Donnerstag, 28. März 2024

Glücksspiel-Werbeverbot in Spanien: Erfolg kleiner als erwartet?

Frau mit Zeigefinger inmitten von Social Media Der Erfolg der scharfen Beschränkungen der Glücksspielwerbung in Spanien in Print, TV, Radio und Internet wird derzeit hinterfragt. (Bild: Pixabay/geralt)

Ein Glücksspiel-Werbeverbot wird derzeit in verschiedenen Ländern Europas diskutiert, so auch in Deutschland und England. In Spanien weisen Branchenmedien nun darauf hin, dass der Erfolg derartiger Maßnahmen wesentlich geringer sein könnte als erwartet.

Nach in diesem Monat veröffentlichten Daten der Beobachtungsstelle für Werbung in Spanien (Observatorio de la Publicidad en España) sind die Werbeausgaben der Glücksspiel-Unternehmen im Jahr 2020 um lediglich 17 % gesunken. Im Jahr 2019 gab die spanische Glücksspiel- und Sportwetten-Branche noch 145,6 Mio. EUR für Werbung aus. Im Jahr 2020 fiel diese Zahl auf 121,3 Mio. EUR.

In Spanien sind im November vergangenen Jahres scharfe Glücksspiel-Werbebeschränkungen in Kraft getreten. Zu ihnen gehört unter anderem das Glücksspiel-Werbeverbot in Sportstadien und auf Fußball-Trikots. Zuvor hatte der spanische Verbraucherschutzminister Garzón das Werbeverbot während des Corona-bedingten Ausnahmezustandes in Spanien durchgesetzt. Bereits vor der Verabschiedung der neuen Werberichtlinien durften private Glücksspielanbieter in Spanien somit keine Werbung zwischen 5:00 Uhr morgens und 1:00 Uhr nachts schalten. Diese Beschränkung galt von Ende März bis Anfang Juni.

Diese Zahlen stünden Branchenmedien zufolge im Widerspruch zu den Aussagen des Verbraucherschutzministers Garzón. Dieser hatte im Vorfeld der Verabschiedung der Werbebeschränkungen immer wieder gesagt, die Präsenz der Glücksspiele in der Werbung sei „massiv“ und „alarmierend“.

Werbeausgaben in Spanien nach Sektor

Diagramm: CasinoOnline.de; Quelle: Observatorio de la Publicidad de España

Vergleichsweise geringer Bekanntheitsgrad von Glücksspielen und Wetten in der Werbung

Dem widersprächen jedoch nicht nur die Werbeausgaben, sondern auch der Bekanntheitsgrad. Dieser werde nach der Anzahl der Personen ermittelt, die sich daran erinnern, Werbung für einen bestimmten Sektor gesehen oder gehört zu haben.

So hätte das Glücksspiel im Jahr 2019 im Bekanntheitsranking 4.909 Punkte erzielt. Im Jahr 2020 seien die Bekanntheitspunkte in diesem Sektor auf 4.187 gefallen.

Die Daten der Beobachtungsstelle für Werbung in Spanien zeigen, dass die Glücksspiel-Werbung hinsichtlich ihrer Bekanntheitspunkte weit hinter anderen Sektoren zurückliegt. Das Gastgewerbe beispielsweise erreichte im Jahr 2020 mit 101.553 Bekanntheitspunkten weitaus mehr Menschen in der Werbung. Auch die Automobilindustrie, die Telekommunikationsbranche sowie die Bereiche Kultur, Mode, Bildung, Wellness, Finanzen, Sport, Ernährung, Versicherungen, Gesundheit, Transport und Tourismus hätten größere Bekanntheitsgrade erreicht.

Dementsprechend sei fragwürdig, ob die Präsenz privater Glücksspielanbieter in der Werbung tatsächlich so groß gewesen sei wie behauptet und ein derartiges Werbeverbot tatsächlich angebracht gewesen sei.

Kritik üben Branchenbeobachter zudem an der Tatsache, dass das teilweise Glücksspiel-Werbeverbot in Spanien zwar für private Anbieter gilt, jedoch nicht für die staatliche. Erst im November wurde beispielsweise bekannt, dass die staatliche Lottogesellschaft SELAE Werbeverträge in Höhe von mehr als 48 Mio. EUR abgeschlossen habe.