Donnerstag, 18. April 2024

Grand Casino Liechtenstein wird in Bendern eröffnet

Liechtenstein

Das Grand Casino in Bendern wird heute um 15 Uhr eröffnet. Damit geht in Liechtenstein das vierte Casino an den Start, nachdem es gestern vom Amt für Volkswirtschaft die Bewilligung erhalten hat.

Das Grand Casino Baden ist das bisher größte Casino in Liechtenstein und wird den Fokus neben klassischen Glücksspielen auf internationale Poker-Turniere legen. Entstanden ist es im ehemaligen Gebäude der Privatklinik Medicnova in Bendern, die im Juli 2018 Konkurs angemeldet hatte.

Erste Umbauphase abgeschlossen

Poker, Pokerroom

Das Gran Casino Liechtenstein will Pokerspieler aus der ganzen Welt anlocken. (Bild: Pixabay/Naomy Quiñones)

Innerhalb von vier Monaten wurde die erste Etappe des Umbaus umgesetzt. Unter einem Dach gibt es nun neben dem Casino ein Hotel mit 20 Doppelzimmern, einen Pokerroom und ein Restaurant mit Kapazitäten für bis zu 60 Gäste.

Der Casino-Bereich wird an sieben Tagen in der Woche geöffnet sein und bietet acht Live-Game-Tische, unter anderem mit Roulette, Black Jack und Punto Banco. Im Erdgeschoss und in der ersten Etage gibt es jeweils eine große Bar, im Pokerbereich sorgt abends ein Spielerbuffet für das leibliche Wohl.

Die zweite Umbauphase soll im Herbst 2020 abgeschlossen werden. Dann sollen sich Casino und Pokerbereich auf 6000 m² erstrecken und es werden voraussichtlich insgesamt 150 Mitarbeiter beschäftigt sein. Erwartet werden nach Abschluss der zweiten Bauphase 500 bis 600 Gäste täglich.

Den Fokus auf Poker gerichtet

In Abgrenzung zu den anderen Casinos in Liechtenstein will sich das Grand Casino auf Poker spezialisieren. In der ersten Phase werden sechs Pokertische zur Verfügung stehen.

Langfristig soll das Casino zu einem international renommierten Ort für Pokerturniere werden. Geschäftsführer Reinhard Fischer erklärte in seiner Pressemitteilung hierzu:

„Mit 20 Tischen, die täglich zur Verfügung stehen, und Platz für bis zu 60 Tischen für Turniere wird das Grand Casino Liechtenstein künftig zu den größten Pokerrooms in Europa zählen, wobei internationale Turniere mit mehr als 500 Teilnehmern durchgeführt werden können.“

Für das kommende Jahr soll bereits ein Turnier mit einem Preisgeld in Höhe von 1 Mio. Franken (ca. 920.000 Euro) geplant sein. Bei einem Startgeld von 100 Franken (92 Euro) wären zur Realisierung eines solchen Turniers demnach 1000 Teilnehmer erforderlich.

Sollte es dem Grand Casino Liechtenstein gelingen, tatsächlich internationale Pokerturniere ins Land zu bringen, könnte auch die umliegende Region mit ihren touristischen und gastronomischen Einrichtungen profitieren. Doch im Fürstentum gibt es Kontroversen um die rasante Entwicklung der Casino-Landschaft.

Derzeit sind in Liechtenstein drei Casinos in Betrieb: das Casino in Ruggell, in Schaanwald und in Triesen. Der Baustart für ein weiteres Casino in Schaan wurde im Juni erteilt. Die Eröffnung ist für den Herbst 2020 geplant. Bis zum Jahr 2009 war Glücksspiel in Liechtenstein verboten. Nach dem revidierten Geldspielgesetz von 2016 entscheidet der Markt, nicht der Staat, über die Anzahl der Casinos.

Im Juni überwies der Landtag das Postulat „Gestaltung einer größenverträglichen Casino-Landschaft Liechtenstein“ an die Regierung und forderte unter anderem ein Bewilligungsmoratorium. Dieses lehnte die Regierung im Oktober ab.

Vorwurf des mangelnden Spielerschutzes

Kritiker werfen der Regierung vor, das wirtschaftliche Interesse höher zu gewichten als den Spielerschutz. Suzanne Lischer, Glücksspielforscherin an der Universität Luzern, weist beispielsweise darauf hin, dass fünf Casinos auf rund 38.000 Einwohner eine „außerordentlich hohe Dichte“ seien. Sie kritisiert, dass die Casino-Betreiber in Liechtenstein gezielt ausländische Spieler anzögen, obwohl viele von diesen in anderen Ländern gesperrt seien.

Vor allem in der Schweiz gesperrte Spielsüchtige würden laut Lischer auf grenznahe Casinos im Fürstentum ausweichen und hier weiterspielen. Die Leiterin des Amts für Volkswirtschaft, Katja Gey, konterte, dass man bereits auf die Schweiz zugegangen und einen Austausch der Sperrlisten angeregt habe. Von Bundesrätin Karin Keller-Sutter sei dies begrüßt worden, im Januar wolle man mit den Gesprächen diesbezüglich beginnen.

Das Geldspielgesetz in der Schweiz erlaubt die Weitergabe von Daten, sodass ein Austausch der Sperrlisten rechtlich bereits möglich sei. Als Grund dafür, dass dies bisher noch nicht geschehe, nennt der Direktor der Schweizer Spielbankenkommission Jean-Marie Jordan die unterschiedlichen Gesetze in den verschiedenen Ländern.

Die Lösung hierfür könnte nach Ansicht von Spielschützern und Therapeuten jedoch ganz einfach sein. Sie sprechen sich für die Einrichtung einer internationalen Sperrliste aus.