Freitag, 29. März 2024

Schlimmer als gedacht: WestSpiel in NRW tief in den roten Zahlen

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Die Casinos der WestSpiel Gruppe schreiben rote Zahlen. (Bild: presseportal.de)

Die Situation der WestSpiel Gruppe, dem größten Spielbankenbetreiber in NRW, ist kritischer als gedacht. Laut lokalen Medien soll es sich bei dem Unternehmen mittlerweile um einen sanierungsbedürftigen Betrieb mit einem Verlustzuwachs von mehr als 150 % handeln.

Minus im letzten Jahr mehr als verdoppelt

Das letzte Geschäftsjahr bei WestSpiel soll nach Informationen lokaler Medien sehr schlecht verlaufen sein. Der Tageszeitung „Aachener Nachrichten“ soll in diesem Zusammenhang der noch unveröffentlichte Konzernabschluss der WestSpiel Gruppe vorliegen. Dieser ließe erkennen, dass das vergangene Jahr ein größeres Loch in den Haushalt des Casinobetreibers gerissen habe als zunächst vermutet, so die Redaktion der Aachener Nachrichten.

Der Bericht zeige ein Konzernminus, dass mehr als doppelt so hoch liege wie noch im Vorjahr. Von 2,9 Millionen Euro fehlender Gelder, soll sich dieser Betrag nun für das letzte Jahr auf 7,6 Millionen erhöht haben. Dabei handelt es sich um einen Anstieg von mehr als 150 %.

Das Konzernminus, auch Jahresfehlbetrag genannt, bezeichnet dabei einen negativen Wert nach Verrechnung aller Erträge und Verluste in einem Geschäftsjahr. Die Differenz aus diesen beiden Größen gibt an, ob das Unternehmen einen Gewinn oder Verlust erzielt hat.

Rote Zahlen schlecht für Privatisierungspläne

WestSpiel befindet sich derzeit noch im Besitz des Landes Nordrhein-Westfalen, genauer gesagt über die Zugehörigkeit zur NRW.Bank. Dabei handelt es sich um die Förderbank von Nordrhein-Westfalen, deren Träger das Land ist. Am 8. Mai 2018 wurde jedoch die Privatisierung des Unternehmens durch die schwarz-gelbe Landesregierung von NRW beschlossen.

Seitdem wird europaweit nach einem Käufer gesucht. Trotz Gerüchten, zwei große Glücksspielfirmen seien an einer Übernahme interessiert, gibt es bis dato noch keine Bestätigung eines Verkaufs. Angesichts der jüngsten Neuigkeiten zur Finanzlage der WestSpiel Gruppe dürfte sich ein erfolgreicher Verkauf nun noch einmal wesentlich schwieriger gestalten.

Verkaufspreis von WestSpiel auf Talfahrt

Als Interessenten für WestSpiel gelten die deutsche Gauselmann Gruppe sowie der österreichische Großkonzern Novomatic. Beide Unternehmen sind bekannte Namen in der Branche.

Novomatic-Chef Johann Graf

Johann Graf (Bild: forbes.com)

Novomatic wurde von Johann Graf gegründet und stammt aus Gumpoldskirchen in Niederösterreich. Die Firma gehört zu den weltweit größten Glücksspielunternehmen. Mit Beteiligungen an zahlreichen anderen Firmen aus der Branche verfolgt Novomatic einen internationalen Expansionskurs bis in die USA. Bekannte Marken des Konzerns sind Admiral Sportwetten, Löwen Entertainment, Greentube und die Novoline Online Spielautomaten.

Für ein Unternehmen, das einen Verlustanstieg von über 150 % erlitten hat, werde das Land keinen hohen Verkaufspreis mehr erzielen, so die Gauselmann Gruppe. Aus der Politik heißt es, man wolle den Verkauf jetzt besonders zügig vorantreiben.

Teil der Familie Gauselmann

Teil der Familie Gauselmann (Bild: gauselmann.de)

Bei Gauselmann handelt es sich um ein deutsches Glücksspielunternehmen aus dem nordrhein-westfälischen Espelkamp, das seit über 60 Jahren von Gründer Paul Gauselmann und dessen Familie geführt wird. Zum Konzern gehören unter anderem die bekannten Merkur Spielotheken mit der lachenden Sonne und die beliebten Online Slots von Blueprint Gaming.

Faktoren, die die Geschäfte der WestSpiel Gruppe negativ beeinflusst haben, sollen zum einen die Vorsorgeansprüche ehemaliger Mitarbeiter sein, für deren Altersabsicherung das Unternehmen hohe Beträge aufwenden müsse.

Zum anderen sei ein neues Casino-Projekt in Köln mitverantwortlich für die hohen Kosten. Dabei handelt es sich um eine geplante neue Spielbank im Kölner Stadtteil Deutz. Das Projekt ist derzeit trotz bestehender Lizenz jedoch auf Eis gelegt.

Mitarbeiter wehren sich gegen Verkauf

Die WestSpiel Mitarbeiter haben sich in Demonstrationen an mehreren Standorten bereits gegen den bevorstehenden Verkauf gewehrt. In Dortmund, wo sich die Spielbank Hohensyburg befindet, demonstrierten Anfang Mai knapp 100 Menschen gegen die geplante Privatisierung. Ähnliche Szenen spielten sich auch in Aachen und Duisburg ab.

Die Sorge der Angestellten gilt dabei in erster Linie dem Verlust ihrer Arbeitsplätze sowie einer schlechteren Bezahlung im Fall einer Privatisierung.

WestSpiel spült 40 Millionen in Landeskasse

Insgesamt beschäftigt die WestSpiel Gruppe rund 1.000 Mitarbeiter an verschiedenen Standorten in NRW und über die Landesgrenzen hinaus. In Nordrhein-Westfalen gehören vier Spielbanken zum Unternehmen, nämlich die Casinos in Aachen, Duisburg, Dortmund-Hohensyburg und Bad Oeynhausen im Kreis Minden.

Bundesweit betreibt WestSpiel außerdem Häuser in Bremen und Erfurt. Bei den Spielstätten in Duisburg und Dortmund handelt es sich trotz der schlechten Gesamtzahlen um die beiden erfolgreichsten und besucherstärksten Casinos Deutschlands.

Trotz der anhaltenden Verluste des Casinobetreibers profitiert das Land NRW von den Spielbanken. Über die Spielbankenabgabe strich das Land zuletzt rund 40 Millionen Euro jährlich ein, während der interne Verlust der WestSpiel Gruppe auch damals schon bei fast 3 Millionen Euro lag.