Dienstag, 19. März 2024

NRW: Land hüllt sich zum WestSpiel-Bieterverfahren in Schweigen

Spielbank Hohensyburg

Nordrhein-Westfalen macht das anstehende Bieterverfahren für den landeseigenen Casino-Betreibers WestSpiel zur Geheimsache. So wolle das Land nach Beendigung der Anmeldefrist am Montag keine Details zum Verlauf des Verfahrens bekanntgeben. Dies berichtet am Dienstag das Westfalen-Blatt.

Das zuständige Finanzministerium habe lediglich erklärt, die Angelegenheit rund um die Privatisierung vertraulich zu behandeln. Auch die den Prozess beaufsichtigende Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Warth & Klein Grant Thornton hülle sich in Schweigen. Zuerst wolle sie die eingereichten Unterlagen auf ihre Vollständigkeit hin prüfen.

Die 1976 gegründete WestSpiel-Gruppe betreibt in Aachen, Bad Oeynhausen, Dortmund und Duisburg vier Casinos sowie zwei Spielstätten in Bremen und Bremerhaven. Das Unternehmen beschäftigt rund 1.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2019 einen Bruttospielertrag von gut 136 Millionen Euro. Über die Spielbankabgabe flossen davon über 65 Millionen Euro in die Staatskasse des Bundeslandes.

Auch wenn sie bisher öffentlich nicht genannt werden, gibt es in der Branche Spekulationen über die möglichen Teilnehmer des Bieterverfahrens. Als einer der Favoriten wird die Gauselmann-Gruppe aus NRW genannt. Diese verfügt neben dem Geschäft mit Spielhallen und -automaten durch ihre Spielbanken in Berlin und Sachsen-Anhalt bereits über Erfahrung im Casino-Betrieb.

Neben Gauselmann wird dem österreichischen Glücksspielkonzern Novomatic ein gesteigertes Interesse am Erwerb von WestSpiel bescheinigt. Gleichzeitig wird die teilstaatliche Casinos Austria-Gruppe ebenfalls als mögliche Kandidatin gehandelt. Diese betreibt seit 2004 zehn Spielbanken in Niedersachsen.

Alle drei potenziellen Interessenten dürften gemeinsam habe, dass sie über das geforderte Eigenkapital in Höhe von 20 Millionen Euro verfügen und ausreichend Erfahrung im Geschäft mit landbasierten Spielbanken besitzen.

Langwieriger Verkaufsprozess

Das Bieterverfahren für den Glücksspielanbieter war im vergangenen Dezember eröffnet worden. Doch die Verkaufsbestrebungen reichen einige Jahre weiter zurück.

So beschloss das Kabinett bereits im Mai 2018 die Privatisierung. Allerdings führten Unstimmigkeiten innerhalb der schwarz-gelben Regierungskoalition dazu, dass der Verkauf aufgeschoben wurde. Im vergangenen Juni konnten sich die Parteien mit Erlass des Gesetzes über die Zulassung öffentlicher Spielbanken im Land Nordrhein-Westfalen dann auf einen Verkaufsprozess einigen.

Lutz Lienenkämper (CDU), Finanzminister von NRW, verteidigte den Schritt damals gegenüber Kritikern:

Es ist wirklich gut, wenn der Staat nicht am Roulettetisch sitzt.

Den Ausschreibungsunterlagen zufolge wird der Wert von WestSpiel unter Berücksichtigung der aktuellen Konzessionen auf 2,7 Milliarden taxiert. Obwohl das Finanzministerium keine Angaben zum Verkaufspreis machte, dürfte sich das Land Einnahmen in ähnlicher Höhe erhoffen.