Samstag, 20. April 2024

Schwedens Glücksspiel-Kanalisierung sinkt – Eine Frühwarnung für Deutschland?

Schwedischer Königspalast in Stockholm

Die temporäre Verschärfung des schwedischen Glücksspielgesetzes ist erneut in Kritik geraten. In einem am Mittwoch veröffentlichten Schreiben [Seite auf Schwedisch] an den schwedischen Sozialversicherungsminister Ardalan Shekarabi bemängelt der Parlamentarier John Weinerhall, dass die Kanalisierung der Spieler auf den legalen Markt seit Einführung der jüngsten Restriktionen stetig abnehme.

So hatte die schwedische Regierung als Reaktion auf die fortwährende Coronakrise am 2. Juli 2020 neue Einsatz-, Zeit- und Bonuslimits bei lizenzierten Online-Glücksspiel-Anbietern eingeführt.

Seither können Spieler auf den legalen Glücksspiel-Plattformen höchstens 5.000 SEK (4.980Euro) pro Woche einzahlen und ein einmaliges Bonusangebot von maximal 100 SEK (9,96 Euro) in Anspruch nehmen. Grund dafür war die Annahme, dass das Spielverhalten während der Pandemie drastisch zunehmen könnte.

Lizenzsystem in Gefahr?

Bereits vor Inkrafttreten der Restriktionen hatte der schwedische Branchenverband BOS davor gewarnt, dass die Regierung mit der Maßnahme den Spielerschutz nur gefährde, da viele Spieler erneut auf den Schwarzmarkt abwandern könnte.

Laut Weinerhall habe sich dies mittlerweile bestätigt. In seinem Brief erklärt er:

Die strengeren Regeln haben keine Auswirkungen auf unlizenzierte Glücksspielanbieter, bei denen schwedische Kunden spielen. Daher ist zu erwarten, dass die Kanalisierung in das schwedische Lizenzsystem sinkt. Im vergangenen Frühjahr wurde die Kanalisierung auf knapp 75 % geschätzt, sie zeigt jedoch insgesamt seit Inkrafttreten des Glücksspielgesetzes im Januar 2019 einen rückläufigen Trend.

Konkrete Zahlen nennt der Politiker in seinem Schreiben nicht. Allerdings bemängelt er diesbezüglich auch, dass die Regierung selbst keinerlei Studie dazu durchführe. Zwar habe diese vor kurzem erklärt, dass sich die Restriktionen nicht negativ auf die lizenzierten Anbieter auswirken würden, das Spielgeschehen im illegalen Sektor dabei jedoch gänzlich außer Acht gelassen.

Aktuell sieht die Regierung vor, dass die Restriktionen noch bis Ende Juni gültig bleiben sollen. Dies gefährde laut Weinerhall das gesamte Lizenzsystem. Er bittet Shekarabi daher um eine Stellungnahme bis spätestens zum 24. Februar.

Ähnliches Problem in Deutschland vorprogrammiert?

Die Kanalisierung der Spieler auf den legalen Markt ist auch in Deutschland ein viel diskutiertes Thema. Ebenso wie der schwedische Glücksspielverband warnte auch der Deutsche Sportwettenverband (DSWV) mehrmals, dass ein zu striktes Glücksspielgesetz lediglich den Schwarzmarkt befördere.

Der neue Glücksspielstaatsvertrag sieht dabei sogar noch striktere Regeln vor als die temporären Restriktionen in Schweden. Mit einem monatlichen Einzahlungslimit von 1.000 Euro beispielsweise sollen die Deutschen nur knapp halb so viel für das legale Glücksspiel ausgeben dürfen wie derzeit die Schweden.

Auch soll es in Deutschland dramatische Einschränkungen in der Vielfalt des Spielangebotes geben. Progressive Jackpots, Online-Tischspiele und Live-Wetten sollen verboten bleiben. Dies ist in Schweden nicht der Fall.

Sollten die Kanalisierung in Schweden daher tatsächlich bereits unter den deutlich milderen Einschränkungen leiden, könnte sich in Deutschland künftig ein noch größeres Problem abbilden.