Donnerstag, 28. März 2024

Geldwäsche-Jahresbericht: Massiver Anstieg von Verdachts­meldungen im Glücksspiel­sektor

Geldscheine an Wäscheleine

Laut dem aktuellen Jahresbericht der Financial Intelligence Unit (FIU) ist die Zahl der Geldwäsche-Verdachtsmeldungen 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 49 % gestiegen. Bei den Meldungen mutmaßlich verdächtiger Transaktionen im Nichtfinanzsektor verzeichnete die Anti-Geldwäsche-Behörde sogar einen noch deutlicheren Anstieg. Maßgeblich verantwortlich hierfür sei der Glücksspielsektor.

Viele Meldungen aus dem Glücksspielsektor

Laut nun veröffentlichtem FIU-Jahresbericht stammten 2019 zwar nur 1,3 % der insgesamt 114.914 Verdachtsmeldungen aus dem Nichtfinanzsektor. Mit einem Plus von 150 % seien die angezeigten Fälle abseits der Finanzdienstleister jedoch deutlich überproportional angestiegen.

Den Großteil der Meldungen in diesem Bereich hätten Veranstalter und Vermittler von Glücksspielen eingereicht, so die Bilanz der Anti-Geldwäsche-Einheit. Insgesamt seien der FUI im vergangenen Jahr 116 verdächtige Fälle aus dem Glücksspielsektor gemeldet worden. 2018 hatte die Behörde lediglich 24 Verdachtsmeldungen aus der Branche erhalten.

Laut dem deutschen Geldwäschegesetz (GwG) sind diverse Berufsgruppen verpflichtet, Geldwäscheprävention zu betreiben. Dies beinhaltet auch das Melden verdächtiger Transaktionen an die dem Zoll unterstellte Zentralstelle für Finanztransaktionsuntersuchungen (oder FIU). Sie ist für die Entgegennahme, Sammlung und Auswertung der Mitteilung zuständig. Unter anderem gelten Veranstalter und Vermittler von Online-Glücksspiel als dementsprechend Verpflichtete.

Die vermehrten Meldungen seien auch auf steigende Registrierungszahlen im elektronischen Meldesystem für Geldwäsche-Verdachtsmeldungen des FIU zurückzuführen. Seien im Jahr 2018 lediglich 45 Verpflichtete aus dem Glücksspielsektor angemeldet gewesen, habe sich deren Zahl 2019 auf über 300 erhöht.

Weitere Sensibilisierung notwendig

Christof Schulte, Leiter der FIU, begrüßte die steigende Anzahl der übermittelten Verdachtsfälle. Er stellte jedoch auch klar, dass weiterhin viel Arbeit im Kampf gegen Geldwäsche nötig sei:

Trotz des Anstiegs der eingegangenen Verdachtsmeldungen im Bereich des Nichtfinanzsektors empfinde ich die Anzahl der Meldungen – insbesondere vor dem Hintergrund der auch in diesem Sektor bestehenden Geldwäscherisiken – hier noch als nicht ausreichend. Deshalb bleiben wir nach wie vor gemeinsam mit den zuständigen Aufsichtsbehörden koordinierend aktiv, um vor allem die Verpflichtetengruppen des Nichtfinanzsektors noch weiter zu sensibilisieren.

Gerade bei Online-Glücksspiel und -Wetten sieht die FIU laut Bericht einen „Risikoschwerpunkt Geldwäsche“. So böten die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten der Angebote im Internet diverse Optionen zur Verschleierung von Herkunft und weiterer Verwendung der eingezahlten Gelder.

Insgesamt mache eine hohe Umlaufgeschwindigkeit und der Einsatz von Bargeld bis zu einer Identifizierungsschwelle von 2.000 Euro den Glücksspielsektor besonders anfällig für Geldwäsche.