

Frauen könnten Problemen auf der Arbeit oder zu Hause entfliehen. Das Spiel sei wie ein Schutzschild gegen Ängste und negative Gefühle, erklärte die Therapeutin.