Sonntag, 08. Dezember 2024

Kann Mathematik die Gewinnchancen beim Lotto erhöhen?

Lotto

Die Wahrscheinlichkeit, einen Sechser im Lotto zu gewinnen, liegt beim Spiel 6 aus 49 bei 1: 14 Millionen. Viele träumen dennoch davon, ihre Chancen zu erhöhen, indem sie die Mathematik für sich nutzen und so an die richtigen Zahlen gelangen. Der Frage, ob dies möglich sei, haben sich im Laufe der Jahre immer wieder Mathematiker verschrieben.

Die Chancen auf einen hohen Gewinn verbessern

Wie groß die Chancen auf einen Hauptgewinn sind, messen Mathematiker mit dem Begriff der Wahrscheinlichkeit. Mit 1:14 Millionen ist diese beim Lotto 6 aus 49 ausgesprochen gering. Der Mathematiker Christian Hesse veranschaulichte dies bei einem Interview wie folgt:

„Denken wir uns eine geöffnete Bierflasche, die irgendwo auf einem normalen Fußballfeld steht. Über dem Feld fliegt ein Vogel kreuz und quer, hin und her. Er hat ein Samenkorn im Schnabel. Irgendwann entgleitet ihm das Korn und fällt zu Boden. Die Chance, dass es genau in die Flasche fällt, entspricht der Wahrscheinlichkeit eines Lotto-Sechsers.“

Damit sei die Wahrscheinlichkeit, den Sechser im Lotto zu tippen, geringer als das Risiko, auf dem Weg zur Annahmestelle durch einen Unfall zu sterben. Eine Möglichkeit, die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, gebe es nicht. Was man jedoch verbessern könne, sei die Chance darauf, den Gewinn für sich allein zu beanspruchen, sollte man gewinnen.

Wer Zahlen tippt, die auch viele andere gewählt haben, muss seinen Gewinn teilen, möglicherweise sogar mehrfach. Daher lohne es sich nach Aussage des Mathematikers durchaus, Ziffern anzukreuzen, die nur selten gewählt werden. Die Gewinnchancen werden durch die Wahl beliebter Zahlen jedoch nicht erhöht.

Der Tipp des Experten lautet, keine Zahl zwischen 1 und 31 zu wählen. Diese würden häufig angekreuzt, weil viele Menschen in Geburtstagen oder anderen Datumsangaben ihr Glück wähnten. Stattdessen solle man lieber große Zahlen auswählen, deren Summe mindestens 164 ergäbe. Zu vermeiden seien zudem Muster oder andere Systematiken.

Wie ein Blick auf die Statistiken zum Lotto 6 aus 49 seit 1955 zeigt, wurde mit 592 Mal die Zahl 6 am häufigsten gezogen, gefolgt von der 32, die 573 Mal gezogen und von der 49, die 571 Mal gezogen wurde. Die höchste Zahlensumme, die seit 1955 jemals gezogen wurde, war die 264. Sie setzte sich aus den Gewinnzahlen 38, 41, 42, 46, 48 und 49 zusammen. Ansonsten scheint die Mischung das Erfolgsrezept zu sein, denn ausschließlich hohe Gewinnzahlen wurden ansonsten nur ein weiteres Mal gezogen, und zwar im Jahr 1989, als die Zahlen 38, 39, 43, 45, 46 und 47 gewannen.

Anders als Hesse, der selbst kein Lotto spiele, weil ihm die Chance auf einen interessanten Gewinn als zu gering erscheine, nutzte der rumänische Ökonom Stefan Mandel seine mathematischen Kenntnisse, um gleich 14 Mal den Hauptgewinn einzustreichen.

Mit tausenden von Lottoscheinen zum Gewinn

Mandel arbeitete in den 60er Jahren in Rumänien und verdiente hier gerade genug, um sich und seine Familie zu ernähren. Er arbeitete sich jahrelang in die Materie der Wahrscheinlichkeitsrechnung ein, bis es ihm gelang, einen eigenen Algorithmus zu entwickeln, mit dem er angeblich fünf von sechs Gewinnzahlen voraussagen konnte. Somit habe er die möglichen Zahlenkombinationen auf eine Anzahl von mehreren Tausend reduzieren können.

Er suchte dann gezielt nach Lotterien, bei denen der Jackpot mindestens dreimal so hoch war wie die Anzahl der möglichen Kombinationen und kaufte für jede mögliche Kombination Lottoscheine. In seinem Heimatland gewann er mit seinem System das erste Mal.

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Der Mathematiker Stefan Mandel soll zurückgezogen auf der Pazifikinsel Vanuatu leben. (Bild: Pixabay/David Mark)

Später, als er in Israel, Australien und den USA wohnte, strich er den Hauptgewinn weitere 13 Mal ein.

Um die Wahrscheinlichkeit auf einen Gewinn zu erhöhen und damit Mandels System funktionierte, benötigte er jedoch das Geld von Freunden, Familie oder Investoren. In den USA gelang es ihm beispielsweise, für einen Gewinnversuch 2.524 Investoren zusammenzutrommeln. So kaufte er jedes Mal tausende von Lottoscheinen. Dementsprechend reduzierte sich allerdings auch sein Gewinn.

Als er im Jahr 1987 in den USA einen Gewinn von 1,3 Mio. US-Dollar erspielte, blieben im hiervon lediglich 97.000 Dollar übrig. Infolge des Großankaufs von Lottoscheinen wurden zudem die Gesetze in den USA und Australien geändert. Seitdem kann man Lottoscheine nicht mehr in derart großen Mengen kaufen.

Mandel selbst ist von seinem Gewinn nach Medienangaben nicht viel übriggeblieben, denn die Investoren verklagten ihn, weil er ihnen vom Lottogewinn zu wenig ausgezahlt habe. Heute lebt er zurückgezogen auf der Insel Vanuatu im Pazifik.