Freitag, 19. April 2024

UK: Online-Casino SkyVegas lockt Problemspieler trotz Selbstsperre mit Bonus-Angeboten

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Das britische Online-Casino SkyVegas hat in den vergangenen Tagen Bonusangebote an abstinente Problemspieler verschickt. Dies belegen unter anderem mehrere Social-Media-Posts. Sie zeigen, wie der Betreiber, die Flutter-Tochter SkyBet, den Betroffenen per Mail Freispiele anbietet. Die britische Glücksspielaufsicht UK Gambling Commission (UKGC) hat Ermittlungen aufgenommen.

Unterhaltungsangebot für Spielsüchtige

Am Dienstag dieser Woche erschienen erste Meldungen auf Twitter, nach denen das Online-Casino SkyVegas aktiv Kontakt zu Personen aufgenommen hat, die sich explizit gegen Werbung des Glücksspielanbieters entschieden haben. Teils hatten die Betroffenen, ehemalige Kunden des Casinos, nicht nur dem Direktmarketing widersprochen, sondern sich auch selbst plattformübergreifend vom Glücksspiel ausgeschlossen oder waren gesperrt worden.

In Politik und Öffentlichkeit stößt die ungewollte Kontaktaufnahme auf harsche Kritik. Verstärkt wird die Empörung durch den Zeitpunkt der Promotion. Aktuell engagieren sich diverse Akteure aus Industrie, Politik und Spielerschutz im Rahmen der Safer Gambling Week für Aufklärung und Spielsuchtprävention.  Zur Kampagne gehört auch der deutliche Hinweis auf die Möglichkeit, sich durch Selbstsperre vor den Gefahren des Glücksspiels zu schützen.

In mehreren aufeinanderfolgenden E-Mails warb SkyVegas für einen „Mystery Bonus“, den es schnell einzulösen gelte. Bei Einzahlung von 5 GBP erhalte der Spieler 100 „Freispiele“. Das Beste daran sei, dass der Spieler alle hieraus resultierenden Gewinne behalten dürfe. Illustriert war die Werbung mit an Spielautomaten erinnernden Hintergründen und dem Slogan Entertainment like no other (dt. „Unvergleichliche Unterhaltung“).

Einer der Betroffenen, die die Kontaktaufnahme des Glücksspielbetreibers per Screenshot auf Twitter dokumentierten, ist Adam Peck aus Bristol. Er erklärt im Gespräch mit dem britischen The Guardian [Seite auf Englisch], dass der überraschende Erhalt der Casino-Werbung ihn auch drei Jahre nach Überwindung der Sucht schwer getroffen habe. Er fürchte, dass die Nachrichten bei anderen abstinenten Problemspielern zu Rückfällen geführt haben könnten.

Kein Vertrauen in die Glücksspiel-Industrie

Auch politische Akteure zeigen sich ungehalten. Iain Duncan Smith ist ehemaliger Vorsitzender der Konservativen und Initiator einer parteiübergreifenden glücksspielkritischen Parlamentariergruppe . Er sieht im Verhalten des Online-Casinos den Beweis, dass der Industrie mit Blick auf den Schutz vulnerabler Personen nicht getraut werden könne:

Menschen, die versuchen, aufzuhören und dafür zu sorgen, dass sie nicht noch tiefer in den Strudel der Schulden hineingezogen werden, werden zur Zielscheibe. Das ist ungeheuerlich. Es zeigt uns, dass für sie die Selbstregulierung [der Branche] nicht mehr funktioniert. Wie oft passiert so etwas? Können sie sicherstellen, dass es nicht wieder passiert? Das ist sehr gefährlich, es geht hier um Menschenleben.

Tatsächlich war SkyVegas-Betreiber Sky Betting and Gaming bereits im Jahr 2018 für einen ähnlichen Verstoß gegen die Glücksspiel-Richtlinien von der UKGC mit einer Strafe von 1 Mio. GBP belegt worden.

Auch im aktuellen Fall hat sich die Glücksspielaufsicht bereits eingeschaltet. Weniger als 24 Stunden nach den ersten Meldungen gab die Behörde ebenfalls über Twitter bekannt, entsprechende Ermittlungen eingeleitet zu haben.

Sky Betting and Gaming gibt sich derweil zerknirscht. Das Unternehmen bitte die Betroffenen um Entschuldigung. Man sei „außerordentlich enttäuscht“, dass auch vom Glücksspiel ausgeschlossenen Personen versehentlich Werbematerial zugesandt worden sei. Die Angelegenheit werde sehr ernstgenommen. Interne Ermittlungen sollten nun mit höchster Priorität untersuchen, wie es dazu habe kommen können.