Samstag, 12. Oktober 2024

Scharfe Kritik an Sexismus in der iGaming-Branche

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Frauen sollen auf Messen und Veranstaltungen genauso behandelt werden wie Männer. (Bild: computerbild.de)

Die Leiterin der UK Gambling Commission, Sarah Harrison, hat sich in ihrer Abschiedsrede „Is responsible Gambling enough?“ (dt.: „Ist verantwortungsbewusstes Spielen genug?“) an die Glücksspielbranche gerichtet und dabei mehrere Punkte angekreidet, die der Verbesserung bedürfen. So kritisierte sie neben diversen Punkten zum Spielerschutz und einer besseren Aufklärung auch die Behandlung von Frauen in der Branche und den allgegenwärtigen Sexismus.

Ihre Rede hielt sie auf der World Regulatory Briefing and International Casino Conference, einer der Auftaktveranstaltungen zur diesjährigen ICE Totally Gaming in London. Sarah Harrison wird ihre Stelle als CEO bei der UKGC Ende des Monats verlassen und ihre neue Position beim Ministerium für Wirtschaft, Energie und Industrie antreten. Ihr Nachfolger wurde bisher noch nicht bekanntgegeben.

Frauen nur „in Badeanzügen“ auf Veranstaltungen

Sarah Harrison ließ in ihrer Rede ihre Zeit bei der Gambling Commission Revue passieren und sprach Empfehlungen für die Zukunft aus. Ein besonderes Anliegen war ihr dabei die Stellung von Frauen in der Branche. Ihren Standpunkt zur Geschlechterproblematik und der Vielfältigkeitsdebatte innerhalb des Marktes machte sie dabei unmissverständlich klar:

„Wir haben in dieser Branche zahlreiche talentierte, einflussreiche und erfolgreiche Frauen. […] Das würde man von einem Rundgang durch die Ausstellungshallen allerdings nicht denken. Man sieht Männer in teuren, maßgeschneiderten Anzügen, die ihre Firmen repräsentieren, während man von ihren weiblichen Kolleginnen erwartet, nicht mehr als einen Badeanzug zu tragen. Ich sage: Das muss ein Ende haben und zwar sofort!“

Diese Praxis spiegle nicht die Gesellschaft wider so wie sie tatsächlich sei und die UKGC werde in Zukunft nur noch an Veranstaltungen teilnehmen, die Frauen nicht auf Äußerliches reduzierten, so Sarah Harrison. Neben der Gleichberechtigung von Frauen forderte sie außerdem insgesamt mehr Vielfalt in der Glücksspielwelt. Eine Initiative, die sich ebenfalls für diese Ziele einsetzt, ist das All-in Diversity Project, das die Einbindung von Frauen als eines seiner Hauptanliegen nennt.

UKGC feilt weiter an Spielerschutz

Im Rahmen des im letzten November vorgestellten 3-Jahres-Plan der UKGC für eine sichere und faire Glücksspiellandschaft stellte Sarah Harrison außerdem drei Hauptpunkte vor, die in den nächsten drei Jahren realisiert werden sollen:

Vermeidung von schwerwiegenden Problemen durch Glücksspiel

Verbraucher- und Interessenschutz von Spielern

Abschöpfung von Lotterieerträgen für gemeinnützige Zwecke

Um diese Ziele zu erreichen, steht es in Großbritannien auch zur Debatte, eine obligatorische Abgabe für alle Glücksspielfirmen einzuführen. Das bisherige System basiert auf der Freiwilligkeit der Unternehmen und erfasst dementsprechend nicht alle Marktteilnehmer. Das bisherige Spendenaufkommen für die Organisation GambleAware, die sich mit Forschung, Aufklärung und Behandlung zum Thema Spielsucht beschäftigt, sei mit verfügbaren 3,50 Pfund pro spielsuchtgefährdetem Spieler ebenfalls eine „Enttäuschung“ und bei weitem nicht ausreichend, so Harrison. Die Branche solle sich außerdem mehr den folgenden Themen widmen und sich stärker für diese engagieren:

Errichtung eines gemeinsamen Netzwerkes zur Identifizierung von problematischem Spielverhalten in seinem Anfangsstadium

Einführung einer zentralen, unabhängigen Beauftragtenstelle für Spielerbeschwerden

Abkehr vom Verlass auf wenige große Fische

Umdenken bei der Bagatellisierung von Glücksspiel gegenüber Jugendlichen

Einschnitte bei Werbung auf Social Media und über Fußballvereine

UKGC will zu TripAdvisor für Glücksspiel werden

Sarah Harrison skizzierte in ihrer Rede darüber hinaus mögliche Modelle für die zukünftige Gestaltung der UKGC. Dabei verglich sie die Behörde mit dem Reiseportal TripAdvisor, das Antworten und Bewertungen für alle denkbaren Fragen und Belange liefert.

An dessen Struktur und Zielsetzung könne man sich orientieren und infolgedessen für mehr Transparenz sorgen, indem man der Öffentlichkeit unabhängige und geprüfte Informationen und Daten zur Verfügung stelle. Dazu könnten die spezifischen Risiken bestimmter Produkte gehören, Einblicke in den Umgang mit Spielerguthaben und das Beschwerdemanagement. Auf diese Weise könne man es Spielern ermöglichen, Anbieter jenseits von bekannten Größen wie Name und Preis zu bewerten und eine fundierte Entscheidung zu treffen.