Dienstag, 08. Oktober 2024

Spielsucht und Pandemie: Mehr Schweizer Jugendliche gefährdet

Junge mit Hut auf einem Stuhl

Auch wenn die Pandemie zum großen Teil überwunden scheint, berichten zahlreiche Studien von deren starken Auswirkungen auf die Psyche junger Menschen. Die Suchtprävention sei nun besonderes gefordert, erklärte die Schweizer Organisation Sucht Schweiz in ihrer Pressemitteilung vom Mittwoch.

Die Organisation richtet ihren Appell an Vertreter von Politik und Gesellschaft. Die Verantwortlichen unterstreichen dabei die Notwendigkeit, insbesondere Jugendliche zu stärken und vor aggressiven Marketingkampagnen der Glücksspiel-, Tabak- und Alkoholbranchen zu schützen.

Die Auflagen in Zeiten der Pandemie in Form von Kontaktverboten und beschränkten Freizeitmöglichkeiten hätten unsichere Zukunftsaussichten zur Folge. Dies habe bei jungen Menschen Spuren hinterlassen und mache sie besonders anfällig für Süchte verschiedener Art.

Die Leiterin Prävention bei Sucht Schweiz, Liliane Galley, erklärte:

Heute gibt es insgesamt mehr vulnerable Jugendliche und es wird wahrscheinlich auch in näherer Zukunft mehr geben.

Erhöhte Gefahren für bereits geschwächte Menschen

In präpandemischen Zeiten hätten Jugendliche Belastungen abbauen können, indem sie sich mit Freunden ausgetauscht hätten oder ihren Hobbys nachgegangen seien, etwa in Form von sportlichen Aktivitäten.

Dies sei jedoch in den vergangenen Monaten nur stark eingeschränkt möglich gewesen, was soziale Isolation und Stress zur Folge gehabt habe. So heißt es in der Pressemitteilung:

Wenn die Risikofaktoren wie Einsamkeitsgefühle zunehmen und gleichzeitig die Schutzfaktoren wie der Austausch im Freundeskreis abnehmen, steigt das Risiko von psychischen Problemen. Eine schlechte psychische Gesundheit erhöht auch bei Jugendlichen das Risiko für einen problematischen Substanzkonsum.

Besonders gefährdet seien jene Jugendlichen, die bereits vorher stärker belastet gewesen seien, etwa durch fehlende Unterstützung seitens der Familie, schwierige wirtschaftliche Verhältnisse oder psychische Vorerkrankungen.

Präventive Maßnahmen, Früherkennung und rechtzeitige Intervention seien daher jetzt besonders notwendig, so Galley. Aus diesem Grunde müssten Menschen wie Schulsozialarbeiter und Lehrkräfte, die mit Jugendlichen arbeiteten, Unterstützung erhalten.

Jugendliche stärken und Konsumanreize vermeiden

Ein probates Mittel der Suchtprävention sei nach Ansicht von Sucht Schweiz, das Marketing für Glücksspiel, Alkohol und Tabak zu verhindern, bzw. einzuschränken. Die Organisation befürchte, dass diese Unternehmen im Rahmen der Lockerungen ihre Marketingaktionen ausbauen könnten.

Forderungen von Sucht Schweiz:

  • Einschränkung von Zugang und Attraktivität der Produkte, zum Beispiel durch Werbeeinschränkungen und Vermeidung von Dumpingpreisen
  • Mehr Angebote gesundheitsfördernder Maßnahmen in den Bereichen Schule und Freizeit.
  • Unterstützung der Eltern und der Fachleute

In den vergangenen Monaten hätten sich Kinder und Jugendliche solidarisch zeigen und dadurch auf vieles verzichten müssen. Nun sei es an der Zeit, dass die Gesellschaft sich auf die Bedürfnisse der jungen Menschen fokussiere.