Freitag, 06. Dezember 2024

MV Werften des Glücksspiel-Konzerns Genting kurz vor dem Bankrott?

Kreuzfahrtschiff Ist das Geschäft mit den Kreuzfahrten zu riskant für die Bundesregierung? (Bild: pixabay.com)

Die hundertprozentige Schiffbautochter MV Werften Holdings Ltd (MVWH) des Glücksspiel-Konzerns Genting in Hongkong soll kurz vor dem Bankrott stehen. Dies sei eine Folge der ins Stocken geratenen Verhandlungen zwischen Genting und der deutschen Regierung um finanzielle Hilfen, berichtete der NDR am Sonntag.

Bei der Liquiditätslücke handele es sich um einen Betrag von 148 Mio. Euro. Das asiatische Glücksspiel-Unternehmen sei Medienberichten zufolge nicht mehr bereit, weitere finanzielle Mittel zur Rettung des Werftenverbunds mit Standorten in Stralsund, Wismar und Rostock bereitzustellen.

Der asiatische Konzern Genting hatte die Werften in Mecklenburg-Vorpommern im Jahre 2016 erworben. Zu dieser Zeit boomte der Kreuzfahrt-Markt. Genting geriet ins Straucheln, als die Corona-Krise begann. Bis heute kämpft der asiatische Mutterkonzern mit den Folgen der Pandemie.

Genting nicht zu weiteren Investitionen bereit

Nach Angaben der Stuttgarter Zeitung habe die Bundesregierung bereits vor Weihnachten einen Vorschlag vorgelegt, der die angeschlagenen Werften retten sollte. So sollten 600 Mio. Euro aus dem staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds bereitgestellt werden, um den Luxusliner „Global Class 1“ fertigzustellen.

Laut dpa habe das Wirtschaftsministerium im Gegenzug eine Investition seitens Genting in Höhe von 60 Mio. Euro verlangt. Das Schiff solle dem Bund als Sicherheit dienen.

Die Bundesregierung sei bereit zu helfen, habe die maritime Koordinatorin der Bundesregierung, Claudia Müller (Grüne) am Sonntag betont. Doch der Eigentümer müsse einen angemessenen Eigenbetrag leisten. Aus dem Berliner Ministerium heißt es, dass es an einem klaren Bekenntnis der Eigentümer zur Werft fehle.

Genting-Präsident Colin Au und der Geschäftsführer der Werften-Gruppe, Carsten Haake, äußerten jedoch ihr Unverständnis zur Haltung der Bundesregierung. Au erklärte, die Regierung solle ihre ablehnende Haltung nochmals überdenken.

Es dürfe nicht vergessen werden, dass Genting bereits über 2 Mrd. Euro in die Werften investiert habe. Zudem gehe es um knapp 2.000 Arbeitsplätze, die es zu retten gelte:

Es geht um Tausende Familien. Die Werften jetzt fallen zu lassen, wäre der größte ökonomische Fehler, den die Bundesregierung machen könnte.

Bei den rund 2.000 Mitarbeitern der MV Werften an den Standorten in Mecklenburg-Vorpommern mache sich derzeit Ungewissheit breit. Bereits die Löhne für den vergangenen Monat seien nicht ausgezahlt worden.

Es sei auch nicht klar, ob und wann die Gehälter gezahlt würden. Zudem sei an der Hongkonger Börse der Handel mit den Aktien des MV-Werften-Mutterkonzerns Genting ausgesetzt worden.

Wie geht es weiter?

Genting soll bereits im Dezember versucht haben, einen Teil des zugesicherten Zuschusses aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds zu beanspruchen, sei damit aber gescheitert. Eine Gerichtsverhandlung am 11. Januar solle nun in dieser Angelegenheit entscheiden.

Au erklärte:

Ohne Covid-19 hätten wir die Regierung nie um einen Euro gefragt.

Au habe betont, dass die Kreuzfahrtbranche in Asien wieder gestartet sei. Nun stehe der Übergang zur Normalität und damit auch die Wiederaufnahme des Kreuzfahrt-Geschäfts an.

Weniger optimistisch zeigte sich die Chefin des Gesamtbetriebsrats Ines Scheel. Nach den Gesprächen letzter Woche habe sie kaum noch Hoffnung auf ein Überleben der MV Werften.

Daher habe sie alle Beteiligten von Bund und Land aufgefordert, sich erneut auszutauschen. Allerdings seien alle Briefe an den Bundeskanzler, das Bundesministerium und die Landesregierung bisher unbeantwortet geblieben.