Dienstag, 23. April 2024

Schottland: Tierschützer und Politiker fordern Verbot von Windhundrennen

Windhund liegt auf einer Decke Laut den schottischen Tierschützern kommen die Windhunde bei Rennen immer wieder qualvoll zu Tode (Bild: Piqsels)

Tierschützer sowie Abgeordnete des schottischen Parlaments fordern ein Verbot von Windhundrennen in Schottland. Wie BBC und The Times heute Morgen berichteten, hätten Tierschutzorganisationen „dramatische Zustände“ innerhalb der Windhund-Industrie aufgedeckt. Nicht nur kämen Tiere immer wieder qualvoll ums Leben, sondern würden viele auch mit Kokain und anderen illegalen Substanzen gedopt.

Mit dem Shawfield Stadium gibt es in Schottland heute nur noch eine einzige Windhund-Rennstrecke. Wie die Schottish Society for the Prevention of Cruelty to Animals (SPCR, Seite auf Englisch) erklärt, sei das Interesse an dem Sport mit steigender Tierliebe innerhalb der Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten stark gesunken. Dass heute überhaupt noch Rennen stattfänden, sei einer veralteten Gesetzgebung geschuldet.

Unregulierte Rennen ohne Tierarzt und Erste Hilfe

Neben den Rennen auf der offiziellen Rennstrecke fänden jedoch auch unregulierte Rennen im Thornton Stadium in Fife statt. Dort gebe es keinerlei Kontrollen, Unfälle und Todesfälle würden nicht protokolliert und bei Rennen seien keine Tierärzte anwesend.

Den offiziellen Daten der Regulierungsbehörde Greyhound Board of Great Britain (GBGB) zufolge habe es zwischen 2017 und 2020 auf allen lizenzierten Rennstrecken Großbritanniens 197 Verletzungen und 15 Todesfälle gegeben. Die SPCR gehe davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen deutlich höher lägen, würde man die nicht regulierten Rennbahnen mit einbeziehen.

Auch die Organisation Scotland Against Greyhound Exploitation (SAGE) fordert die sofortige Schließung der beiden Rennstrecken. Ein Verbot der Rennen in Thornton sei besonders dringlich. Sprecherin Gill Dochterty kommentiert:

Das Fehlen einer Regulierung bedeutet, dass kein Tierarzt bei den Rennen anwesend ist. Dies wiederum bedeutet, dass keine erste Hilfe geleistet oder Schmerzmittel verabreicht werden, wenn Hunde sich verletzen. Es ist kein Tierarzt vor Ort, der einen Hund von seinem Leid erlösen kann, wenn es zu einer katastrophalen Verletzung wie einem Bruch von Wirbelsäule oder Nacken kommt.“

Wie die SPCA zudem erklärt, seien die Hunde in Thornton besonders gefährdet. So würden oft Windhunde ins Rennen geschickt, die aufgrund hohen Alters nicht mehr auf regulierten Rennbahnen rennen dürften.

Doping mit Steroiden und Kokain weit verbreitet

Sowohl auf der regulierten als auch auf der unregulierten Rennbahn sei zudem Doping ein großes Problem. Während in Thornton keinerlei Tests stattfänden, würden die Hunde in Shawfield höchstens vor 2 % der Rennen getestet. Wann immer Tests durchgeführt würden, seien die Ergebnisse alarmierend.

Zwischen 2018 und 2019 seien insgesamt 13 Hunde positiv auf verbotene Substanzen getestet worden. In fünf Fällen habe es sich um Kokain gehandelt. Andere gängige Doping-Produkte seien Steroide und Koffein.

Für die SPCA könne die Indizienlage daher nur zu einer Konsequenz führen: dem sofortigen Verbot von Windhundrennen in ganz Schottland. Vorsitzender Mike Flynn fasst zusammen:

Die SPCA ist erfreut, dass die Regierung Schottlands die Interessensvertreter auffordert, zu den Windhundrennen Stellung zu nehmen. Wir hoffen, dass die Prüfung dazu führen wird, diese nicht mehr zeitgemäße Industrie zu verbieten. Die Hunde werden ausschließlich für den Zweck gezüchtet, den Menschen Profite einzubringen, während ihrem Wohlergehen auf und außerhalb der Rennstrecken keinerlei Beachtung geschenkt wird.“

Schottland solle daher Pionierarbeit leisten und die Windhundrennen als erstes Land innerhalb des Vereinigten Königreiches verbieten. In Wales und Nordirland, wo es jeweils eine aktive Rennstrecke gibt, scheint es noch keinerlei Überlegungen in dieser Hinsicht zu geben.

Das GBGB verteidigt indes die Rennen und betont, dass das Wohlergehen der Tiere auf den knapp 30 Rennstrecken in Großbritannien stets im Fokus stehe. Angesichts der Verletzungs- und Todeszahlen sowie der Doping-Vorfälle dürften Tierschützer weiterhin anderer Meinung sein.