Donnerstag, 25. April 2024

Viele Berliner Schüler haben Erfahrung mit Online Glücksspielen

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In Berlin hat 1/3 der Schüler schon einmal im Internet Glücksspiele gespielt. (Bildquelle)

Eine Studie der Fachstelle für Suchtprävention Berlin hat ergeben, dass jeder dritte Schüler in der Hauptstadt schon einmal Online Glücksspiele gespielt hat. Mehr als 1.600 Schüler sind für die Untersuchung befragt worden. Alle Teilnehmer haben ihre Angaben anonym gemacht. Besonders auffällig sind die Unterschiede in der Geschlechter- und Schulformenverteilung.

Auch Schüler mit Migrationshintergrund seien häufiger an Glücksspielen im Internet beteiligt als Schüler aus einem deutschen Elternhaus. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse in der Ärzte Zeitung. Wichtige Zusatzinformation: Die Zahl der Spielsüchtigen in Deutschland ist insgesamt rückläufig.

Jungs zocken mehr als Mädchen

Besonders auffällig waren die Ergebnisse bei der Geschlechterverteilung. Die allgemeine Tendenz, dass vor allem junge Männer besonders anfällig für die Entwicklung eines problematischen Spielverhaltens sind, bestätigte sich in den Zahlen aus der Schülerbefragung.

So gaben 12,7 % der Jungen an, im letzten Monat an einem Glücksspiel im Internet teilgenommen zu haben, während es bei den Mädchen lediglich 2, 7 % waren. Besonders gefährdet seien außerdem Kinder und Jugendliche, die aus schwierigen Verhältnissen stammten und wenig Zukunftsperspektiven sähen, erklärt Fachstellenleiterin Kerstin Jüngling:

„Je schlechter die Lebens- und Berufsperspektiven und je früher der Kontakt zu diesen scheinbaren Chancen, desto gefährdeter sind die jungen Menschen.“

Diese Einschätzung wird gestützt durch die Tatsache, dass mehr als doppelt so viele Berufsschüler wie Gymnasiasten schon an Online Glücksspielen teilgenommen haben. Dabei stehen 43, 3 % glücksspielerfahrene Berufsschüler lediglich 19,9 % Gymnasiasten gegenüber. Der Sozialstatus und die Berufsaussichten sind somit ein wichtiger Faktor und können sich auf die Spieltendenz einer Person auswirken.

Per Gesetz ist Glücksspiel erst ab 18 erlaubt

Glücksspiele, egal ob in einer landbasierten Spielhalle, einem echten Casino oder im Internet, sind für Minderjährige, sprich Kinder und Jugendliche, verboten. Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) bestimmt als Zeitpunkt der Volljährigkeit das 18. Lebensjahr.

Erst mit dem 18. Geburtstag sind Personen in Deutschland voll geschäftsfähig und können wirksame Rechtsgeschäfte vornehmen, darunter beispielsweise legal hochprozentigen Alkohol kaufen, Clubs besuchen oder eben an Glücksspielen teilnehmen. Noch bis 1974 galt für die Volljährigkeit übrigens 21 als Grenze.

Als bekannte Risikogruppe gelten junge Männer, die besonders anfällig für Sportwetten sind. Aber auch ein niedriger Bildungsabschluss und ein Migrationshintergrund können die Entwicklung eines gesteigerten Spielaufkommens begünstigen.

Erste Anzeichen für eine Spielsucht schnell erkennen

Die Aufgabe und das Ziel der Beratungsstelle in Berlin und jeder anderen verwandten Einrichtung in der Bundesrepublik ist es, über die Gefahren und Risiken eines problematischen Spielverhaltens aufzuklären und zu informieren, Früherkennungsmaßnahmen durchzuführen und Betroffenen Beratungs- und Therapiemöglichkeiten aufzuzeigen.

Kerstin Jüngling und ihr Team bilden außerdem sogenannte Multiplikatoren aus. Dabei handelt es sich um Personen oder Einrichtungen, die Fachwissen und Informationsmaterial zur Problematik weitergeben und verbreiten. B

eratungsstellen sowie medizinische und psychologische Behandlungsmöglichkeiten durch geschulte Therapeuten und Ärzte werden dann nötig, wenn Personen Anzeichen einer Spielsucht aufweisen. Auch dieses Thema wurde in der Befragung berücksichtigt und ließ erkennen, dass Früherkennung keineswegs außer Acht gelassen werden sollte:

  • „Auch wenn ich verliere, spiele ich weiter“ – 50 % Zustimmung
  • „Ich habe mein Online Glücksspiel schon öfter verheimlicht“ – 28 % Zustimmung
  • „Ich spiele oft länger, als ich mit vorgenommen habe“ – 23,4 % Zustimmung

Diese Aussagen können, müssen aber nicht, auf ein problematisches Spielverhalten hindeuten. Aus diesem Grund ist eine frühe Aufklärung besonders wichtig.

Zahl der Spielsüchtigen auf neuem Tiefstand

Die Bemühungen und Maßnahmen im Bereich Spieler- und Jugendschutz von Glücksspielunternehmern, Politik und anderen Initiativen zeigen kontinuierliche Erfolge. Die Zahl der Spielsüchtigen in Deutschland ist rückläufig und beläuft sich nach einer Analyse der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) aktuell auf 455.000 Personen.

Das Jahrbuch Sucht 2017 der DHS liefert alle wichtigen Zahlen zur Suchtentwicklung in Deutschland und zeigt, dass Glücksspielsucht einen verschwindend geringen Anteil der Suchterkrankungen in der Bundesrepublik ausmacht. Von den 455.000 betroffenen Personen handelt es sich bei 215.000 Menschen um pathologische Spieler. Zum Vergleich: Rund 1,8 Millionen Deutsche sind alkoholabhängig.