Donnerstag, 05. Dezember 2024

Kanadas Problem mit der Spielmanipulation im Amateursport

Toronto Skyline|Sport Universität|

Am 24. und 25. April wurde in Toronto das erste Symposium zum Thema Spielmanipulation und Wettbetrug abgehalten. Die verschiedenen Sprecher gaben dabei Einblicke in die aktuelle Problematik, die vor allem den Amateursport betreffe, und stellten mögliche Lösungsansätze für die Zukunft dar.

Sportwetten in Kanada beliebter denn je

Kanadas Wettgeschäfte boomen derzeit wie nie zuvor und das Land nähert sich seit einiger Zeit schrittweise einer partiellen Liberalisierung verschiedener Glücksspielbereiche an. Besonders groß sind die Diskussionen dabei um Glücksspiele und Sportwetten im Internet

Laut kanadischem Strafrecht ist das Platzieren von Wetten strenggenommen nur bei den staatlichen Buchmachern des Landes erlaubt, sowohl im Wettbüro als auch online. Allerdings ist es kein Geheimnis, dass die Kanadier ebenso gern bei im Ausland ansässigen Online Buchmachern und Casinos zocken.

Sport Universität

Sportwetten in Kanada immer beliebter (Bild: PxHere)

Aktuellen Schätzungen des kanadischen Zentrums für Sportethik (Centre canadien pour l’éthique dans le sport) zufolge würden jährlich gut 20 Mrd. kanadische Dollar auf Sportevents gesetzt, die innerhalb der Landesgrenzen stattfänden.

Und während die Frage nach der Legalität oder Illegalität der Buchmacher durchaus Thema politischer Diskussionen ist, steht eine akutere und größere Sorge im Raum: Auch in Kanada wächst die Gefahr von Spielmanipulation und Wettbetrug.

Um sich mit der Problematik auseinanderzusetzen, trafen sich am Mittwoch und Donnerstag Experten und Vertreter verschiedener Sportligen und der Glücksspielbranche im Globe and Mail Centre Toronto zu einem zweitägigen Symposium [Programm auf Französisch].

Moderiert wurde die gesamte Veranstaltung von Declan Hill, Autor, Journalist und Professor an der Universität New Haven (USA), der sich auf das Thema des Wettbetruges spezialisiert hat.

Der erste Gastsprecher am Mittwoch war Andy Cunningham von Sportsradar, einem der größten Dienstleister für Sportmedien und Sportdatenerfassung. Er präsentierte zunächst aktuelle Daten zu Sportwetten in Kanada und erläuterte anschließend, wie das Unternehmen weltweit an der Aufdeckung von Manipulationen und Betrug im Sport arbeitet.

Sportsradar wurde im Jahr 2001 in Norwegen gegründet, verlegte seinen Hauptsitz aber später nach St. Gallen in die Schweiz. Von dort aus arbeitet das Unternehmen seit 2016 in 24 verschiedenen Ländern und beschäftigt mehr als 1600 Mitarbeiter an 35 Standorten.

Eine Versuchung für unterbezahlte Sportler

Bereits im Vorfeld des Symposiums äußerte sich Hill gegenüber Radio Canada Sport zum Thema und erläuterte, dass von allen Sportligen insbesondere die unteren und Amateurligen betroffen seien. Was in den USA bereits ein tiefgreifendes Problem darstelle, beginne auch die Integrität des kanadischen Sports zu bedrohen.

Die Organisatoren großangelegten Wettbetruges, die im schlimmsten Fall zu Gruppierungen der internationalen Wettmafia gehörten, wüssten allzu gut, welche Art von Sportlern am leichtesten zur Spielmanipulation zu verleiten sei.

In den USA beispielsweise würden zahlreiche Sportler unterer Ligen nicht entlohnt, obwohl sie große Bekanntheit genießen. Diese Sportler seien die perfekte Zielscheibe für Wettbetrüger, da für diese die gebotenen Bestechungsgelder eine große Verlockung seien.

Zur Problematik in Nordamerika sagte Hill:

In der ganzen Welt haben Wettbetrug und Spielmanipulation den Sport zerstört und wenn Amerika die Legalisierung von Sportwetten nicht gewissenhaft durchführt, werden sich alle Türen zur Zerstörung des amerikanischen Sportes öffnen. Wir müssen uns all dieser Probleme rund um Sportwetten bewusst werden.

Auch in Kanada sei die Sportintegrität bedroht. So erhielten zahlreiche Sportler in den unteren Ligen verschiedener Sportarten ebenfalls nur eine sehr geringe monetäre Vergütung. Für den kanadischen Amateursport sowie den Sport an Universitäten sei das Risiko des Wettbetruges daher sehr hoch.

Den Universitäten des Landes sei die Problematik durchaus bekannt, wie eine Sprecherin von U Sports, einer Behörde zur Überwachung und Koordination des kanadischen Universitätssports, erklärte.

Allerdings habe man noch nicht die nötigen Maßnahmen ergriffen, um das Problem gezielt anzugehen. Darüber hinaus scheine das Thema weniger dringlich, als beispielsweise Hill verlauten lasse. Nichtsdestotrotz wolle man alles unternehmen, um die jungen Sportler vor potentiellen Manipulationsversuchen zu schützen.

Bessere Regulierung oder höhere Entlohnungen?

Ein wichtiges Thema des Symposiums war daher die Frage nach den sinnvollsten Maßnahmen, um Wettmanipulationen möglichst im Keim zu ersticken. Hill selbst hatte in der Vergangenheit immer wieder verschiedene Lösungsansätze vorgeschlagen.

Geld Trophäe

Sportler sollten besser bezahlt werden (Bild. Max Pixel)

Am wichtigsten sei es, den Sportlern durch eine faire Bezahlung die Versuchung zu nehmen. In den obersten Profisportligen käme es fast nie zu Manipulationen, da hier keine finanziellen Anreize bestünden.

Paul Burns, Präsident und leitender Geschäftsführer der kanadischen Glücksspielbehörde (Association canadienne des jeux de hasard et d’argent) sieht als langfristige Lösung vor allem eine gründliche Regulierung des Marktes.

Er verwies dabei auf den kanadischen Staat Ontario, welcher erst kürzlich eine vollständige Legalisierung des Online Sportwetten- und Glücksspielmarktes ankündigte.

Ontario könnte damit ein interessantes Pilotprojekt werden, um herauszufinden, inwiefern eine strikte Regulierung tatsächlich gegen Spielmanipulation vorbeugen kann.