Dienstag, 19. März 2024

Brasiliens Ex-Verbandspräsident José Maria Marin zu vier Jahren Haft verurteilt

José Maria Marin muss ins Gefängnis||

José Maria Marin muss ins Gefängnis

Josè Maria Marin muss ins Gefängnis (Bildquelle: ESPN)

Der ehemalige brasilianische Verbandspräsident Marin (86) wurde am Mittwoch in Brooklyn, New York, zu einer Haftstrafe von 4 Jahren verurteilt. Hinzu kommen eine hohe Geldstrafe sowie Rückzahlungen von mehreren Millionen Dollar.

Ein jahrelanger Prozess geht zu Ende

Mit dem finalen Urteilsspruch von New Yorker Richterin Pamela Chen ging am Mittwoch ein langer Prozess im Namen des Gesetzes zu Ende. Das Ergebnis: der ehemalige Verbandspräsident José Marin muss ins Gefängnis.

Bereits am 27. Mai 2015 war Marin zusammen mit einigen weiteren FIFA Funktionären in einem Luxushotel in Zürich von der Schweizer Polizei festgenommen worden.

Vorgeworfen wurden dem damals 83-jährigen Korruption, Erpressung, Bankenbetrug und Geldwäsche. Über mehrere Jahre hatte Marin Bestechungsgelder in Millionenhöhe für die Vergabe von TV-Rechten entgegengenommen.

Seit 2012 gibt es bei der FIFA einen offiziellen Ethikcodex, welcher den Funktionären als klares Regelwerk dient. Das 60 Seiten lange Dokument thematisiert ethische Verstöße bei der FIFA und bezieht sich in Artikel 21 klar auf Bestechung und Korruption.

Was sagt der FIFA Ethikcodex zu Korruption?

„Diesem Reglement unterstellte Personen dürfen keine persönlichen oder ungebührlichen finanziellen oder sonstigen Vorteile anbieten, versprechen, gewähren oder annehmen, um von einer Person […] eine Geschäftsbeziehung oder einen anderen unrechtmässigen Vorteil zu erlangen oder aufrechtzuerhalten.“

Die zuständige Ethikkommission hat das Recht, verschiedene Arten von Sanktionen zu verhängen. Dazu gehören Ermahnungen, Verweise, Geldstrafen, Rückgabe von Preisen, Spielsperren, Stadionverbote, Verbannung aus dem Fußball, gemeinnützige Arbeit.

Unmittelbar nach seiner Festnahme wurde er für fünf Monate in der Schweiz inhaftiert, bevor er schließlich in die Vereinigten Staaten überführt wurde. Dort wurde ihm eine sofortige Geldstrafe von 15 Millionen Dollar auferlegt.

Marin wohnte in Manhattan im Trump Tower

Marin wohnte in Manhattan im Trump Tower (Bildquelle: TrumptowerNY)

Die endgültige Schuldigsprechung ließ jedoch auf sich warten und er wurde nach seiner Ankunft in den USA zunächst zu einem zweijährigen Hausarrest verurteilt. Sein Domizil zu jenem Zeitpunkt war ein Luxus-Apartment in der 5th Avenue im berühmten Trump Tower in Manhattan. Zweimal pro Woche war es ihm erlaubt, zur Messe zu gehen.

Als Übergangsstrafe zwischen Prozessen ist der Hausarrest in den Vereinigten Staaten üblich. Die Angeklagten bekommen dabei eine elektronische Fußfessel und können sich somit nicht beliebig weit von Ihrem Haus distanzieren.

Am 22. Dezember 2017 folgte schließlich die Schuldigsprechung, woraufhin er bis zum endgültigen Urteilspruch in das Metropolitan Detention Center in Brooklyn in Haft kam.

Gefängnis und Geldstrafe für José Marin

Für Richterin Pamela Chen ist Marin das erste „Schwergewicht“, das durch ihren Urteilsspruch ins Gefängnis muss. Vier Jahre wird der Ex-Funktionär ab sofort in einem New Yorker Gefängnis absitzen müssen.

Des Weiteren wurde er zu einer Geldstrafe von 1,2 Millionen Dollar verurteilt. Schuldig gesprochen wurde er in sechs von sieben Fällen krimineller Aktivitäten, Geldwäsche und Überweisungsbetrug.

Er hatte im Zusammenhang mit Verträgen der Copa Libertadores und der Copa America Bestechungsgelder akzeptiert. Insgesamt soll er über die Jahre 6,55 Millionen Dollar einkassiert haben.

Staatsanwalt Richard Donoghue sagte nach dem Urteilsspruch:

Der heutige Urteilsspruch hat bewiesen, dass die Fußballfunktionäre, welche diesen wundervollen Sport korrumpiert haben, trotz all ihrer Macht und Prestige nicht über dem Gesetz stehen.

Die Staatsanwaltschaft hatte während des Prozesses eine deutlich härtere Strafe gefordert. Für seine Verbrechen im Weltfußball sollte Marin zu 10 Jahren Haft verurteilt werden und 6,6 Millionen Dollar Strafe zahlen.

Sein Verteidiger Charles Stillman hingegen verlangte ein Maximum von 13 Monaten Haft, welche er insgesamt bereits abgesessen hatte. Er begründete dies mit Marins fortgeschrittenem Alter und gebrechlichem Gesundheitsstatus.

Um den Urteilsspruch zu mildern, präsentierte er seinen Mandanten des Weiteren als älteren Herren ohne große Machtposition. Auch sei er 2012 ungeplant und überraschend Verbandchef Brasiliens geworden, nachdem Ricardo Texeiro (71) zurückgetreten war. Womöglich habe er seine plötzliche neue Rolle und deren rechtliche Begrenzungen nicht gänzlich verstanden.

Jose Marin habe außerdem keine Handlung ohne Marco Polo del Nero, Ex-Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees, begangen und habe mit diesem sämtliche Bestechungsgelder geteilt.

Nach der Urteilsverkündung sagte Marins Verteidiger, dass sein Mandant Revision einlegen werde.

Der große FIFA Prozess geht weiter

Nur wenige Monate bevor der große FIFA Skandal an die Öffentlichkeit kam, wurde während eines Abendessens ein Gespräch über Bestechungsgelder zwischen José Marin und José Hawilla († 74) aufgezeichnet.

Auch Sepp Blatter war Teil des FIFA Skandals

Auch Sepp Blatter war Teil des FIFA Skandals (Bildquelle: Aargauer Zeitung)

Im Rahmen des FIFA Korruptionsskandals wurden von der amerikanischen Justiz 42 Personen angeklagt. Dabei ging es um 92 kriminelle Handlungen und insgesamt 200 Millionen Dollar Bestechungsgelder.

Von den 42 Angeklagten sind bereits drei verstorben. Nach José Maria Marin wird Ende August mit Juan Angel Napout, FIFA Vize-Präsident aus Paraguay, die zweite Person ihren endgültigen Urteilsspruch erhalten.

22 der Angeklagten bekannten sich selbst schuldig und erwarten ihr Urteil. 14 weitere bleiben in ihren jeweiligen Ländern, darunter Texeira und Del Nero. Letzterer wurde in seiner Heimat Brasilien nicht beschuldigt, befürchtet aber, in den USA ebenfalls eine Gefängnisstrafe zu erhalten.

Die Prozesse rund um diesen weltweiten Skandal werden sich vermutlich noch Monate bis Jahre in die Länge ziehen. Mit Marin’s Verurteilung wurde jedoch ein weiterer großer Fortschritt erzielt.