Donnerstag, 25. April 2024

Wird Mecklenburg die Werften des Glücksspiel-Konzerns Genting retten?

Skyline von Stralsund

Gestern hat die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern angekündigt, die MV Werften in Rostock, Wismar und Schwerin finanziell unterstützen zu wollen, um den durch die Coronakrise erhöhten Finanzbedarf zu decken. Die Schiffsbaubetriebe gehören dem Unternehmen Genting Hong Kong, einer Tochtergesellschaft des Glücksspiel-Konzerns Genting Group.

Wie die Tageszeitung Nordkurier berichtet, habe Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) nach einer Beratung erklärt, derzeit werde geprüft, ob für MV Werften ein verpfändetes Bankguthaben, eine sogenannte „locked box“, freigegeben werden könne. Damit könnte das Unternehmen auf eine Sicherheitsrücklage in Höhe von 175 Mio. Euro zurückgreifen.

Der Glücksspiel- und Kreuzfahrtkonzern Genting kaufte die Werften in Wismar, Rostock und Stralsund im Jahr 2016 für rund 230 Mio. Euro. Die mecklenburgische Landesregierung unterstützte damals die Übernahme der Werften durch den asiatischen Glücksspielkonzern, da die Werften nach dem Ende der DDR in die Krise geraten und von Stellenabbau und zahlreichen Eigentümerwechseln gezeichnet waren.

Der Freigabe dieses Betrages müsse, so Minister Glawe, das Land Mecklenburg-Vorpommern als Kreditbürge zustimmen. Im Falle einer Insolvenz jedoch würde das Verlustrisiko des Bundeslandes auf 220 Mio. Euro ansteigen.

Aus dem Guthaben, das nach Zustimmung der Landesregierung noch von insgesamt 17 Banken freigegeben werden müsse, könnte MV Werften seine Rechnungen in den Monaten Juli bis September zahlen.

Nach diesem Zeitraum solle das Unternehmen vom Schutzschirm des Bundes profitieren. Aus diesem würden die drei Werften, die mehr als 2.900 Menschen beschäftigen, voraussichtlich 570 Mio. Euro benötigen.

Kreuzfahrtschiffe mit großen Casinos für den asiatischen Markt

Auf den MV Werften, die einen Fertigungsstopp bis Ende Juni angekündigt haben, werden hauptsächlich Kreuzfahrtschiffe für den asiatischen Markt gebaut. So erklärte der damalige CEO von MV Werften, Jarmo Laakso, im Jahr 2016 auf der Maritimen Zukunftskonferenz der drei IHKs in Warnemünde:

MV Werften ist das Herz der maritimen Industrie Mecklenburg-Vorpommerns: Luxuriöse Flusskreuzfahrtschiffe, eisgängige Mega-Yachten und die größten Kreuzfahrtschiffe der Welt werden hier entwickelt und gebaut.

Derzeit lässt Genting hier beispielsweise die neue Global Class entstehen. Hierbei handelt es sich um Kreuzfahrtschiffe der Superlative, die 342 Meter lang und 46 Meter breit sind und mehr als 9.000 Passagieren Platz bietet.

Konzipiert vor allem für chinesische Touristen, soll es an Bord nicht nur große Restaurants und Spas geben, sondern vor allem auch viele Casinos. Ob Reisende aus China tatsächlich zeitnah in den Genuss von Kreuzfahrten mit vielen Glücksspiel-Angeboten kommen werden, dürfte allerdings nicht nur von der Zukunftsfähigkeit der Werften in Mecklenburg-Vorpommern abhängen, sondern auch von der Entwicklung der Corona-Pandemie.