Freitag, 06. Dezember 2024

Britische Studie: Glücksspiel-Werbung besonders für Kinder und Jugendliche gefährlich

Jugendliche mit Handys|Social Media Logos

Britische Kinder und Jugendliche sind besonders anfällig für Werbebotschaften der Glücksspielindustrie. Dies haben Analysten des Marktforschungsunternehmens Ipsos Mori und Forscher der schottischen University of Stirling im Rahmen einer Studie herausgefunden.

Wie die britische Tageszeitung The Guardian (Link auf Englisch) unter Berücksichtigung der Untersuchungsergebnisse berichtet, seien 96 % der 11- bis 24-Jährigen Briten im vergangenen Monat über Werbebotschaften mit Glücksspiel in Berührung gekommen.

Die Autoren des Reports folgern, dass die Altersgruppe deshalb besonders verlockt sei, in späteren Lebensphasen an Glücksspielen teilzunehmen:

„Regelmäßig mit Glücksspielwerbung konfrontiert zu werden, kann die Wahrnehmung und die Assoziationen des Glücksspiels im Laufe der Zeit verändern und die Wahrscheinlichkeit beeinflussen, dass sie [Kinder und Jugendliche. Anm. d. Red.] in Zukunft spielen werden.“

Ist Werbung über Online-Kanäle besonders gefährlich?

Laut der Wissenschaftler sei vor allem die Verbreitung von Online-Glücksspielwerbung in Social-Media-Kanälen virulent und könne Auswirkung auf die Wahrnehmung von Kindern und Jugendlichen haben.

Wie ist die Studie zu Werbung und Glücksspiel entstanden?

Medienwissenschaftler der University of Stirling hatten die Studie über die Wirkung von Glücksspielwerbung auf junge Menschen bereits im Jahre 2018 angekündigt. Fiona Dobbie vom Institut für Social-Marketing erhoffte sich durch die Arbeit neue Erkenntnisse darüber, wie Inhalte und Techniken von Glücksspiel-Marketing von vulnerablen Zielgruppen wahrgenommen werden. Unterstützt wurde das Projekt von der gemeinnützigen Spielerschutz-Organisation GambleAware, die sich in Großbritannien für die Aufklärung und Prävention von Glücksspielsucht einsetzt.

Nach Schätzungen folgten 41.000 Briten im Alter von bis zu 16 Jahren Online-Profilen mit Glücksspielbezug. 6 % der Follower von „traditionellen“ Glücksspiel-Accounts seien Kinder.

Eine noch höhere Zahl (17 %) folge Glücksspiel-Nutzerkonten mit Bezug zu E-Sport und wettbewerbsmäßigem Gaming.

Politik zeigt sich alarmiert

Labour-Abgeordnete Carolyn Harris zeigte sich im Zuge der Studienergebnisse alarmiert. Die Vorsitzende einer fraktionsübergreifenden Parlamentariergruppe zur Eindämmung der Glücksspielsucht in Großbritannien sagte, dass die Untersuchung viele Fragen über die Auswirkungen von Glücksspielwerbung aufwerfe, die im Rahmen des Gambling Act 2005 in Großbritannien erlaubt worden war.

Besonders beunruhigend seien die Zahlen in Anbetracht von Ausgangssperren wegen des Coronavirus. Harris und ihre Kollegen hatten während der Corona-Krise von der Glücksspielindustrie eine tägliche Einsatzobergrenze von 50 GBP pro Kunde gefordert.

Die Glücksspielunternehmen sind der Aufforderung nicht nachgekommen.