Donnerstag, 25. April 2024

Mystery Brand äußert sich zu Geschäftspraktiken

Mystery Brand|Jake Paul

Nach Gerüchten über betrügerische Gewinnofferten hat sich das Unternehmen Mystery Brand erstmals zu seinen kontroversen Praktiken geäußert.

Mystery Brand war in den medialen Fokus geraten, nachdem die prominenten YouTuber Jake Paul und Brian „Ricegum“ Le für das Geschäftsmodell des Unternehmens warben.

Die Firma verkauft Mystery Boxen im Lootbox-Stil, die Käufern hohe Gewinne für kleine Einsätze in Aussicht stellen. Das Angebot ist auch für Minderjährige zugänglich.

So funktioniert das Mystery Box-Prinzip

Mystery Boxen sind digitale Pakete, die auf der Website mysterybrand.net angeboten werden. User können ein Profil anlegen, Geld auf ihren Account transferieren und Pakete im Preis zwischen 2,99 Dollar und 1299,99 Dollar erwerben.

Sie beinhalten Gadgets wie Fidget Spinner, Technik, Oberbekleidung, Spielzeug oder Schuhe. Zudem werden Mystery Boxen offeriert, die exklusive Preise wie teure Autos, Luxusuhren oder gar eine Villa enthalten sollen.

Welche Produkte genau der Käufer beim Erwerb eine Mystery Box erhält, ist nicht klar. Da der Inhalt der Pakete laut Mystery Brand über einen Zufallsgenerator bestimmt wird, wird beim Käufer der Eindruck erweckt, hochpreisige Waren zum kleinen Preis gewinnen zu können.

Nicht alle Produkte gehören Mystery Brand

Obwohl die Firma Mystery Brand in den letzten Wochen wegen ihres Geschäftsmodells immer wieder in den Medien kritisiert wurde, gab sich das Unternehmen bislang äußerst bedeckt.

Sowohl über den Firmensitz als auch über die Gründer konnte nur gemutmaßt werden.

Auf Anfrage der Website The Verge (Link auf Englisch) nahm nun erstmals Tim Perk, ein Vertreter des Unternehmens, zu einer Reihe von Vorwürfen Stellung.

Perk bestätigte, was viele bereits vermutet hatten: Nobelautos, teure Uhren und eine Villa im Wert von 250 Millionen Dollar (ca. 218 Millionen Euro) sind kein Eigentum von Mystery Brand.

Vielmehr hätten die Luxusgewinne einen symbolischen Charakter:

„Wir müssen diese Autos oder Häuser physisch nicht besitzen, um sie als Preise in die Box aufzunehmen (…). Wenn der Nutzer einen solchen Preis gewinnen würde, würden wir ihm entweder den genauen Geldwert des Preises anbieten, oder unsere Vertreter würden persönlich in die Stadt des Gewinners fliegen und ihm beim Kauf eines Autos oder Hauses helfen.“

Bei den Käufern der Mystery Boxen, die auf hohe Sofortgewinne hoffen, dürften diese Aussagen wenig Vertrauen erwecken. Auch ist bisher kein Fall bekannt, bei dem Mystery Brand einen solch kostspieligen Gewinn vergeben hätte.

Wann kommt der Paketbote?

Eine weitere Beschwerde betraf die langen Lieferzeiten der gewonnen Produkte. User, die sich den Inhalt ihrer Mystery Box schicken lassen wollten, mussten teilweise Wochen auf ihre Sendungen warten. Dies warf die Frage auf, ob Mystery Brand überhaupt im Besitz der ausgelobten Preise ist.

Wie Perk nun zugab, hat Mystery Brand auch Sachpreise mit niedrigerem Wert nicht immer auf Lager. Vielmehr kauft die Firma diese erst nach einem Gewinn.

Abhängig ist das Unternehmen dabei von der Internetplattform StockX, bei der vor allem Streetwear, Sneakers, Handtaschen und Uhren gehandelt werden. Auch wenn StockX als vertrauensvoller Reseller von Mode und Accessoires gilt, sind nicht alle der auf der Internetseite präsentierten Produkte originale Markenartikel.

Nutzer, die Mystery Boxen mit teurer Mode erstehen wollen, müssen also nicht nur in Kauf nehmen, dass ihre Produkte von einem unbekannten Drittanbieter kommen, sondern auch gefälscht sein könnten.

Glücksspiel für Teenager

Jake Paul

Jake Paul warb für das umstrittene Unternehmen. (Quelle: Wikipedia)

Einer der Hauptkritikpunkte aber ist, dass Mystery Brand Glücksspiel für Kinder offeriert. Schließlich ist das Angebot des Unternehmens für Personen ab 13 Jahren zugänglich, die sich kinderleicht über Facebook, Steam oder Twitter auf der Website registrieren und die Boxen kaufen können.

Obwohl sich Mystery Brand nicht explizit als Glücksspielseite versteht, nutzt das Unternehmen Methoden, die sonst vor allem von Online-Casinos verwendet werden.

So hat die Firma „Provably Fair“ in seine Website integriert. „Provably Fair“ ist ein Algorithmus, der die Fairness eines Spiels garantieren soll. Er dient dazu, jede platzierte Wette in einem Spiel nachverfolgen und verifizieren zu können.

So soll garantiert werden, dass Glücksspielanbieter die Wahrscheinlichkeiten eines Spieles nicht zu ihrem Vorteil manipulieren.

Dass Mystery Brand Anwendungen aus dem Glücksspielsektor auf seiner Website verwendet, ist ein Indiz dafür, dass es sich tatsächlich um eine Glücksspielseite handelt, die folgerichtig durch Behörden reguliert und kontrolliert werden müsste.

Dieser Auffassung scheint auch die UK Gambling Commission zu sein, die laut Berichten der BBC eine Prüfung der Mystery Brand durchführen will.

YouTuber rudern zaghaft zurück

Nachdem die Influencer Jake Paul und Brian „Ricegum“ Le in ihren Videos für Mystery Brand warben und dadurch eine große Kontroverse in der YouTube-Community auslösten, folgte nun ein zaghaftes Zurückrudern.

Während Brian Le in einem Video sagte, erst von seinem Management zur Produktion des Werbevideos überzeugt worden zu sein, forderte Jake Paul seine Twitter-Follower auf, nicht an Glücksspiel teilzunehmen.