Dienstag, 16. April 2024

Schweizer Glücksspiel-Aufsicht und Loterie Romande uneinig über Spielerschutz

Loterie Romande Hauptquartier

Die Schweizer Glücksspiel-Aufsicht GESPA fordert die Loterie Romande aktuell auf, neue Spielerschutz-Maßnahmen einzuführen. Konkret soll die staatliche Lotterie der Westschweiz die von ihr betriebenen Spielterminals, auch „Tactilos“ genannt, an das interkantonale Spielersperrsystem anschließen. Wie die Zeitung Tribune de Genève am Samstag berichtete, stelle sich die Lotterie jedoch quer.

Die Loterie Romande betreibt insgesamt 700 Tactilos in der Romandie. Die Geräte sind in Lotterie-Annahmestellen, Bistrots und Bars aufgestellt und bieten Spielern eine Reihe elektronischer Sofortspiele, insbesondere Rubbellose. Laut dem jüngsten Geschäftsbericht der Loterie Romande generierten die Geräte im Jahr 2020 rund 42,5 Mio. CHF (39,7 Mio. Euro) Umsatz.

Während die Loterie Romande grundsätzlich bereit sei, ihren Spielerschutz zu erhöhen und die Tactilos sicherer zu gestalten, halte sie die Herangehensweise der GESPA für „überzogen“. Die Geräte seien deutlich weniger suchterzeugend als viele andere Glücksspiele und trügen nicht merklich zum nationalen Spielsucht-Problem bei.

Um die Geräte an das Spielersperrsystem anzuschließen und somit allen vom Glücksspiel ausgeschlossenen Spielern den Zugang zu verwehren, müsste die Lotterie ihre Tactilos technologisch umrüsten. Wie von der GESPA gefordert, müssten sich Spieler dann an den Geräten einloggen, um spielen zu können. Laut der Loterie Romande lohne sich dieser Aufwand nicht.

Alternative Lösung: Gewinne vorenthalten und drosseln

Für sinnvoller hingegen erachte die Lotterie eine andere Maßnahme. Bei ihr würden Problemspielern Gewinne vorenthalten. Wie genau die Lotterie sich das „Vorenthalten“ vorstellt und wie sich dies umsetzen ließe, bleibt zunächst offen.

Sie schlage darüber hinaus vor, den Höchstgewinn allgemein auf 1.000 CHF (935 Euro) zu drosseln. Auf diese Weise werde der Anreiz zum Spielen insgesamt verringert, so die Argumentation der Lotterie.

Gleichzeitig hätte eine Herabsetzung des Höchstgewinnes kaum Auswirkungen auf die meisten anderen Spieler, da es ohnehin nur sehr wenige elektronische Lose gebe, deren Höchstgewinn 1.000 CHF übersteige. Bei Millionen von Spielen könne nur bei ein paar hundert Spielen ein vierstelliger Gewinn erzielt werden.

Die GESPA zeige sich mit dieser Alternative jedoch nicht einverstanden. Laut Vorstandsmitglied Pascal Philipona wäre eine solche Lösung lediglich eine vorgebliche Spielerschutzmaßnahme.

Dass die Loterie Romande grundsätzlich einverstanden ist, ihre Spiele zu begrenzen, ist eine Sache. Eine andere Sache ist jedoch die Umsetzung dieser Begrenzung. Es geht hier um den Unterschied zwischen einer Maßnahme, die tatsächlichen Schutz bietet und einer Alibi-Maßnahme.

Um Problemspieler mithilfe einer Begrenzung der Gewinne zu schützen, müsse der Maximalgewinn daher auf höchstens 50 CHF begrenzt werden, erklärt die Behörde. Diesen Vorschlag habe die Lotterie jedoch bereits abgelehnt.

Eine Quälerei der Spielsüchtigen?

In die Diskussion eingebracht hat sich nun auch das Suchtforschungs-Zentrum der Westschweiz (GREA) [Seite auf Französisch]. Die Experten unterstützten die Forderung der GESPA, die Tactilos an das Spielersperrsystem anzuschließen. Die von der Lotterie genannte Alternative sei unverantwortlich, so die GREA. Die Suchtexpertin Camille Robert kommentiert:

Wir hoffen, dass die Option des Logins gewählt wird. Die Idee, die Gewinne nicht auszuzahlen, ist absolut nicht angemessen. Man soll die Spielsüchtigen spielen lassen und ihnen obendrein noch das Wenige, das sie gewinnen, wegnehmen? Das ist fürchterlich.

Laut Robert seien die Tactilos darüber hinaus keineswegs weniger suchtgefährdend als andere Glücksspiele. Mehrere Studien hätten dies in den letzten Jahren deutlich aufgezeigt.

Auch berichteten Spielerhilfen, dass rund die Hälfte der Hilfesuchenden mit problematischem Spielverhalten an den Spielterminals zu kämpfen habe. Die Lotterie müsse daher Verantwortung übernehmen und wirklich effiziente Spielerschutzmaßnahmen etablieren, fordert die GREA.