Donnerstag, 07. November 2024

Schweizer Kantone starten Kampagne gegen Glücksspielsucht

In der Schweiz tätigen Spieler mit problematischem Spielverhalten beim Online-Glücksspiel rund die Hälfte aller Spieleinsätze. Dies hat die Stiftung Sucht Schweiz gestern berichtet. Die Kantone starten vor diesem Hintergrund nun eine digitale Kampagne, die über die Risiken des Online-Glücksspiels aufklären soll.

In der Schweiz zeigen laut Stiftung Sucht Schweiz rund 192.000 Personen ein risikoreiches Spielverhalten. Da Online-Angebote permanent verfügbar seien, die soziale Kontrolle fehle und der Bezug zum realen Geld verloren gehe, werde ein kleiner Teil dieser Spieler glücksspielsüchtig.

Sensibilisierung mit einem Augenzwinkern

Das Programm „Spielen ohne Sucht“ lanciert vor diesem Hintergrund nun im Auftrag von 16 Deutschschweizer Kantonen eine Sensibilisierungskampagne. Diese soll über die Risiken und das Suchtpotenzial der Online-Glücksspiele aufklären und auf Hilfsangebote aufmerksam machen.

Videoausschnitt Pferderennen Suchtschweiz

Mit ironischen Videos wollen Schweizer Kantone auf die Online Glücksspielsucht aufmerksam machen. (Bild: Sucht Schweiz/suchtschweiz.ch)

Mittelpunkt der Kampagne bilden ironische Kurzfilme, die Spieler und Angehörige mit Spannung und Witz für die Online Glücksspielsucht sensibilisieren wollen.

Die Kurzfilme zu den Themen „Sportwetten“, „Casinospiele“ und „Rubbellose“ sollen Spieler dazu anregen, das eigene Spielverhalten kritisch zu prüfen und Hinweise zur Bewältigung von problematischem Spielverhalten vermitteln.

Die Videos sind auf Youtube verfügbar und werden auf Facebook geteilt. Betroffene und Angehörige erhalten zudem auf der Webseite sosspielsucht.ch konkrete Tipps zum Umgang mit der problematischen Spielverhalten und zur Schadensminderung. So heißt es hier zum Beispiel:

„Time-out: Online-Spiele bieten neue Risiken. Am Handy und am Computer sind Glücksspiele jederzeit verfügbar. Mach Pausen und lege das Gerät weg. Zahlen sind reales Geld: Manchmal ist einem beim Spiel am Handy oder am Computer gar nicht bewusst, dass man um Echtgeld spielt.“

Als spezifische Risiken des Online Glücksspiels nennt das Programm, dass die Spiele 24 Stunden am Tag verfügbar seien, das Casino sich auf dem Handy und damit in der Hosentasche befinde, das Geld virtuell sei, keine soziale Kontrolle erfolge und es niemandem auffalle, wie lange man spiele.

Von der Spielsucht betroffen seien besonders Männer, betont die Stiftung Sucht Schweiz mit Bezug auf die bisher noch unveröffentlichte Studie E-Games Schweiz.

Die Hautergebnisse der Studie E-Games Schweiz

Die E-Games Studie wurde vom westschweizer Präventionsprogramm „Programme intercantonal de lutte contre la dépendance au jeu“ (PILDJ) durchgeführt und soll demnächst veröffentlicht werden. Einige Hauptergebnisse sind bereits jetzt einsehbar.

Die Studienergebnisse basieren auf einer Stichprobe von 1.666 Personen. Diese hatten angegeben, in den letzten 12 Monaten vor der Befragung an einem Online Glücksspiel teilgenommen zu haben.

Die Befragung für die Studie E-Games Schweiz wurde im Sommer 2018 durchgeführt. Ein halbes Jahr später, am 1. Januar 2019, ist in der Schweiz das neue Geldspielgesetz in Kraft getreten. Dieses erlaubt Glücksspielanbietern, Online-Glücksspiele anzubieten, sofern sie über die entsprechende Konzession verfügen.

Im Sommer 2019 hat die Eidgenössische Spielbankenkommission (ESBK) eine Sperrliste mit Online Casinos veröffentlicht, die keine Schweizer Konzession haben. Internet Provider sollen diese Anbieter blockieren. Allerdings gibt es immer wieder Probleme, die Netzsperren tatsächlich umzusetzen.

Von den Befragten gaben 24,8 Prozent an, mindestens einmal wöchentlich am Online Glücksspiel teilzunehmen. Die mit Abstand häufigste Spielart seien dabei mit insgesamt 85,1 Prozent die Online-Lotterie und die Rubbellose. Mit 16,3 Prozent sind Online-Sportwetten die zweithäufigste Spielart, gefolgt von Online-Poker mit 8,6 Prozent.

Laut Studie zeigten 9 Prozent der Online-Spielenden ein mittleres oder hohes Risikoverhalten, während 20,6 Prozent der Befragten ein geringes Risikoverhalten zeigten. 70,3 Prozent zeigten kein riskantes Verhalten.

Im letzten Monat vor dem Befragungszeitpunkt hätten die Spielenden im Durchschnitt 121 Schweizer Franken (ca. 109 Euro) für Online Glücksspiele ausgeben. Dabei hätten Spieler mit problematischem Spielverhalten (9 Prozent der Umfrageteilnehmer) 45,8 Prozent aller Ausgaben getätigt. Fasse man die Ausgaben der gleichen Spielergruppe für Online- und Offline-Glücksspiele zusammen, steige ihr Ausgabenanteil auf 50,3 Prozent an.

Die Studie soll demnächst vollumfänglich veröffentlicht werden. Offen bleibt die Frage, ob die Studie unter den in diesem Jahr in der Schweiz eingeführten Bestimmungen zu den Zugangseinschränkungen zu internationalen Online Casinos zu den gleichen Ergebnissen kommen würde.