Mittwoch, 24. April 2024

Vietnam: Erstes Casino mit einheimischen Gästen veröffentlicht Halbjahres­zahlen

Strand von Phu Quoc

Im Corona Resort & Casino befindet sich Vietnams bislang einziges Casino, in dem auch vietnamesische Spieler willkommen sind. In dieser Woche legte Betreiber Phu Quoc Tourism Investment seinen ersten Halbjahresbericht vor. Die Bilanz: Binnen weniger Monate nach der Eröffnung im Januar 2019 kann das Casino auf der Insel Phu Quoc bereits einen Bruttogewinn von rund 4,7 Millionen USD verbuchen.

Casino als Zugpferd

Vietnams erstes Casino-Resort, das seine Pforten auch für einheimische Spieler öffnet, scheint sich zu einem großen Erfolg für die Betreiber zu entwickeln. Dies legen Zahlen nahe, die die verantwortliche Phu Quoc Tourism Investment and Development Company JSC in dieser Woche veröffentlicht hat.

Insgesamt musste das Tochterunternehmen der prominenten vietnamesischen Vingroup Verluste in Höhe von rund 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hinnehmen. Während alle weiteren Projekte des Investors im ersten Halbjahr 2019 schwächelten, zeigte das neue Casino eine solide Leistung.

Laut Finanzbericht erwirtschaftete es in nur sechs Monaten einen Umsatz von umgerechnet knapp 26,1 Millionen USD.

Die börsennotierte Vingroup gehört zu den wenigen Unternehmen Vietnams, an denen der Staat keine Anteile hält. Gründer, Vorsitzender und größter Anteilseigner der Gruppe ist Phạm Nhật Vượng (51).

Er gründete 1993 in der Ukraine einen Lebensmittelkonzern, der sich auf die Herstellung von Fertigprodukten spezialisierte und seit 2000 auch in Vietnam tätig war. Das Unternehmen ging im Jahr 2009 für 150 Millionen USD an die Nestlé-Gruppe.

Die heutige Vingroup ist breit aufgestellt. Zum Portfolio gehören unter anderem diverse Immobiliensegmente, Bildungs- und Gesundheitsprojekte sowie der Aufbau einer vietnamesischen Autoindustrie. 2015 wurde Vượng erstmals als reichster Mann Vietnams und erster Milliardär des Landes bezeichnet.

Zinsen drücken auf Bilanz

Strand von Phu Quoc, Vietnam

Das Corona Resort & Casino befindet sich auf Vietnams größter Insel Phu Quoc (Quelle:pexels.com/Andy Tran)

Trotz des Bruttogewinns des Casinos, der auf umgerechnet rund 4,7 Millionen USD beziffert wird, schafft es der Hotel- und Casinokomplex noch lange nicht aus den roten Zahlen. Zu hoch, so der Finanzbericht, seien die Kosten der weiteren Segmente.

Das Luxusresort umfasst ein Fünf-Sterne-Hotel mit 2.000 Zimmern und 10 Villen mit Meerblick. Hinzukommen ein Veranstaltungszentrum, ein Wasser-Vergnügungspark, ein Theater und diverse Shopping- und Gastronomieangebote.

Laut Halbjahresbericht hätten sich diese bislang als nicht so lukrativ erwiesen, wie erhofft. Hinzukomme ein enormer Zinsdruck, der auf dem Unternehmen laste.

Das 2,1 Milliarden US-Dollar-Projekt soll zu rund 85 Prozent durch Verbindlichkeiten finanziert worden sein. Derzeit soll der Zinsaufwand umgerechnet rund 33,6 Millionen USD betragen.

Erstmals auch Vietnamesen an den Tischen

Dass das Casino bereits in den ersten Monaten große Erfolge verzeichnen kann, dürfte vor allem auf eine Besonderheit zurückzuführen sein. Während ihnen der Zutritt zu Casinos im restlichen Teil Vietnams nur gestattet ist, wenn sie dort angestellt sind, erlaubt das Corona Resort & Casino auch Einheimischen das Spiel an den Tischen Spielautomaten.

Auf Vietnams größter Insel Phu Quoc darf im Corona Resort & Casino in luxuriösem Ambiente auf über 30.000 Quadratmetern gespielt werden.

Der Casinokomplex, der sich über zwei Etagen erstreckt, bietet über 400 Spieltische und mehr als 2.000 Spielautomaten. Hinzukommen VIP-Räume für Highroller und ein privates Sky Casino.

Federführend beim Betrieb des Casinos ist der niederländische Glücksspielkonzern Uppfinity Gaming Management. Die Ausstattung stammt zu großen Teilen aus dem Hause Novomatic.

Mit der zumindest partiellen Öffnung des Glücksspiels setzt die Regierung Vietnams auf breite Veränderungen in der Ausrichtung der Tourismusbranche des südostasiatischen Landes.

In einer Entfernung von nur 68 Kilometern Luftlinie zeigt der Nachbar Kambodscha mit der Casinometropole Sihanoukville bereits seit Jahren, wie das Glücksspiel die heimische Wirtschaft fördern kann.

Das Angebot des eigenen Resorts auf Phu Quoc auch Einheimischen zur Verfügung zu stellen, scheint somit nur folgerichtig, um auch den Glücksspieltourismus gutbetuchter Vietnamesen einzudämmen.

Strenge Regeln für Einheimische

Denn solvent müssen im Corona Resort & Casino insbesondere die einheimischen Besucher sein. Empfangen werden sie nur, wenn sie sich einen Tagespass für umgerechnet rund 37 Euro oder einen Monatspass für ca. 900 Euro leisten können.

Hinzukommt, dass nur Vietnamesen spielen dürfen, deren monatliches Einkommen nachweislich mindestens umgerechnet 400 Euro beträgt. Weitere Voraussetzungen sind ein Alter von mindestens 21 Jahren und ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis.

Die Erlaubnis, auch vietnamesische Gäste empfangen zu dürfen, ist den Casinobetreibern bislang nur auf Probe erteilt. Die Regierung in Hanoi gewährte dem Corona Resort & Casino eine entsprechende, auf drei Jahre begrenzte Lizenz. Nach Ablauf der Frist soll eine Auswertung der Ergebnisse erfolgen.

Der nun veröffentlichte erste Halbjahresbericht dürfte auch von offiziellen Stellen mit Interesse aufgenommen worden sein und könnte einen Hinweis darauf geben, ob das Pilotprojekt Corona Resort & Casino in seiner jetzigen Form eine Zukunft hat.