Japans Regierung untersucht Auswirkungen von COVID-19 auf Spielsucht
Im Rahmen ihrer diesjährigen nationalen Spielsuchtstudie plant die japanische Regierung eine eingehende Untersuchung der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Entwicklung von Spielsucht.
Wie die japanische Zeitung Mainichi am Samstag berichtet hat [Seite auf Englisch], sei die Regierung besorgt, dass die Zahl der Spielsüchtigen während der Pandemie stark angestiegen sein könnte.
Ein Grund für die Annahme sei der zuletzt beobachtete Anstieg der Beteiligung am Online-Glücksspiel. Da ein Teil der bei Glücksspielern beliebten Pachinko-Hallen Corona-bedingt geschlossen worden seien, hätten Spieler mehr denn je auf das Glücksspiel im Internet zugegriffen.
Laut den Ergebnissen der letzten nationalen Spielsucht-Studie Japans aus dem Jahr 2017 seien rund 3,6 % der erwachsenen Bevölkerung mindestens einmal im Leben von problematischem Spielverhalten betroffen gewesen. Zirka 700.000 Menschen (0,8 % der Bevölkerung) hätten während des Untersuchungszeitraum an einer Spielsucht gelitten.
Die Spielsucht-Studie 2020 solle darüber hinaus untersuchen, inwieweit aufgrund des Virus empfundene Stresssymptome oder Angstgefühle die Entwicklung von Spielsucht begünstigt haben könnten. Vor diesem Phänomen habe auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gewarnt.
Pachinkos während des Lockdowns weitgehend in Betrieb
Die japanischen Spielsuchtstudien der letzten Jahre haben gezeigt, dass vor allem das japanische Glücksspiel Pachinko mit Spielsucht in Verbindung gebracht wird. Die beliebte Mischung aus Spielautomat und Flipper habe japanischen Spielern Berichten zufolge auch während der Pandemie zur Verfügung gestanden.
Das Glücksspiel ist in Japan bisher nur eingeschränkt legal und allein den staatlichen Anbietern für Lotto, Bingo und Pferdewetten vorbehalten. Casinospiele und Spielautomaten sind aktuell noch verboten. Das Pachinko stellt eine Ausnahme dar, da Spieler kein Bargeld, sondern lediglich Gutscheine gewinnen.
2019 jedoch hat die japanische Regierung den Weg für legale landbasierte Casinos-Resorts geebnet. Insbesondere US-amerikanische Glücksspielkonzerne wie Sands, Caesars oder MGM äußerten daraufhin ihr Interesse an einer Lizenz.
Wie die Zeitung Washington Post Mitte Mai berichtete, hätten sich viele Betreiber von Pachinko-Hallen geweigert, diese im Rahmen des weitgehend freiwilligen Lockdowns zu schließen.
Zwar habe die japanische Regierung seit April intensiv darauf gedrängt, dass das Pachinko-Spiel vorrübergehend eingestellt werde, jedoch keinen gesetzlichen Lockdown verordnet.
Ob die Anzahl der Besucher von Pachinko-Hallen im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen oder gesunken ist, könnte für die Spielsucht-Studie 2020 daher ebenfalls interessant sein.